Kapitel 30-"Keske hep böyle omuzunda yatabilsem"

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Fatihs Sicht:
Heute ist unser letzter Tag den wir in Istanbul verbringen werden, denn morgen am Vormittag fliegen wir schon zurück.
Nachdem Esra sich von mir distanziert hatte, ging ich auch nicht soviel auf sie los. Heute frühstückten wir nicht zusammen und gerade füllte sie die Formulare aus, weswegen wir eigentlich hier waren, dachte sie.
Ich hatte mit meinem Vater gesprochen, der nachbohrte ob alles okay war.
Nach dem Abendessen nahm ich mir die Mut und klopfte an Esras Tür.
"Hast du noch einen Plan für heute Abend?"
fragte ich sie zögernd, als ich auf dem Sofa saß.
Ihr Verhalten war besser als gestern. Jetzt redete sie wieder mit mir.

"Nein, was sollte ich denn planen?" Sie packte gerade ihren Koffer und mir fiel ein, dass ich das noch erledigen muss.

"Kalk hazirlan ozaman. Yarim saat sonra seni agsada bekliyorum." (Steh auf und bereite dich vor. In einer halben Stunde warte ich unten auf dich.)
"Nein, warte mal. Was redest du?" fragte Esra verwirrt und stellte sich vor die Tür, um mich zu verhindern.
"Willst du ernsthaft deinen letzten Abend im Zimmer verbringen? Auch wenn du es möchtest erlaube ich es dir nicht. Wenn du nicht kommst schleppe ich dich mit Pyjamas dorthin." Ich drängelte mich an die Tür und kurz bevor ich sie schloss gab ich ihr nochmal einen Tipp. "Zieh dich schick an."

Esras Sicht:
Was hieß bitte schick? Als würde ich jetzt auf eine Hochzeit gehen. Außerdem wohin könnte er mich um 21:29 bringen? Obwohl genau um diese Uhrzeit erwacht Istanbul, die schönste Stadt der Welt.
Eigentlich wollte ich nicht, da ich unvorbereitet auf sowas war, aber gegen ihn konnte ich mich nicht setzten. Nicht heute.
Ich ging gerade die Treppen runter und da sah ich ihn auch schon an einem Auto angelehnt und blickte auf die Aussicht Istanbuls. Als er meine Stöckelschuhe hörte drehte er sich um und ich konnte sehen wie sein Atem stockte.
Er kam langsam auf mich zu und brachte erstmal kein Wort heraus.
"Schick genug?" fragte ich ihn um irgendwie ins Gespräch zu kommen, denn die Stille zwischen uns wurde langsam peinlich. Ich hatte einen Bleistiftrock mit einem schulterfreien Oberteil kombiniert, weswegen mir auch bisschen kalt wurde, aber ich ließ es mir nicht anmerken.
"Ich glaub so werden wir nirgendwo hin gehen können. Sonst wird dich noch irgendjemand mir wegnehmen."

Im Auto verriet er mir noch immer nicht wo wir hinfuhren, doch als er von einem Club stoppte starrte ich ihn verwirrt an.

"Ich gehe da nicht hinein." war meine erste Reaktion, denn ich war noch nie in meinem Leben in einem Club. Emir würde mich umbringen bevor es meine Mutter tun würde. Sie hatten auch recht. Alkohol hier, tanzende halbnackte Mädchen dort und ich konnte mir schon vorstellen wie es drinnen war.

"Nein, das ist wirklich nicht so ein Club. Es gibt laute Musik und eine Bar auch okey ABER hier verhalten sich die Leute normal und nicht wie kleine 16 Jährige die das erste mal in einem Club sind."
Aus irgendeinem Grund überredete er mich dazu, denn ehrlich gesagt war ich auch neugierig geworden.
"Aber wir bleiben höchstens eine halbe Stunde." schrie ich bevor wir uns hinsetzten, denn die Musik war laut, sehr laut sogar.

Im Club liefen die aktuellsten Pop-Lieder, was echt gute Laune machte. Nachdem mich Fatih mit auf die Tanzfläche zog, tanzten wir und irgendwie machte es sehr Spaß. Ich schrie mir während dem Singen die Seele raus und war voller Energie geladen, bis ich irgendwann müde wurde und mich hinsetzte. Da Fatih am Klo war musste ich alleine sitzen und irgendwie wurde ich unruhig. Es waren 5 Minuten vergangen in denen ich alleine saß bis plötzlich sich ein junger Mann vor mich auf den Sessel hinsetzte.

"Yanliz oturduguna göre tek geldin." (Anscheinend bist du alleine hier, da du alleine sitzt)

Zwar verstand ich noch alles was er sagte, doch bekam kein Wort heraus, da ich Angst hatte.

"Yok yanliz gelmedim...lütfen gid..." (Nein ich bin nicht alleine hier...können Sie bitte...)

Mein Satz wurde gerade von Fatih unterbrochen, der genau zum richtigen Zeitpunkt zurück war und staunend, den Typ vor mir ansah. "Yanlis oturdunuz galiba."(Ich glaube Sie sitzen falsch).

Der Junge stand auf und stellte sich Fatih gegenüber.

"Hayir ben Hanim efendiye esklik etmek istedim." (Nein. Ich will mich mit ihr unterhalten.)

"Mümkünati yok cünkü buna izin vermeyen biri var." (Leider geht das nicht da es eine Person gibt die das nicht erlaubt.)

Die Situation würde gleich eskalieren, also nahm ich meine Tasche und drängelte mich neben Fatih. "Bitte gehen wir." flüsterte ich ihm ins Ohr. "Korkuyorum" (Ich habe Angst.)

Fatih drehte sein Kopf zu mir und durch meine Blicke konnte ich ihn überreden zu gehen. Auf einmal hielt er meine Hand ganz fest und zog mich zum Ausgang und ich spürte jeden einzelnen Blick der uns ansah.

Wir stiegen ins Auto ein und Fatih fuhr einfach weg. "Iyimisin?" (Geht es dir besser?) fragte er noch sicherheitshalber.

Meine Laune war gesunken, denn die Sache hatte mich echt mitgenommen. Ich habe zwar eine starke Persönlichkeit, aber in solchen Situationen konnte ich meine Angst nicht zurück halten, erst recht nicht wenn ich in einer anderen Stadt war.

Nach 10 min bremste Fatih. Als ich meine Augen öffnete standen wir nicht vor unserem Hotel sondern direkt am Bosporus.
"Was suchen wir hier?" fragte ich ihn leicht müde.
Mit einem Knopfdruck öffnete er das Radio und steigerte die Lautstärke.
"Komm einfach mit."
Wir setzten uns auf die Bank das direkt am Meer war und genossen die atemberaubende Aussicht der bunt leuchtender Brücke.
Die Geäusche das die Wellen machten gab einfach ein friedliches Gefühl. Plötzlich ertönte eine Melodie die mir sehr bekannt vorkam, bis ich erkannte dass es einer meiner Lieblingslieder war. "Durum Leyla"
Dieser Moment konnte ich mir nicht schöner vorstellen, bis Fatih sein Kopf sanft auf meine Schulter legte.
Nachdem er einmal tief durchatmete begann er zu reden: "Biliyomusun, ucakdayken ayni sende benim omuzumda böyle uyuya kalmistin." (Weisst du, im Flieger bist du genauso auf meiner Schulter eingeschlafen.)
Mein Atem blieb mir im Hals stecken als ich seinen Satz hörte. Hatte ich das wirklich getan? Zwar konnte ich mich nicht daran erinnern, aber ich weiß noch das Fatih mich schräg angelächelt hatte als ich aufgewacht bin.
"Simdi seni cok iyi anliyorum. Meger dünyanin en huzur verici seyi mis." (Jetzt versteh ich dich. Es gibt einem das friedlichste Gefühl, das man haben kann.)
Mein Herz klopfte wie verrückt obwohl ich so müde war erwachte ich aufeinmal. Trotzdem versuchte ich meine Aufregung nicht spüren zu lassen, währen Fatih weiterredete.
"Keske hep omuzunda böyle yatabilsem"
(Ich wünschte ich konnte für immer auf deiner Schulter schlafen.)❤️
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Wie fandet ihr das Kapitel? Ein recht langes diesmal, deswegen auch verspätet. Vergesst nicht zu Voten und Kommentieren❤️

Kaderin Oyunu-Das Spiel des SchicksalsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt