Epilog

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Ich lasse mich auf den gemütlichen Stuhl sinken und lehne mich erst einen Moment zurück. Dann beuge ich mich runter und binde mir den Schnürsenkel, den ich mir schon vor ein paar hundert Metern aufgetreten habe, aber zu faul war ihn da schon zu binden.

„Ihre Karte."

Ich schrecke hoch und der Kellner grinst mich ein wenig an. Dann reicht er mir die Karte von dem kleinen Café und ich nehme sie dankbar an. Trotzdem lege ich sie erst beiseite und binde zuerst meine nagelneuen Nike-Sneaker zu. Ich drapiere noch das ausgefranste Ende meiner Skinnyjeans ordentlich darüber und setze mich wieder auf.

Jetzt nehme ich mir die Karte und schaue hinein.

Ich brauche nicht allzu lang, dann entscheide ich mich für einen Latte Macchiato und falte die Karte wieder zusammen.

Stattdessen zücke ich mein Handy und schaue mir an, wer mir so geschrieben hat, während ich im Training war. Es sind ein paar Nachrichten von meinem Dad, der fragt, wann ich vorhabe zum Essen zu ihm und Anne vorbeizukommen.

Weil ich aber noch nicht genau weiß, wann ich dafür Zeit finde und dann auch noch Lust darauf habe, schließe ich die Nachricht wieder und nehme mir vor ihm bis heute Abend zu antworten.

Dann sind da noch verschiedene Nachrichten von Freundinnen von mir. Ich lese mir einige von ihnen durch. Manches ist ganz witzig, manches total unnötig, wie das halt immer so ist.

Ich sehe, dass Freya mir etwas geschrieben hat und klicke auf die Nachricht.

Es ist eine Sprachnachricht, also halte ich mir das Handy dicht ans Ohr und spiele sie leise ab.

„Du wirst es nicht glauben! Ich glaube Jo hat einen an der Klatsche! Kannst du dir vorstellen, dass er es wirklich nicht einsehen will, dass ich nicht will, dass diese Schlampe auf die Hochzeit kommt? Ja, ich weiß, sie ist jetzt die beste Freundin von irgendeinem Freund von ihm, und der will sie als Begleitung mitbringen, aber... nein! Ich hab doch wohl voll Recht oder? Was soll eine auf unserer Hochzeit, die ihn mir voll ausspannen wollte! Und das ist ja auch gar nicht so lange her!", mit einem wütenden Schnauben bricht die Nachricht ab und ich muss irgendwie ein Lachen unterdrücken.

Freya ist echt niedlich, was die Sache angeht...

Der Kellner kommt wieder zu mir raus und stellt sich mit einem netten Lächeln zu mir.

„Einen Latte", bestelle ich.

„Geht klar", erwidert er, notiert es sich und verschwindet dann wieder in dem kleinen Laden.

Ich nehme das Handy zur Hand und halte die Taste fest, die mir die Sprachaufnahme ermöglicht.

„Beruhig dich. Ich kann dich zwar total verstehen, aber mach dir keine Gedanken. Jo will dich heiraten und da wird eine dumme Tusse die Feier auch nicht ruinieren können. Er hat ihr ja auch eine totale Abfuhr gegeben, als sie ihn damals angegraben hat..."

Ich lasse die Taste los und die Nachricht wird abgeschickt.

Jetzt lehne ich mich wieder in meinem Stuhl zurück und recke mein Gesicht der Sonne entgegen. Sie strahlt mir warm auf die Haut und ich strecke meine Beine aus.

Ich kann es echt kaum fassen, dass Jonathan und Freya schon in zwei Wochen heiraten werden. Und ich werde ihre gottverdammte Trauzeugin sein. Das ist einfach so verrückt.

Wobei... So verrückt ist es gar nicht... Schon vor vier Jahren war den beiden schließlich klar, dass sie nur ein Ziel für ihre Zukunft haben: Sie wollen zusammenbleiben.

Und das haben die Beiden geschafft.

Nach der Schule hat Freya das Angebot für Spanien tatsächlich angenommen und ist nach Spanien gezogen. Innerhalb von Wochen ist Jonathan ihr hinterher und hat in einem kleinen Club gespielt und nebenbei einen kleinen Job gehabt, damit er auch etwas mehr als ein Taschengeld zu ihrem Lebensunterhalt beitragen konnte. Aber lange ist Freya nicht in Spanien geblieben. Der Club dort war zwar gut, aber nicht perfekt, und schließlich hat sie das Glück gehabt, dass Melbourne Victory ihr einen Vertrag angeboten hat und das war wirklich kein schlechter Tausch.

Tomboy - Calum Hood FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt