Kapitel 57

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Noch zwei Wochen später schleppe ich mich durch mein Zimmer und werfe alles nötige in meine Tasche hinein.

Kurz nehme ich mir Zeit und lehne mich an meinen Schrank. Ich schließe die Augen und reibe mir über die Schläfen.

„Mach schneller Taylor, sonst kommen wir zu spät", ermahnt mich mein Vater und ich stöhne genervt auf.

„Dann hättest du gestern nicht noch so lange feiern sollen!", gibt er erheitert über meinen Zustand zurück und ich bedenke ihn nur mit einem finsteren Blick. Er lacht fröhlich auf und dreht sich wieder zur Zimmertür.

„In einer Stunde fahren wir! Egal, ob du alles eingepackt hast oder nicht", sagt Dad und verschwindet dann wieder.

In ein paar Stunden bin ich endlich im Trainingscamp.

Ich kann es echt kaum abwarten.

Den ganzen Sommer Fußball spielen! Und das nur mit Leuten, die genauso gut sind wie ich. Ich werde ihnen allen zeigen können, wie gut ich bin. Aber ich werde mit Sicherheit auch noch so unfassbar viel lernen können. Schließlich arbeiten wir da mit richtigen Profis – also nicht, dass Jenna kein Profi ist, aber die Trainer dort sind dann doch was anderes als Jenna.

Ich bin richtig gespannt auf alles!

Jetzt schon mit ein bisschen besserer Laune ziehe ich einen Stapel Shirts heraus und lege die Sachen in meine Tasche. Auf dem Weg zu meiner Kommode stolpere ich über einen Haufen Müll und muss sogar ein wenig grinsen.

Natürlich haben wir gestern eine Art kleine Abschiedsparty gemacht, oder genauer gesagt: einen Abschlussmännerabend.

Chris und Andrew haben drei Sixpack Bier mitgebracht, Calum und Kyle haben Chips geholt und ich habe Pizza bestellt. Dann haben wir uns mit all den Sachen in mein Zimmer verzogen.

Wir haben den ganzen Abend rauchend, Bier trinkend und mit dummen Sportgeschwätz auf meinem Zimmerboden verbracht und um ehrlich zu sein, hatte ich schon lange keinen so erholsamen und einfach guten Abend gehabt.

Wir hatten einfach alle zusammen unseren Spaß und jetzt bin ich doch fast ein wenig traurig, die Jungs hierlassen zu müssen. Sie sind schließlich irgendwie doch meine besten Freunde...

Noch schöner war der Abend nur, weil Calum über Nacht geblieben ist.

Die Jungs haben sich irgendwann verzogen und Calum und ich haben noch die letzten Biere leer gemacht und in einem Nach-Mitternachtssnack die letzten Pizzareste verdrückt. Wir haben uns dann noch in meinem Zimmer ein kleines Duell in Fußballtricks geliefert und uns Gemotze von Anne eingebrockt, weil wir meine Nachttischlampe von ihrem Platz geschossen und damit riesen Krach gemacht haben. Aber wir waren schon so betrunken, dass es uns absolut nicht interessiert hat.

Anne hat uns den Ball abgenommen und uns total wütend ins Bett geschickt – sie wollte Calum wieder zu Ashton schicken, aber Dad konnte sie zum Glück davon überzeugen, dass Calum bei mir bleiben darf...

Nachdem Anne gegangen ist, bin ich also ins Bad und hab mir schnell die Zähne geputzt. Als ich zurückkam, hab ich die Tür hinter mir zugemacht und vom Alkohol beschwipst und ermutigt, hab ich einfach mein Shirt über meinen Kopf gezogen und bin nur im Sport-BH und meiner Jogginghose durchs Zimmer gegangen.

Calum stand am Fenster, eine Zigarette zwischen den Lippen und hat mich mit wachen und interessierten Augen beobachtet, wie ich mich bettfertig gemacht habe. Als ich aber mein Schlafshirt endlich gefunden hatte und es anziehen wollte, hat er mich davon abgehalten. Er hat es mir aus der Hand gezogen, einen tiefen Zug von seiner Zigarette genommen und mich an sich gezogen. Er hat mich geküsst und ich habe das erste Mal seit einer Ewigkeit wieder den grauen Rauch in meinem Körper gespürt. Es hat nicht mehr ganz so gut geschmeckt, wie früher, aber aufregend war es trotzdem.

Tomboy - Calum Hood FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt