Part 2

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he said: you wanna steal my heart? good luck because i have none

Diese Schmiererei steht seid zwei Jahren riesengroß in Schwarz an der einen Wand unserer Schultoilette.
Die meisten Jungsklos mögen vielleicht mehr zugesaut sein als unseres, aber es ist ungeschriebenes Gesetzt, das hier nur etwas mit Geschichte hinkommt. Etwas, das Gefühl und Bedeutung hat. Etwas, das zu dem "Künstler" passt und ihn ausdrückt oder beschäftigt.

Dieser Satz zum Beispiel, wurde von Daniel aus meiner Parallelklasse an die Wand geschrieben, als er weinend eine Stunde auf dem Schulklo geschwänzt hat. Jeder kennt die Geschichte und jeder schmückt sie etwas aus, aber der Kern ist immer gleich:

Daniel Mester hat es sich zur Aufgabe gemacht, Zayn Maliks Herz zu gewinnen. Und bei einem Liebesgeständnis des kleinen Blonden soll der schwarzhaarige Junge genau das zu ihm gesagt haben.

Du willst mein Herz stehlen? Viel Glück, denn ich besitze keins.

Gedankenverloren starre ich auf die Wand und lasse mir die Worte durch den Kopf gehen.
Zayn Malik ist kaltherzig und lacht nie, das weis hier jeder. Aber kein Herz zu besitzen ist doch schon eine krasse Aussage oder nicht?
Was denke ich überhaupt darüber nach, ob der unfreundliche Junge auf der Schulmauer nun lieben kann oder nicht, es ist mir egal. Ich trockne mir meine Hände zu Ende ab und gehe dann nach draußen auf den Gang.

Um meinem Namen als größter Tollpatsch der Schule alle Ehre zu machen, laufe ich fast direkt gegen jemanden hinein. Ich weiche schnell aus und lande stattdessen unsanft im geöffneten Spind eines Mittelstufen-Schülers, der erschrocken sein Mathebuch umklammert und mich entsetzt ansieht.

"Sorry," murmele ich und Zwänge mich aus dem Spind raus. Prompt fallen sämtliche Bücher und Hefte auf dem Boden und verteilen sich über den gesamten Gang. Na super.
"Nochmals Sorry," meine ich und helfe dem nun gänzlich verstörten Jungen, seine Bücher wieder in den Spind zu räumen.

Ein Lachen lässt mich aufschauen und mein Blick fällt auf Zayn Malik, der an der Wand mir gegenüber lehnt und sich scheinbar über mich lustig macht. "Du bist so ein Trottel, Payne," grinst er und ich zucke nur mit den Achseln.
"Wenigstens kein Kaltherziger Idiot der wundersamer Weise lachen kann."

Ich gebe dem Nerd sein letztes Buch in die Hand und ignoriere den schwarzhaarigen hinter mir. Dann mache ich mich auf den Weg zum nächsten Klassenraum, als ich auf einmal Schritte hinter mir höre und Zayn neben mir auftaucht.

"Das war nicht nett," stellt er fest und ich zucke nur mit den Schultern. "Ich bin nicht nett."
Daraufhin ist Zayn still, holt sich eine Zigarette aus der Jackentasche und zündet sie sich an.
"Du rauchst sogar im Gebäude?," frage ich ungläubig und er antwortet, in dem er genießerisch an dem Glimmstengel zieht.

"Du bist kaltherzig und rauchst bei jeder Gelegenheit. Tolle Eigenschaften," spotte ich und er zieht nur die Augenbrauen hoch. "Du bist tollpatschig und unfreundlich, das ist nicht besser."
"Aber nicht so ungesund wie Rauchen," antworte ich und kurz ist es still. Wir gehen gemeinsam über den Schulhof ins nächste Gebäude, wo ich gleich meinen Chemiekurs habe und hoffentlich Niall und Harry wiedersehe. Ich mag Chemie zwar nicht sonderlich, aber er war einer der wenigen Kurse den wir zu dritt hatten.

"Aber dir kann mit deiner Tollpatschigkeit auch viel schlimmes passieren," erinnert er mich und ich nicke langsam. "Stimmt, aber ich kann nichts dafür. Du entscheidest dich ja zu rauchen."
"Touché," gibt sich Zayn in dieser kleinen Diskussion geschlagen und fragt dann:"Was hast du jetzt?"
"Chemie," gebe ich als Antwort und Klinge dabei ziemlich unbegeistert.

"Besser als Physik," wirft Zayn ein und ich gebe ihm Recht.
"Also dann...," sage ich langsam als ich vor dem Chemieraum stehe. Ich habe keine Ahnung wie ich mich von ihm verabschieden soll, oder ob ich es überhaupt tue.

"Wir sehen uns bestimmt wieder. Ich muss ja aufpassen das meinem Tollpatsch nichts schlimmes passiert," lacht Zayn und dreht sich dann um, um den Gang weiter runter zu den Treppen zu laufen.

Ich schaue ihm kurz hinter her, schüttele dann den Kopf und gehe in den Klassenraum, wo Niall in der letzen Reihe schon auf mich wartet.
"Wo warst du solange? Du hast gesagt du wolltest pissen gehen und dann direkt wieder kommen," begrüßt er mich und ich zucke nur mit den Schultern. "Bin nem kleinen Kind in den Spind gefallen," gebe ich lässig als Antwort und lasse mich dann auf meinem Platz neben den Blonden sinken.

"Und deshalb standest du gerade mit Zayn Malik vor der Tür?," hakt Niall nach und grinst mich vielsagend an.
"Der hat mich halt ausgelacht mehr nicht. Grins nicht so!"
"Arrrw, was sich liebt das neckt sich," kommentiert mein Kumpel in einem albernen Singsang und fängt sich dafür von mir einen Stoß in die Rippen ein.

"Aua!," meckert er aber ich ziehe bloß die Augen hoch. "Ist Barbie so verletzlich?"
Ich mache einen Schmollmund und sehe Niall wie ein Kleinkind an. "Nein, ist Barbie nicht. Aber Ken ist einfach ein grober Trottel, der auf Malik statt auf Barbie steht!"

"Ich steh doch nicht auf den!", protestiere ich. "Ich bin durch und durch Hetero!"
Offenbar spreche ich Etwas laut, denn Rebecca in der Reihe vor mir dreht sich zu mir um und kommentiert:"Und das ist auch gut so, was würde ich sonst ohne dich machen?" Sie versucht sich an einem verführerischen Augenaufschlag und ich sage bloß nüchtern:"Dich Samstagabends von jemanden anderen ficken lassen."

Dann wende ich mich wieder Niall zu und ignoriere Rebecca.
"Wo ist eigentlich Harry?," fällt mir in dem Moment auf. Der Lockenkopf sitzt normalerweise in der dritten Reihe neben Steffen, da er von dort aus Louis besser anhimmeln kann.

"Der ist vor einer Stunde weinend nach Hause gefahren. Louis hat ihn gekorbt."

Niall spricht leise und entsetzt ziehe ich die Luft ein. "Was? Wieso das? Ich dachte...naja, es war offensichtlich...," stammele ich und Niall sieht mich traurig an.
"Er hat es ihm gesagt. Harry hatte endlich den Mut dazu, Louis seine Liebe zu gestehen, und Louis hat ebenfalls eingestanden in ihn verliebt zu sein...aber er meinte sie hätten keine Zukunft."

"Hä? Das macht doch keinen Sinn," Runzele ich die Stirn.
Aber Niall verzieht bloß das Gesicht. "Louis' Eltern sind Homophob..."
"Scheisse," kommentiere ich und will gerade weiter sprechen, als der Chemielehrer den Raum betritt.

"Ich bitte um absolute Ruhe, besonders bei den werten Herren in der letzen Reihe!," er wirft uns einen bedeutungsvollen Blick zu.
"Heute beschäftigen wir uns ein..." - ab da schalte ich ab und meine Gedanken driften in ein Traumland.
Das kann ja noch ein langer Schultag werden.

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