Kapitel 14-Asiyes Sorgen&Nihans Wut

869 31 2
                                    

Nihans Sicht:

Heute war Montag und eigentlich sollte ich mit Asiye in die Schule. Ich hatte sie schon gefühlte 100 mal angerufen, aber jedesmal war ihr Handy ausgeschalten. Wir hatten sie zuletzt auf dem Hennaabend am Samstag gesehen und noch gestern mit ihr telefoniert. Wieso hob sie dann jetzt nicht ab? Irgendetwas stimmte nicht, das war mir klar. Aber es könnte auch einfach nur sein, dass sie vergessen hat ihr Handy aufzuladen oder heute nicht in die Schule kommen wollte. Ohne mir weitere Gedanken zu machen stieg ich in den Bus ein und steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren. Nachdem ich gestern mit Esra über dieses Thema geredet hatte, war mir noch immer mulmig. Keine Ahnung wieso mich dieses Thema so sehr beschäftigt, aber ich war noch immer wütend auf ihn. Er hat sich nicht einmal bei mir bedankt, stattdesen entschied  sich der Arrogante einfach abzuhauen. Ich stieg gerade aus dem Bus aus und öffnete einer der drei Holztüren der Schule, während ich auf mein Handydisplay sah, um die Musik abzudrehen. Plötzlich krachte ich in jemanden der vor Schmerz ein halblautes "Ahhh!" von sich brachte. Geschockt sah ich auf und bemerkte, dass es ein großer, gebauter Junge war der vor mir stand. Ich bemerkte erst wenige Sekunden später, dass er ein Gibs am Bein hat und mit Krücken ging. Das war auch wahrscheinlich der Grund wieso es ihm noch mehr weh tat als mir.

"Tut mir Leid, omg es tut mir echt leid" versuchte ich mich bemitleidend bei ihm zu entschuldig.

Jetzt sah er von seinem Gibs hoch und ich konnte sein Gesicht erkennen. Er lächelte mich mit seinem Zahnpastalächeln an. Zugegeben er hatte wirklich sehr schöne Zähne die durch seinen Dreitagebart besser zur Geltung kamen.

"Kein Problem. Versuch nur das nächste mal nicht zu sehr vertieft in das Ding zu sein" sagte er während er auf mein I Phone zeigte. Ich nickte grinsend und hielt im die Tür auf damit er rausgehen konnte.

Als ich mich umdrehte und die Treppen langsam hinaufging, spürte ich das jemand mich ansah und auf einmal blieb mein Blick bei Hakan stehen. Er war an die Wand gegenüber von den Treppen angelehnt und neben ihm waren zwei Mädchen und ein Junge, die auf der Bank gegenüber von ihm saßen. Heute hatte er ein Jeanshemd mit schwarzen Chucks über seine weiße Hose kombiniert. Seine Augen sahen direkt in meine, jedoch ohne irgendeine Emotionen zu zeigen. Sein Blick war wie immer sehr ernst, aber mir kam es so vor als wäre er in Gedanken gesunken, denn er sah mich noch immer an. Schließlich beschloss ich kurz stehen zu bleiben und sah ihn ebenfalls mit Absicht arroganten Blick an. Mittlerweile schaute ihn sein Freund an und dann folgte er seinen Blicken zu mir und grinste. Na toll, jetzt schauten mich die Mädchen auch an. Aber sie lachten oder grinsten nicht nein. Sie warfen mir arrogante Killerblicken zu. Endlich "wachte" er auch auf und bemerkte, dass er mich die ganze Zeit so blöd anglotzt hat und sah verwirrt zurück zu seinem Freund, weil dieser noch immer lachte. "So ein Trottel" dachte ich mir und ging die Treppen hinauf.

Asiyes Sicht:

Ich lag noch immer in meinem Bett und erinnerte mich an gestern Abend.

Flashback:

Nachdem Essen räumten Leyla und ich den Tisch und sie half mir die Küche aufzuräumen. Sie hatte alles am Tisch mitbekommen, aber zum Glück hatte ich wenigstens ihr von meiner Beziehung erzählt, da ich ihr vertraue. Ich hatte kein Wort mehr nach dem Gespräch mit Enes gesprochen, da ich noch immer unter Schock war.

"Asiye...was denkst du was er vorhat?" kam es dann flüsternd von Leyla, als könnte sie meine Gedanken lesen. Ich atmete tief ein und aus, denn ich wusste es selber nicht. Ich hatte keinen blassen Schimmer wieso er mich vor der ganzen Familie auffliegen lassen wollte.

Wie aus dem nichts kam Enes als hätte er uns gehört. "Leyla sen iceri gec" (Leyla geh du rein). Sie sah ihn verwirrt an, hatte aber keine andere Wahl als ihm zu gehorchen. Als sie dann weg war begann er auch zu reden:"Demek Asiye Hanim kimsenin haberi olmadan kendine sevgili yapmis..." (Also hat Fräulein Asiye einen Freund und niemand weiß es..." Er grinste so hässlich und gemein, dass ich ihm am Liebsten eine rein geschlagen hätte.

Asiye: Was ist dein Problem mit mir? Was hast du vor du...

Ich wurde wütend, sehr wütend sogar. Mein ganzer Körper begann vor Wut zu zittern. Während ich redete wurde meine Stimme immer lauter und zittriger, weil ich Angst hatte. Angst von den Folgen.

"Sssst reg dich ab. Du willst doch nicht das es irgendwer erfährt oder?"

"Komm zur Sache! Was willst du?"

"Du gehst morgen zu ihm und machst mit ihm Schluss. Ansonsten erfährt deine Familie alles."

"Ahso?! Wieso sollte ich sowas tun?!" kam es schon fast geschrien von mir und plötzlich tauchte Leyla auf. "Abi noluyo burda? (Was passiert hier?) Wieso schreit ihr?"

Enes drehte sich zu ihr um. "Leyla! Sen karisma! (Misch du dich nicht ein!)

Danach wandte er sich wieder zu mir. Ich wollte grad in mein Zimmer bis er mich fest am Ellbogen hielt und zurück zog: "Yarin dedigimi yap. Yoksa ben yapacagim" (Mach morgen das was ich dir gesagt habe. Ansonsten tu ich es!)

"Niye, niye yapayim! (Wieso, wieso soll ich es tun?) Sag mir einen Grund. Wieso soll ich es tun? Was hast du gegen mich Enes wieso willst du sowas von mir?"

Er sagte nichts sondern ging einfach. Leyla sah mich entsetzt an. Mir war schlecht und schwindelig zugleich. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Was hatte er vor? Vielleicht tat er nur so. Er könnte nichts machen. Ich wollte keine Angst vor ihm haben, aber mein Herz ließ es nicht zu.

Flashback Ende

Heute bin ich nicht in die Schule gegangen, weil es mir nicht gut ging. Seit gestern Abend war mein Handy ausgeschalten, da ich meine Ruhe haben wollte. Ich schaltete es ein und las mir meine Nachrichten durch. "12 verpasste Anrufe" erscheinte plötzlich auf meinem Bildschirm. Mich hatte 8 mal Asiye, ein mal Esra und drei mal Onur angerufen. Ich erinnerte mich wieder an die Worte von Enes. "Mach das was ich dir gesagt habe. Ansonsten sorge ich dafür!" Dieser Satz verschwand nicht aus meinem Kopf. Ich ging auf Whatsapp in mein Chat mit Onur.

Onur: Askim, Asiyem, Asiyem?, Telefonun niye kapali? (Wieso ist dein Handy ausgeschalten?) Schatz ich mache mir Sorgen kannst du bitte abheben Nihan und Esra machen sich auch Sorgen.

Nachdem wir uns ausgemacht hatten wo wir uns treffen, machte ich mich fertig und ging aus dem Haus. Nach Jahren konnte ich meine Mutter davon überzeugen, dass ich in die Schule gehe und verließ das Haus. Meine Mutter hat mich mit ihren Fragen durchbohrt, weil sie noch ganz skeptisch von gestern war, was mir noch mehr Angst machte.

Diesmal trafen wir uns in einem Stadtteil , wo wirklich keine Verwandten uns sehen könnten. Wir spazierten durch die Straßen bis er plötzlich meine schlechte Laune bemerkte und mich besorgt ansah. Er lieb stehen und nahm meine beiden Hände in seine: "Asiyem? Noldu sana?" (Was ist passiert?)

Ich wollte es ihm nicht sagen. Nein ich DURFTE es ihm nicht sagen. Er würde zu Enes gehen und ihn schlagen. Und Enes? Enes würde dann erst Recht alles erzählen.

"Nichts, ich...ich mache mir nur zu viele Gedanken"

Es wurde leicht windig und langsam tropften einige Regentropfen auf den Boden.

"Askim, anlat noldu? Seni senden alan sey ne?" (Askim erzähl, was ist es das dich so sehr bedrängt?)

Ich atmete tief aus. "Onur...benim elimi hic birakma olur mu?" Meine Augen brannten und langsam liefen mir die ersten Tränen herunter, die man aber vom Regen das mittlerweile sich verstarkt hatte gar nicht bemerkte.

"O nasil Söz, Asiyem. Ben seni ölsem birakmam."

Er schlang seine muskulösen Arme um mich, damit mir nicht kalt wurde. Wir umarmten uns und standen einfach im Regen. Es machte mir nichts aus, da er neben mir war und mich aufwärmte.

"Ben sensiz yapamam" flüsterte ich schluchzend, woraufhin er seinen Griff verstärkte.

"Merak etme Nefesim. Seni Allahtan haric kimse benden alamaz"

Kaderin Oyunu-Das Spiel des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt