Kapitel 39

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„Mrs Jones!", ich zucke heftig zusammen und der Stift, mit dem ich eben noch gespielt hat, rutscht mir aus der Hand. Er fliegt nach vorne und landet klappernd auf dem Boden. Ich kann ein paar meiner Mitschüler kichern hören und stöhne lautlos auf.

„Meinen Sie also, dass sie jetzt, wo sich ihre Noten ein wenig bessern, gar nicht mehr aufpassen müssen?", fragt mein Mathelehrer streng und sichtlich genervt.

„Natürlich nicht", antworte ich brav, um mir weiteren Ärger zu sparen.

„Dann hören sie auf zu träumen und nennen sie mir die Lösung!"

Ich fokussiere meinen Blick auf die dunkelgrüne Tafel und setze mich etwas gerader hin.

„Fünf."

Mein Blick huscht kurz zu Calum und dann wieder nach vorne.

„Fünf", verkünde ich mit sicherer Stimme.

Mein Lehrer sieht nicht begeistert aus, aber er schreibt das Ergebnis an und macht dann weiter. Vermutlich gefällt ihm einfach nicht, dass er es nicht geschafft hat mich total bloßzustellen. Ich atme erleichtert durch und vergrabe mein Gesicht kurz in meinen Händen. Dann erst lehne ich mich unter den Tisch und hebe meinen Stift wieder auf.

Seit ich Calum getestet habe, funktioniere ich einfach nicht mehr richtig.
Das Training Dienstagabend war die reinste Katastrophe. Hätte Ashton mich nicht daran erinnert, dass ich mich fertigmachen muss, hätte ich es glatt verpasst und wegen mir wären auch Calum und Kyle noch zu spät gekommen.

Im Auto haben sie mir beide und auch Kyles Vater Komplimente zu der neuen Frisur gemacht. Mein Plan, dass ich Calum mit der neuen Frisur ein wenig verärgere, ist also ziemlich nach hinten losgegangen. Das Gegenteil war sogar eher der Fall: Er findet die neue Frisur richtig cool und meint sie steht mir total gut.

Auch im Training selbst konnte ich mich auch nicht richtig konzentrieren und Jenna hat das natürlich bemerkt und mich grummelnd darauf hingewiesen, dass ich mir mehr Mühe geben muss, wenn ich will, dass sie vergisst, was ich beim Spiel gemacht hab...

Eine sanfte Berührung an meiner Hand reißt mich aus meinen Gedanken.

Ich blinzle hinunter und erkenne sofort Calums Finger, die über meinen Handrücken geistern. Ich schaue zur Seite und er blinzelt mich lieb an.

„Alles okay?", wispert er rüber und ich zucke mit den Schultern. Ich erwarte schon, dass er seine Hand einfach wieder wegzieht und sich wieder nach vorne dreht und auf den Unterricht konzentriert, aber nein: Calum rückt mit seinem Stuhl ein wenig näher, sodass er seinen Arm bequem an den Rand von meinem Tisch legen kann und schiebt seine Finger zwischen meine. Es bringt meine Mundwinkel dazu in einem kleinen Lächeln nach oben zu wandern.

Trotzdem warte ich nur auf das Ende der Stunde und insgesamt auf das Ende des Schultages. Ich will gerade einfach nur nach Hause und mich in meinem Bett verkriechen, schlafen und über nichts mehr nachdenken...

Leider ist das Leben nie so einfach.

Ich packe am Spind schon meine Sachen um, als plötzlich Luke an meiner Seite steht.

„Calum noch nicht da?"
„Uhh... nein?", gebe ich mit gerunzelter Stirn zurück.

„Dann gehen wir halt schon vor", lächelt Luke und setzt sich in Bewegung. Ich bleibe an meinem Platz stehen und schaue ihm nur hinterher. Er dreht sich nach ein paar Schritten zu mir um und winkt mich ran: „Kommst du? Ich hab den ganzen Tag Zeit... Zeit schinden geht also nicht. Wenn wir später anfangen, bleiben wir halt länger."
Da fällt es mir wieder ein: Nachhilfe.

Ich stöhne laut auf und lasse den Kopf gegen die Spindtür fallen. Das Metall knallt laut, aber ich lasse die Stirn einfach an der kühlen Oberfläche liegen und schließe die Augen.

Tomboy - Calum Hood FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt