Kapitel 60

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"Wieso muss ich heute bei Liv schlafen ?",fragte mich Lukas verwirrt nachdem ich ihn vom Kindergarten abgeholt haben und mit ihm zu Liv gefahren bin .
"Ich dachte du magst Liv ?"
"Ich mag sich auch",lächelte er.
"Aber ?",harkte ich nach.
"Papa hat mir versprochen,dass er heute mit mir das neue Spiel spielt"
"Das könnt ihr ja nachholen,aber Liv hat dich schon so lange nicht mehr gesehen und vermisst dich schon",meinte ich zu Lukas und klingelte an ihrer Wohnungstür.
"Ist sie sehr traurig?",flüsterte er . Aber ich konnte ihm nicht einmal noch eine Antwort geben,da Liv schon die Tür aufriss und Lukas in ihre Arme schloss. Etwas überrumpelt sah er mich an. Mit so einer stürmischen Begrüßung hatte er wohl nicht gerechnet,aber sie war ja immer für Überraschungen offen .

"Ich hab Kuchen von der Arbeit mitgenommen. Suchst du dir gleich mal einen aus ?",richtete sie sich an Lukas ,welcher mir nur noch einen Abschiedskuss auf die Wange drückte und danach in die Küche stürmte.

"Was hat er gemacht ?",fragte sie mich .
"Ich muss das zuerst mit ihm klären. Ich kann doch notfalls danach zu dir oder ?",meinte ich etwas unsicher. Ich hoffte wirklich,dass es sich nur um ein Missverständnis handelte und es eine simple Erklärung gab . Wie gesagt ich hoffte es . Und die Hoffnung stirbt ja angeblich zuletzt.
"Ich bring ihn um",presste sie zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor .
"Vielleicht ist es gar nicht so wie es scheint, okay ? Auf jeden Fall muss ich jetzt mit ihm reden"
"Meld dich wenn du mit ihm geredet hast ",meinte sie und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln. Das konnte ich gerade wirklich gebrauchen.

Die einzige Frage die mir während dem Auto fahren ständig durch den Kopf ging war "Wer ist Lena ? "
Wer war sie ? Anfangs hab ich wirkich versucht mir einzureden ,dass sie einfach eine alte Bekannte war ,aber was wenn nicht ? Was wenn sie sein damaliger Ausrutscher war ? Was wenn sie seine Affäre ist ?

Ich konnte mich nur schwer auf die Straße konzentrieren und war erleichtert als ich vor unserem Haus parkte und die Hautür aufschloss. Ein Seufzen verließ meine Lippen als ich aus meinen Schuhen schlüpfte und  Richtung Wohnzimmer ging . Meinte Erik nicht,dass er heute zum Jungsabend wollte ? Sofern ich mir erinnern kann, kam er da normalerweise immer später nach Hause. Nur wenn mich nicht alles täuscht , läuft bei uns der Fernseher.

"Da bist du ja",meinte Erik erleichtert und klopfte auf die Stelle neben sich auf dem Sofa. Ich ließ mich auf der Couch nieder , da meine Füße schmerzten,aber nicht neben Erik sondern auf der anderen Seite,worauf ich nur verwirrte Blicke von ihm erntete.
"Wer ist Lena ?"platzte es aus mir ungewohlt heraus . Ich wollte damit eigentlich noch warten . Mein Plan war es abzuwarten , was er zu sagen hat . Dieser ging jedoch nicht auf da mein Mund wie immer schneller war als mein Hirn.

"Du verstehst da etwas völlig falsch. Lena ist nur eine alte Bekannte",erklärte er mir . Zumindest versuchte er es mir zu erklären ,aber ich gab mich damit nicht zufrieden . Ich war stink sauer auf ihn und konnet ihm bei meinem ganzen Willen nicht glauben.
"Eine alte Bekannte ",wiederholte ich seine Worte und zog dabei eine Augenbraue hoch.
"Sie ist mit mir in die Schule gegangen"
"Sie hat aber ganz schön oft angerufen, findest du nicht ? Wenn sie dich schon solange kennt ,wieso weiß sie dann nicht,dass du vormittags beim Training bist?",fragte ich ihn gehässig. Wollte er mich für dumm verkaufen ? Nach all den Jahren sollte er eigentlich wissen , dass er es erst gar nicht versuchen sollte mich anzulügen.

"Hör auf in diesem Ton mit mir zu reden",bat er mich .
"Hör auf von meinen Fragen abzulenken ",schoss ich zurück.
"Ihr Anruf war wichtig"
"Was kann schon so wichtig sein,dass sie dich während der Arbeit anrufen muss.Wollte sie dir sagen,dass sie heute Abend leider keine Zeit für dich hat",meinte ich spöttisch.

"Hör auf damit ,July",sagte er ruhig und ging auf meine Provokation nicht ein .
"Ich hab doch Recht. Marco hat mir gesagt,dass heute gar kein Männerabend ist . Wolltest du heute zu ihr und mich in den Glauben lassen,dass du etwas mit den Jungs machst? Dachtest du dir ich vögle einfach mal mit ihr weil meine schwangere Freundin zu Hause checkt es eh nicht ? Hast du gar kein schlechtes Gewissen?",warf ich ihm an den Kopf und versuchte trotzdem so ruhig wie möglich zu bleiben.

"Ich würde nicht nochmal den gleichen Fehler machen ,dafür liebe ich euch zu sehr ",versicherte er mir, nahm meine Hände und verschränkte sie mit seinen . Ich starrte auf unsere Hände und danach in seine Augen. Eine Mischung aus Enttäuschung und Erleichterung spiegelte sich in seinem Blick .
"Sie ist also nur eine Freundin",murmelte ich und bereute  sofort was ich ihm alles an den Kopf geworfen habe.
"Nur eine Freundin",versicherte er mir. Ich versuchte seinen Worten Glaube zu schenken ,aber irgendetwas in mir sträubte sich dagegen,dennoch beließ ich es dabei und versuchte ein Lächeln auf meine Lippen zu legen,was mir nicht so wirklich gelang .

"Alles wieder in Ordnung?"
"Ja, ich sollte aber jetzt ins Bett gehen. War ein anstrengender Tag",antwortete ich ihm und gähnte um meine Aussage zu verdeutlichen.
"Wirklich alles okay?" Ich konnte ihm ja schwer sagen,was mir gerade durch den Kopf ging. Er wäre nicht begeistert wenn ich ihm sagen würde , dass ich denke ,dass er mir mit ihr vielleicht fremd geht und ich Angst hab ihn nochmal zu verlieren.
"Ja ,bin nur müde",winkte ich ab.

Für mich war das Gespräch zu Ende,weshalb ich hoch ging und eine Dusche nahm . Nachdem ich im Bad das nötigste erledigt hatte,legte ich mich ins Bett,wo Erik bereits lag.
"Gute Nacht",meinte ich und drehte  mich mit dem Rücken zu ihm auf die Seite.
"Ich liebe dich",nuschelte er in meinen Nacken . Ich schwieg und rutschte ein Stück von ihm weg um ihm zu zeigen,dass ich gerade keine Nähe zu ihm wollte.Er schien zu verstehen und brachte Abstand zwischen uns,aber nicht ohne mir noch einen Kuss auf den Scheitel zu drücken.

A little too much | Erik DurmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt