Kapitel 12

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Am nächsten Abend habe ich ein kleines Déjà Vu.
Wieder stehe ich vor dem Spiegel und betrachte mein ungewohntes und auch bisschen unbequemes Outfit. Es ist die Jeans von gestern, aber heute habe ich dazu ein weißes Top an und darüber noch eine ozeanblaue, ziemlich durchsichtige Bluse.
Aber wieder seufze ich nur und gehe runter in die Küche, um Anne beim restlichen Vorbereiten zu helfen. Ich soll auf dem Buffettisch noch die restlichen Sachen verteilen. Ich bringe einige Weingläser rüber und beim zweiten Rückweg in die Küche, knöpfe ich doch noch einen Knopf von der Bluse zu. Irgendwie kam es mir so freizügig vor...
„Finger weg, Schätzchen", tadelt Anne schmunzelnd und macht den Kopf gleich wieder auf.
„Das ist so eine Bluse. Wenn du sie zuknöpfst, dann sieht es nicht mehr so schön aus. Achte drauf, dass das Top immer ein kleines bisschen zu sehen ist", lächelt sie mich an und ich schaue an mir selbst runter. Sie zupft noch ein paar Mal an der Bluse, dann lässt sie mich wieder in Ruhe.
„Schaust du nach wie weit Ashton ist? Die ersten Gäste müssten gleich kommen", fragt Anne fröhlich und ich mache mich direkt auf den Weg zu ihm.
Er hat eben noch seine Geschwister weggebracht und sollte sich jetzt auch frisch machen und umziehen. Ich gehe die Treppen runter, es knarrt und sofort ertönt seine genervte Stimme: „Ja, ja... bin fast fertig!"
„Gut...", sage ich und gehe dennoch soweit runter, dass ich ihn sehen kann. Er steckt mit dem Kopf gerade in seinem Shirt fest und bringt mich zum Kichern.
„Lach nicht", grummelt er und schafft es endlich das weiße Shirt richtig anzuziehen. Dazu hat er eine graue, fast schwarze Jeans an und zieht sich jetzt noch einen grauen Sweater drüber. Er lässt den Reißverschluss offen und dreht sich einmal im Kreis.
„Wie sehe ich aus?"
„Gut?", frage ich zurück und er lacht auf: „Wen frage ich da bloß?"
Lachend gehen wir die Stufen wieder hoch und fragen noch einmal bei seiner Mutter nach, ob wir helfen können.
„Seid einfach nur bereit alle zu begrüßen und nehmt ihnen Jacken oder so etwas ab, in Ordnung?"
„Alles klar", antworten wir im Chor und setzen uns im Wohnzimmer auf die Couch zum Warten.

Es dauert vielleicht eine halbe Stunde, dann sind alle Freunde von Anne da. Ash begrüßt alle mit einem Lächeln und ihm werden Komplimente gemacht, was für ein erwachsener Junge er schon ist und solche Sachen. Dann stellt er immer mich vor und bei den letzten Ehepaaren, haben wir schon eine eingespielte Routine.
„Hallo!"

„Ach hallo Ashton! Mensch, du machst dich toll!"
„Dankeschön. Schön euch wiederzusehen. Das ist meine Stiefschwester Taylor, die Tochter von Steven."
„Oh wie nett dich kennenzulernen! Eine hübsche bist du!"
„Dankeschön! Auch sehr nett Sie kennenzulernen."
„Dürfen wir euch die Jacken abnehmen?"
„Dankeschön! Wo ist denn deine Mutter?"
„Im Wohnzimmer."
Und dann zischen die Leute ab, um Anne zu gratulieren. Das ist Ash und mir aber nur recht.
Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass die meisten von Annes Freunden total überpünktlich sind. Sie hat alle für sieben Uhr eingeladen und es ist gerade mal zehn Minuten nach sieben.


„Wann kommt Calum?", fragt Ash mich. Ich fische mein Handy aus meiner hinteren Hosentasche und schaue auf unsere Nachrichten.
„Er wollte um kurz nach sieben da sein", sage ich und stecke das Handy wieder weg.
„Mum und ihre Freunde wollen gleich auf sie anstoßen... Wäre cool, wenn er es noch schafft...", murmelt Ash und ich zucke mit den Schultern. Ich kann nicht ändern, wann Calum kommt.

Auch Dad fragt mich nur einen Moment später, wann Calum endlich kommt. Scheinbar muss für Anne alles perfekt sein. Weil man mir ja sonst keine Ruhe gibt, schreibe ich Calum eine SMS. Er antwortet nur Sekunden später, dass er gerade die Straße langgeht.
Ich überbringe die Nachricht und mein Dad macht sich daran auch für uns drei schnell Sektgläser zu holen, während Ashton und ich an die Tür gehen. Wir machen sie auf und warten schon auf Cal. Der kommt auch wenig später um die Ecke auf den kleinen Weg vorm Haus und grinst uns breit an.
Er hat eine schwarze Jeans an, auch ein weißes Shirt, wie Ashton, aber darüber ein blau-weiß-schwarz kariertes Hemd und er hat es fast bis oben hin geschlossen. Ich lächle ihn breit an und er schlägt zuerst in Ashtons erhobene Hand ein zur Begrüßung, bevor er mich mal wieder in eine enge Umarmung zieht. Danach hält er mich auf Armlänge von sich und schaut mich an.
„Siehst gut aus, Tay", lächelt er und ich beiße mir auf die Lippe.
„Danke. Du scheinst dich auch in Schale geworfen zu haben."
Er winkt ab und dann gehen wir zusammen rein. Erst jetzt bemerke ich, dass er eine kleine Tüte dabei hat und die an der Garderobe abstellt. Sofort ist Dad bei uns und reicht uns die Gläser. Wir folgen ihm ins Wohnzimmer und bleiben etwas abseits als eigenes Grüppchen stehen.

Tomboy - Calum Hood FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt