18. Kapitel

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"Ich kann verstehen, wenn du das nicht gut findest und lieber gehen möchtest, ich finde es selber furchtbar. Ich kann mich dafür auch nur entschuldigen, aber ich kann meinen Schwager aktuell einfach noch nicht vergessen, obwohl ich es so gerne will! Ich möchte viel lieber mit dir glücklich sein, du bist ein toller Mann. Mein Herz hat damit allerdings noch ein Problem."

Angie atmete einmal tief aus und sah in Jeremías' dunkle Augen. Jetzt war es raus. Einerseits war sie froh und vielleicht sogar ein wenig stolz, dass sie zur Wahrheit und ihren Gefühlen stand, aber andererseits... Sie hatte den Pianisten nun vermutlich endgültig verschreckt und vergrault!

Traurig brach sie den Blickkontakt ab und wollte ihm ihre Hand entziehen. Warum konnte sie Germán nicht einfach vergessen? Sie verstand sich mit Jeremías ehrlich gut und glaubte wirklich daran, dass es etwas ernsteres werden könnte. Dafür musste sie ihren Schwager allerdings ein für alle Mal loslassen.

"Angie." Kaum hatten sich ihre Hände nicht mehr berührt, ergriff Jeremías' Hand die ihre erneut und verschränkte ihre Finger ineinander. "Angie, hör mir zu. Ich verstehe das, ich verurteile dich nicht deswegen und du solltest es auch nicht tun. Wir können alle nichts für unsere Gefühle." Seine Stimme klang unglaublich sanft und Angies Blick verflocht sich mit seinem. "Mach dir nicht zu viele Gedanken und setzte dich nicht unter Druck. Du musst nur eine Sache tun: Hör auf dein Herz! Das wird früher oder später nämlich eine Entscheidung treffen, da bin ich mir ganz sicher. Lass dir einfach die Zeit, die du benötigst."

Mehr als gerührt griff Angie auch nach seiner anderen Hand und drückte sie leicht. "Dankeschön!" Während Jeremías ihr Lächeln erwiderte, spürte sie tausende von Schmetterlingen in ihrem Bauch umherflattern. Sie kannte nicht viele Menschen, die so einfühlsam und verständnisvoll waren wie er. "Du verstehst mich immer und findest immer die richtigen Worte, um mich aufzuheitern. Ich weiß wirklich nicht, wie du das machst, aber hör damit bitte nicht auf." Jeremías Augen funkelten. "Das werde ich nicht, es liegt schließlich in meinem eigenen Interesse. Ich möchte, dass du glücklich bist, dass du lächelst so wie jetzt." Augenblicklich lief Angie rot an und sah verlegen zur Seite, was von ihrem Gegenüber mit einem leichten Grinsen zur Kenntnis genommen wurde.

Wenige Minuten später bezahlten sie und verließen das Café. "Jetzt bin ich mit dem nächsten Programmpunkt dran. Komm mit.", meinte der Pianist sogleich geheimnisvoll und Angie ließ sich bereitwillig von ihm mitziehen...

"Hier müsste es passen." Bereits wenige Minuten später erreichten sie ihr Ziel. Sie waren weiter flussabwärts gelaufen. An dieser Stelle sah der Fluss allerdings viel eher aus wie ein großer See. Aus der Entfernung konnte Angie einen Tretbootverleih ausmachen und Schwäne schwammen friedlich auf dem ruhigen Wasser. Alles war von Gräsern und Sträuchern umsäumt. "Es sieht hier ja wirklich ganz schön aus...", stellte Angie verwirrt fest, "Aber warum gerade hier?"

Jeremías Augen funkelten und er streckte einladend seine Hand aus. "Komm." Etwas misstrauisch und daher ebenfalls zögerlich ergriff Angie die Hand des Pianisten, welcher zielsicher auf das Wasser zusteuerte. Was hatte er vor?

Angie konnte spüren, wie das Gras unter ihr immer nässer wurde, da sie mit ihren Sommersandalen leicht einsank. Als die ersten Sträucher vor ihnen auftauchten, blieb Jeremías stehen. "Ich dachte, wir könnten uns etwas abkühlen, weil es ja so warm ist." Da hatte er Recht. Der Sommer klopfte allmählich an die Tür und begann heute sogleich mit einem sonnigen, aber auch sehr schwülen Wetter. "Du weißt schon... Schuhe ausziehen, ich krempele die Hose hoch, du trägst ja schon eine kurze Shorts und dann ins Wasser. Wie wär's?" Jeremías fuhr sich nervös über die Mütze und bei seinem unsicheren Blick, wie sie den Vorschlag aufnehmen würde, konnte sich Angie ein kleines Grinsen nicht verkneifen.

Germangie - This Ain't GoodbyeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt