Kapitel 55

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"Wieso gehst du nicht an dein Telefon? Ich hab dich schon tausend mal angerufen ? ",wurde ich wunderschön von meiner besten Freundin geweckt. Ich hielt mein Handy etwas weiter vom Ohr weg und ließ sie mich erstmal beschimpfen.
"Sorry, ich hab noch geschlafen. Was ist denn los ?"
"Kann ich zu dir kommen?",kam es von der anderen Seite der Leitung beweiten ruhig als zuvor.
"Klar",meinte ich und dann hörte ich nur noch ein Tuten. Sie hatte aufgelegt. Ich legte mein Handy beiseite und ließ mich zurück ins Kissen fallen.

Wer stört uns am Sonntag Morgen ?“, nuschelte Erik in meinen Nacken und schlang seine Arme wieder um meinen Bauch.
„Liv“,murrte ich,da es gerade mal sieben Uhr morgens war und ich mich fragte, was heute schon so schlimmes passiert ist, dass sie jetzt auf der Stelle kommen musste. Sie war zwar meine beste Freundin, aber ich war nun mal ein Morgenmuffel, weshalb meine Begeisterung sie zu sehen dementsprechend gering war.

„Ich wollte dir eigentlich Frühstück ans Bett bringen “,grinste er und bekam daraufhin von mir einen Stoß mit dem Ellbogen .
„Halt die Klappe“,zischte ich . Das musste er mir auch noch sagen ? Frühstück an Bett klang schon ziemlich verlockend. Gerade als ich wieder fast ums einschlafen war klingelte es an der Tür.Das konnte unmöglich Liv sein . Sie wohnte nicht gerade in der Nähe.Im Gegenteil , sie wohnte irgendwo am anderen Ende der Stadt. Es sei denn sie war schon in der Gegend.

„Das kann noch nicht Liv sein“,murmelte ich in mein Kissen.
„Ich geh schon“,meinte Erik und meine Wärmequelle verließ mich . Jetzt kann ich auch aufstehen . Quälend langsam kroch ich aus dem Bett und ging mit meinem Schlafshirt bekleidet die Treppe runter, wo ich Erik und Liv antraf. Wirklich begeistert sahen die beiden gerade nicht aus.
„Musste mir ausgerechnet er die Tür aufmachen?“,fragte sie mich und sah herablassend zu Erik.
„Sei froh, dass dir überhaupt jemand die Tür aufgemacht hat“,verteidigte er sich . Er wusste nicht recht wie ihm gerade geschieht . Liv war sehr direkt wenn ihr etwas nicht passte.

„Lass Erik in Ruhe“,nahm ich ihn in Schutz , drückte ihm einen entschuldigenden Kuss auf die Lippen und zog Liv mit in die Küche. Ein Kaffee am Morgen hat noch nie jemanden geschadet. Erst als ich sie genauer musterte fiel mir auf, dass sie geheult haben musste.

„Was ist denn überhaupt passiert ?“,fragte ich sie einfühlsam und setzte mich auf die Küchenzeile.
„ich kanns immer noch nicht fassen“,meinte sie verheult und fiel mir schluchzend in die Arme.
„Was kannst du nicht fassen?“ Eine Antwort wär nicht schlecht sonst tu ich mir schwer sie zu beruhigen.
„Er ist tot“
„Wer ist tot?“,fragte ich sie und strich ihr beruhigend über den Rücken. Ihr Vater? Ihr neuer Freund ? Ihr Cousin ?

„Tom“,war ihre knappe Antwort auf meine Frage. Ihr verdammter ernst ? Tom war tot und deswegen machte sie so einen Aufstand?
„Dein Goldfisch ist tot und deswegen kommst du am Sonntag um sieben zu mir ?Sonst geht’s dir schon noch gut oder?“,zickte ich sie an . Bei allem was mir lieb ist,aber das ist zu viel. Sie machte hier so ein Theater wegen ihrem Goldfisch .

„Tom war mir total wichtig“,pampte sie mich an .
„Er ist ein dummer Fisch“,rief ich und warf meine Hände theatralisch in die Luft. Sie weckte mich sobald auf wegen ihrem Goldfisch ? Man, ich hätte sei in diesem Moment am liebsten erwürgt. Wie kommt man auf so eine Idee mich da aus dem Bett zu quälen? Schon möglich , dass sie den Fisch gemocht hat, aber ich denke nicht , dass sie eine total emotionale Verbindung zu ihm hatte. Und wieso um alles in der Welt tat sie so als wäre gerade die Welt untergegangen?

„Wow, tolle Freundin bist du . Ich dachte du wärst für mich da“,meinte sie vorwurfsvoll und stürmte aus der Küche. Drama Baby ,Drama . Sie muss wirklich immer eine Filmreife Show abliefern. Aber würde sie es nicht tun , wäre sie nicht Liv.
„Liv bleib hier“,rief ich ihr seufzend hinterher .

„Tut mir leid , dass ich schon wieder so ausgeflippt bin , aber der Goldfisch war eben immer da und jetzt bin ich wieder ganz alleine in der Wohnung.Er hat mir immer zugehört und hat mir nie dagegen geredet. Ich sollte mir einfach einen neuen besorgen , der hat mich sowieso immer an einen meiner Ex Freunde erinnert“,quasselte sie einfach los und fiel mir wieder in die Arme.
„Da wir das Problem jetzt ja gelöst haben , willst du mit uns frühstücken ?“,fragte ich sie, da ich Erik gerade sah wie er mit frischen Brötchen durch die Tür kam .

Erik schien gehört zu haben , was ich Liv vorgeschlagen habe und schüttelte wild den Kopf . Er formte ein ´Tu mir das bitte nicht an' mit seinen Lippen und sah mich flehend an. Etwas verwirrt über seine Reaktion warf ich ihm darauf einen fragenden Blick zu .Immerhin hat er mal den Vorschlag gemacht Liv einzuladen damit er sie kennenlernen kann und jetzt ist sie schon hier.

„Ich denke nicht, dass das so eine gute Idee ist“ Sie schien wohl mitbekommen zu haben , dass Erik nicht so begeistert war.
„Ach was , du hast bestimmt Hunger so wie ich dich kenne“,grinste ich sie an und begann den Tisch zu decken . Erik sah mich nur schräg an . So schlimm war sie nun wirklich nicht . Sie war nur etwas eigen .Und gewöhnungsbedürftig, aber sonst war sie ein total liebenswerter Mensch.
„Du brauchst gar nicht so dumm zu gucken. Ich hab auch keinen Bock mit dir zu frühstücken“,maulte sie Erik an .
„Liv, würdest du bitte Lukas wecken?“,bat ich sie was sie dann auch tat.

„Sie hasst mich“,flüsterte er mir ins Ohr. Ich wollte mir gerade ein Glas Orangensaft nehmen ,wurde jedoch unterbrochen ,indem ich hochgehoben wurde und und auf der Küchenplatte abgesetzt wurde.
„Tut sie nicht“,lächelte ich und küsste ihn kurz. „Doch“,hauchte er gegen meine Lippen bevor er sie wieder auf meine legte. Er hatte schon irgendwie recht, wirklich leiden konnte sie ihn nicht, aber das wusste ich ja von Anfang an. Nur ich wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass sie ihn hasste, weshalb ich ihm gut zu redete.
„Sie muss dich einfach besser kennenlernen“,unterbrach ich den Kuss. Er sagte darauf nichts mehr, sondern verwickelte mich einfach wieder in den nächsten Kuss. .

„Das muss ich echt nicht sehen“,sagte sie .
„Wieso schmeißen wir sie nicht einfach raus ?“,raunte er mir ins Ohr und knabberte an meinem Ohrläppchen. Sanft aber bestimmend drückte ich ihn von mir weg und schüttelte nur lachend den Kopf.
„Wir frühstücken jetzt gemeinsam,verstanden?“,stellte ich klar und warf beiden einen warnenden Blick zu . Ich duldete keine Widersprüche.

A little too much | Erik DurmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt