Als Teil der Mannschaft (Joshua Kimmich)

3) Beachvolleyball

Es ist der 24. Mai kurz vor acht Uhr und ich stehe am Münchner Flughafen. In wenigen Minuten werde ich mit der Mannschaft nach Ascona ins Trainingslager fliegen. Gerade eben habe ich meine zwei Kollegen kennengelernt. Sie heißen Sven und Peter und sind beide weit über vierzig.
Von den Spielern werde ich richtig mit Blicken abgescannt, was mir etwas unangenehm ist.
Im Flieger sitze ich zum Glück neben Sven und Peter, die über irgendwelche Motorsport Themen diskutieren, was mich herzlich wenig interessiert.
Ich setzte meine Kopfhörer auf, wähle meine Lieblings Playlist und schon bald bin ich eingeschlafen.

"Hey Eva aufwachen" ich spüre ein rütteln an meiner Schulter. Ein paar Minuten später landen wir und fahren mit einem Bus zum DFB Quartier. Nach der Schlüsselübergabe gehen erst einmal alle auf ihre Zimmer, um sich ein wenig frisch zu machen. Joachim Löw hat in einer Stunde die erste Versammlung angekündigt.

"Ruhe Bitte" fordert der Trainer, augenblicklich verstummen die Gespräche.
"Ich möchte euch hier unsere neue Physiotherapeutin vorstellen. Eva komm doch mal bitte nach vorne" ich stehe auf und gehe zu ihm nach vorne.
"Stell dich doch bitte kurz vor" fordert er mich auf. "Ja also hallo erst mal. Ich bin Eva, bin 20 und komme aus München" - "Beste Stadt" kommt es von Thomas Müller und alle fangen an zu lachen.
"Solltet ihr irgendwelche muskulären Probleme haben oder ähnliches, wendet euch bitte an sie oder an den Doc" erklärt Jogi. Und beendet damit die Versammlung.

"Sieht man sich ja doch schneller als gedacht" sagt Joshua Kimmich zu mir, als wir nach draußen gehen. "Du kannat dich noch an mich erinnern?" sage ich und lache. "Klar" er zwinkert mir zu. Wie darf ich das jetzt deuten?  "Hast du vielleicht Lust mit uns noch eine Runde Beachvolleyball zu spielen" werde ich von Jerome gefragt. "Ja klar" antworte ich. Von wegen Probleme mit der Integration in die Mannschaft.
Draußen ist es richtig schön warm, die Sonne scheint, einfach das perfekte Wetter.
"Mario, Jo, Manu und Eva gegen Lukas Basti Benni und mich?" teilt Jerome die Mannschaften ein.
Als keiner Einwände hat geht's auch schon los. Manu macht gleich mal einen klasse Aufschlag und Benni erwischt den Ball nicht mehr: Erster Punkt für uns.
Es war ziemlich lustig und die Jungs sind alle gut drauf.

Nach dem Spiel entschließe ich mich noch mit meiner ein ein halb jährigen Nichte Mara zu skypen. Sie ist die Tochter von meinem Bruder Tobi. Seine Frau und somit die Mutter von Mara ist bei der Geburt gestorben, aber beide kommen damit relativ gut klar, naja soweit man das sagen kann.
Ich wähle meinen Bruder an und er nimmt sofort an.

T: Oh Hey Eva.

E: Hey du

M: Ewaa

Ja meinen Namen kann sie noch nicht so ganz aussprechen.

E: Hallo kleine Maus

Süß, wie sie auf dem Display herum tippt

T: Ich geh kurz nach dem Essen schauen komme sofort wieder

E: Was hast du denn heute schönes gemacht?

M: Tinderdarten pielen

Ich 'unterhalte' mich noch ein wenig mit ihr so weit man das bei einem 18 monatigen Kind sagen kann.

"Hey Eva kommst du zum Essen?" auf einmal steht Joshua vor mir. "Ja einen Moment. Geh schon mal voraus"

E: Tschüss kleine hab dich lieb und gib dem Papa einen Kuss von mir

M: Tsüss lieb dis

Hoffentlich hat sie das verstanden. Ich stehe auf und gehe nach drinnen.

"Wieso bist du eigentlich Physio geworden?" fragt Joshua, als wir mit den anderen am Tisch sitzen. "Würde mich auch mal interessieren" kommt es von Manu und alle Blicke liegen auf mir. "Das ist ne lange Geschichte" sage ich. "Egaaal" sagen alle wie aus einem Munde und ich muss lachen.
"Also mit 14 habe ich mir mein rechtes Kreuzband gerissen und als ich dann zur Krankengymnastik musste hat mich die Physiotherapeutin immer wieder motiviert und neu angespornt, dadurch ging der ganze Prozess viel schneller. Sie war echt klasse. Sie hat mit mir zusammen geweint, wenn irgendwas nicht so funktioniert hat und sie hat sich zusammen mit mir gefreut, als ich Fortschritte gemacht habe. Und dann als ich wieder fit war habe ich mir geschworen diesen Beruf später mal zu machen" Das das ganze drei Tage vor meinem ersten U15 Juniorinnen Länderspiel war verschwiege ich lieber. Damals war ich echt gut im Fußball spielen, habe in zahlreichen Auswahlmannschaften gespielt, aber seit der Verletzung habe ich keinen Fußball mehr angerührt.
"Solche Leute sind echt gold wert. Du bist auf jeden Fall cooler als die beiden da" sagt Mats und schaut in Richtung von Sven und Peter. "Eigentlich schauen die ganz nett aus" sagt Joshua, der ja zum ersten Mal bei der Nationalmannschaft mit dabei ist. "Glaub mir das sind sie nicht. Und das wirst du auch merken, wenn du mal bei ihnen warst" jammert Manu. "Wer sagt denn, dass ich zu denen gehe? Ich geh einfach immer zu dir" dabei schaut er mich an. "Ich entscheide zu wem du gehst, also verscherz es dir nicht mit mir" lache ich.