"Pablo..." Angie sah ihren besten Freund sprachlos an, ihre Augen waren geweitet. Er hatte ihr gerade seine Liebe gestanden. Wieder einmal. Angie hatte in all den vergangenen Monaten nie bemerkt, wie Pablo anscheinend wirklich fühlte. Es hatte zwar die ein oder andere unangenehme Situation zwischen Pablo, Jackie und ihr gegeben, aber Angie hatte keine Ahnung gehabt. Und nun musste sie ihn abweisen. Wieder einmal.
"Du weißt, dass ich diese Gefühle nicht erwidere. Nicht erwidern kann.", flüsterte die blonde Frau, während sie angestrengt auf den Boden starrte. "Ich hab es vor einem Jahr versucht, aber es geht einfach nicht. Natürlich liebe ich dich, sehr sogar, aber nicht auf diese Weise. Das tut mir aufrichtig leid." Als sie vorsichtig den Blick hob, erkannte sie zwar noch immer die mittlerweile versiegten Tränen auf Pablos Haut, doch gleichzeitig strahlte er eine gewisse Akzeptanz und Ruhe aus. "Du musst dich nicht entschuldigen, Angie. Ich weiß, dass du nichts dafür kannst. Aber..." Seine Stimme nahm einen verbitterten Ton an: "Es ist nun mal Germán. Es war immer nur Germán. Und es macht mich wütend, an dieser Tatsache nichts ändern zu können, keine Chance zu bekommen."
Angie seufzte hörbar auf. "Ach, Pablito." Sie streckte den Arm nach ihm aus und legte ihre Hand kurz auf seine Schulter, was er dieses Mal gewähren ließ. "Weißt du, wie oft ich mir schon gewünscht habe, dich statt Germán zu lieben? Es wäre mir lieber, mein Herz hätte sich für dich entschieden. Das würde uns beiden eine Menge Kummer ersparen."
Die junge Frau versuchte die aufkommende Traurigkeit hinunterzuschlucken, so wie Pablo seinen Ärger. "Ich sehe doch, wie sehr dich meine Abweisungen jedes Mal verletzen. Ich fühle mich dann... ich fühle mich wie die schlechteste Person auf der Welt. Ich tue dir weh, dir, dem besten Freund, den man sich nur wünschen kann. Und das tut mir aufrichtig leid."
"Du wiederholst dich, Angie." Der trockene Kommentar ließ die Lehrerin auflachen und lockerte die Situation dadurch ein wenig auf. Sie lächelte ihren Gegenüber an, doch gleichzeitig kamen die Tränen nun bei ihr hoch. "Siehst du, genau diese unangebrachten Kommentare sind es, die ich auf keinen Fall missen möchte. Ich denke, ich... du, du hast recht. Es war schon immer Germán und, egal wie sauer ich im Moment auf ihn bin, er wird es vermutlich immer sein. Ich kann es nicht ändern und tief in meinem Inneren will ich das auch gar nicht. Es ist nun mal, wie es ist." Pablo lächelte sie traurig an: "Kompliziert?" "Ja, und das war es schon immer."
Der Braunhaarige musterte sie eine Weile, bevor er meinte: "Und wieso willst du es dann noch komplizierter machen, indem du nach Frankreich gehst?" Angie schüttelte langsam den Kopf und zuckte dabei mit den Schultern. "Weil es sich im Moment einfach richtig anfühlt. Ich mss gehen, ich brauche den Abstand." Sie stoppte. Während sie den Baum hinter Pablos Kopf fixierte, biss sie sich fest auf die Unterlippe. Sie kannte den wahren Grund oder zumindest den Teilgrund. Es sich einzugestehen, bedeutete allerdings, zuzugeben, dass sie davonlief.
"Wahrscheinlich hast du auch damit Recht, dass ich wegen Germán das Jobangebot annehme. Dass ich vor meinen Gefühlen davonlaufe. Das mag sein. Aber ich... ich lasse mich trotzdem nicht umstimmen. Ich hab das Gefühl, dass ich diesen Abstand brauche, um meine Gefühle in Ruhe ordnen zu können, um zu entscheiden, ob ich Germán verzeihen und nach seiner Lüge jemals wieder blind vertrauen kann, und um zu mir selbst zu finden. Mich richtig mit mir zu beschäftigen. Und ich denke nicht, dass mir das hier, mitten in all diesem Chaos, gelingt. Kannst du das irgendwie verstehen?" Es blieb wieder einmal still und Angie konnte überhaupt nicht einschätzen, wie Pablo dieses Mal reagieren würde. Würde er sie wieder anschreien? Würde es erneut zum Streit kommen?
Er öffnete langsam den Mund und wählte seine Worte sorgfältig: "Verstehen, ja. Akzeptieren, nein." Bevor Angie für eine Entgegnung auch nur Luft holen konnte, hob Pablo die Hand und brachte sie so zum Schweigen. "Ich verstehe, wie du denkst. Ich kann deinen Gedankengang nachvollziehen. Aber ich glaube einfach trotzdem nicht, dass es der richtige Weg ist, das Land zu verlassen. Ich glaube, deine Probleme lassen sich hier ebenfalls lösen. Und deshalb akzeptiere ich deine Entscheidung nicht." Jetzt war er es, der seine Hand nach ihr ausstreckte und sie sanft auf ihre Schulter legte. Er grinste leicht, doch seine Augen funkelten ernst. "Ich werde nicht aufgeben und dich gehen lassen. So einfach kommst du mir nicht davon." Er klang zuversichtlich.
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Germangie - This Ain't Goodbye
FanfictionGermán wollte Esmeralda heiraten, doch an deren Hochzeit hatte sich herausgestellt, dass sie eine Lügnerin, eine Schauspielerin war. Obwohl Angie durch die Beziehung der beiden sehr verletzt wurde, zögert sie keine Sekunde, ihrem Schwager beizustehe...