Kapitel 11

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Ich drehe mich nochmal um mich selbst und schaue mich selbst im Spiegel an.
Anne hat mir eine dunkelblaue Skinnyjeans mit einem weißen Hemd rausgelegt. Das Hemd muss von ihr sein, weil ich mich nicht daran erinnern kann, so etwas in meinem Schrank zu haben. Und auch das dünne Tuch oder Schal oder wie man das genau nennt, was sich da in einem krassen Orange um meinen Hals wickelt, muss von ihr sein. Ich hab nur zwei schwarze Schals für den seltenen Fall, dass es wirklich kalt ist.
Ich muss ihr echt recht geben, das Zeug sieht gut an mir aus... Aber das ändert nichts daran, dass ich mich irgendwie trotzdem unwohl fühle.
Ich knöpfe noch einen Knopf an meinem Hemd zu, weil ich finde, dass man zu viel von meinen Brüsten sieht.
Ich schüttle den Kopf, schnappe mir mein Handy und Portemonnaie und packe es in die hinteren Hosentaschen. Man ey... Diese Hosen sind echt nicht dazu gedacht, dass man irgendetwas mit sich rumträgt, oder? In die vorderen Hosentaschen passen die Sachen gar nicht erst hinein und weil die Hose so mega eng ist, spüre ich mein fettes Portemonnaie und mein großes Handy bei jedem verdammten Schritt an meinen Hintern drücken.
Trotzdem seufze ich nur ergeben und mache mich auf den Weg in den Hausflur. Ich laufe die Treppen runter und unten stehen schon alle anderen bereit. Mein Dad hat einen schicken Anzug an, Ash aber nur eine dunkle Jeans mit einem blauen, ordentlichen Hemd. Harry hat auch ein süßes Hemdchen an und Lauren ein luftiges Sommerkleidchen. Ich stelle mich zu den anderen und suche nach Anne. Sie kommt in einem engen schwarzen Rock und einer schicken, cremefarbenen Bluse an.


Sie schaut uns alle der Reihe nach an und tritt zu Ashton. Mit einem leisen, aber geschmunzelten „Tse" macht sie seinen Hemdkragen richtig und er rollt mit den Augen.
„So eine wunderschöne Familie!", strahlt mein Dad und legt seinen Arm um mich. Dann nimmt er Laurens Hand und hält sie über ihren Kopf. Sie dreht sich kichernd unter ihren Händen und ihr Kleid fliegt durch die Luft.
Ich muss auch schmunzeln, aber das war's auch schon. Ich winde mich aus der Umarmung von meinem Dad. Stattdessen stelle ich mich zu Ashton und stupse ihn an.
„Ich fahre mit dir im Auto, oder?"
„Klar", wispert er zurück und zeigt mir seinen Autoschlüssel, den er schon in der Hand hat. Es dauert nur ein paar Minuten, dann gehen wir endlich aus dem Haus. Lauren und Harry nehmen zusammen mit Dad und Anne Dads Auto.

Bevor ich einsteigen kann, hält Ash mich am Arm zurück.
„Warte eine Sekunde", sagt er und ich sehe dabei zu, wie mein Dad schon losfährt.
„Du weißt, wie es zum Restaurant geht?", frage ich sicherheitshalber nach.
„Jaja... Es ist das selbe, wie jedes Jahr", meint er und hält dann sein Handy vor uns.
„Komm her, neue Schwester", lacht er und ich sehe, dass er die Kamera auf uns gerichtet hat. Ich grinse unsicher und er macht ein Foto von uns.
„Und jetzt nochmal, ohne dass du aussiehst, als ob man dir gerade einen Stock in den Arsch geschoben hätte."
Ich muss losprusten und schlage nach Ashton. Er lacht auch nur auf und macht dann noch ein Foto von uns.
„Jetzt aber genug!", verlange ich und er nickt und dann fahren wir endlich los.
Vor dem Restaurant warten die anderen schon auf uns und wir gehen zusammen hinein. Wir werden an einen großen Tisch gebracht und sofort kriegen wir Karten vor die Nase gelegt. Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis wir uns alle für ein Gericht entschieden haben und am Ende nehme ich ein leckeres Rumpsteak mit Kartoffeln und Gemüse dazu. Wir bestellen es und unsere Getränke kommen. Dad hat für uns alle erstmal einen Sekt bestellt und zum Essen einen Rotwein – natürlich haben Lauren und Harry jeweils nur eine Cola bekommen.
Mit dem Sekt stoßen wir auf Anne an und dann können wir uns zurücklehnen und auf das Essen warten.

Ash gegenüber von mir schielt die ganze Zeit auf sein Handy hinunter und jetzt trete ich ihm leicht gegens Schienbein. Er schaut sofort auf und will mich anmeckern, aber ich lasse ihn gar nicht erst anfangen.
„Was machst du da?", frage ich.
„Hab unser Foto hochgeladen", sagt er und hält kurz sein Smartphone hoch.
„Was?", frage ich überrascht.
„Ja, auf Facebook", sagt er und hält das Handy über den Tisch, damit ich draufschauen kann. Tatsächlich sehe ich da einen Post von Ashtons Account, in dem die beiden Bilder von uns vor dem Auto zu sehen sind.
„Nimm das wieder raus!", sage ich sofort.
„Nein, man!", lacht er zurück.
„Tolle Bilder! Kannst du sie mir später mal geben?", fragt dann auch schon mein Dad und ich drehe mich perplex zu ihm um.
„Was denn? Darf ich nicht ein hübsches Bild von dir haben?"
Ich rolle mit den Augen und schaue ihn böse an.
„Deine Fußballbilder sind toll, aber sowas ist auch mal schön!", rechtfertigt er sich.
Ich grummle nur ein bisschen und spiele weiter mit der Serviette vor mir herum, bis das Essen kommt.

Tomboy - Calum Hood FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt