Part 10

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Zayns Gesichtsausdruck zeigte erst pures Entsetzen und dann Wut.
"Verdammt, was zum Teufel machst du hier?," faucht er und ich sehe ihn säuerlich an.
"Musst du so schreien? Safaa ist gerade eingeschlafen!"
"Sag mir nicht was ich in meinem Haus machen soll! Sag mir lieber, was du hier willst!"

Safaa räkelt sich und schaut verschlafen zu mir auf. "Liam, was ist los?"
Sie gähnt einmal. Beruhigend streiche ich ihr über die Schulter. "Zayn ist wieder da."
"Schön," murmelt sie nur und lehnt sich wieder an mich.

Ich sehe Zayn an und kann erkennen, wie angepisst er darüber ist, das seine kleine Schwester mehr Interesse an mir, als an ihm zeigt.

"Also nochmal: was willst du hier?"
Er verschränkt die Arme vor der Brust und schaut mich böse an. Zusammen mit der Lederjacke sieht er gerade wirklich gefährlich aus, aber ich werde mich davon nicht beeindrucken.

Eher finde ich es anziehend und sexy. Dazu seine Tattoos und der leichte Bartschatten...
Oh Gott, meine Gedanken wandern in die falsche Richtung. Ich bin nicht Jungen interessiert!

"Ich wollte mich nur noch einmal für meinen verstauchten Knöchel bedanken," sage ich kühl und sein Blick schnellt auf meinen Fuß in der Schiene.
"Wenn du auch so dumm landest," meint er lediglich desinteressiert.

"Du hast mich doch aus dem Fenster geschmissen!"
Am liebsten würde ich ihn anschreien, aber da Safaa schläft bemühe ich mich um einen gemäßigteren Ton.
"Du warst halt zu langsam," schiebt er weiterhin die Schuld auf mich.

"Ich kann ja nicht wissen, das du offenbar ein so großes Problem mit deiner Familie hast, das du Besuch aus dem Fenster schmeißen musst!," halte ich dagegen und scheine damit einen ziemlich Wunden Punkt getroffen zu haben, denn Zayn kommt auf einmal auf mich zu und zerrt mich von Safaa weg.

"Hör mal zu, Payne, du weißt absolut gar nichts über mich oder meine Familie, klar?!," knurrt er gefährlich nahe an meinem Ohr und sieht mich intensiv an. "Bleib du einfach in deiner heilen Welt und verpiss dich aus der kalten Realität, kleine Jungen haben da nichts zu suchen."

Wut überkommt mich und ich drücke ihm etwas von mir weg. "Sag mir nicht, das ich nichts über dich weis, wenn du selber keine Ahnung von meinem Leben hast. Ich habe vielleicht auch große Probleme, aber im Gegensatz zu dir habe ich es nicht nötig jeden Menschen zu vergraulen," zische ich erbost.

"Was sollen das für kleine Problemchen sein? Eine vier in einer Arbeit? Uh, da wird Mami aber gar nicht glücklich sein," höhnt er und grinst. Am liebsten würde ich ihn schlagen.

"Um genauer zu sein ist meine Fickgelegenheit von mir schwanger geworden und ich werde bald Vater," spucke ich ihm entgegen.

Sofort möchte ich mir am liebsten den Mund zu halten und die Zeit zurückdrehen.
Nein, nein, nein, Zayn soll sowas nicht von mir wissen!
Der Schwarzhaarige scheint ziemlich verblüfft, aber dann lacht er.

"Zu dumm zum verhüten, oder was?"
"Nein, wir haben immer verhütet und ich dachte, Becca nimmt die Pille, aber es ist doch irgendwie passiert."
Dann schlage ich mir die Hand vor den Mund.
"Scheisse ich wollte ihren Namen nicht nennen!"

"Chill, ich hab's mir eh gedacht. Aber sei vorsichtig bei der, die is ne hinterhältige Fotze und trickst kleine Tollpatsche manchmal aus."

Ich sehe Zayn verwirrt an, der auf einmal gar nicht mehr so wütend scheint. Vielleicht ist er ja auch schwanger und daher kommen die Stimmungsschwankungen?

"Wie meinst du das?," frage ich nach und er zuckt nur mit den Schultern.
"War nur ne Warnung."
Ich belasse es dabei.

Könnte mich Rebecca wirklich angelogen haben? Zuzutrauen wäre es ihr, aber andererseits war der Schwangerschaftstest echt, und man kann wohl kaum mal eben ein Ergebnis fälschen, oder?
Und was würde ihr das bringen? Danach würde sie als Schulschlampe abgestempelt, also an einem sozialen Aufstieg kann es wirklich nicht liegen.

"So Liam, jetzt warst du ja hier und hast dich für deinen Fuß bedankt, dann kannst du ja auch gehen."
Zayn verschränkt die Arme vor der Brust und ich seufze.
Wahrscheinlich sollte ich wirklich gehen, ich habe seine Nerven wohl überstrapaziert und außerdem kann ich auch nicht so spät nach Hause kommen.

Ein Murmeln hinter mir lässt uns beide herumfahren. Shit, Safaa haben wir ganz vergessen.
"Warum streitet ihr?," fragt sie müde und reibt sich die Augen.
"Weißt du, Zayn und ich sind nicht immer einer Meinung, aber das passiert jedem Mal," erkläre ich ihr vorsichtig. Sie nickt.

"Aber habt ihr euch jetzt wieder lieb?," hakt sie noch einmal nach und ich werfe einen überforderten Blick auf Zayn, der sich aber ganz auf seine Schwester konzentriert.

"Natürlich haben wir das," bestätigt er und wie um es zu beweisen, zieht er mich an der Taille zu sich und küsst mich einmal auf die Wange.

Mein Herz bleibt stehen.

Das war das erste Mal, das ich von einem Jungen ein Küsschen bekommen habe. Ich merke wie meine Wangen feuerrot anlaufen und ich hoffe sehr, das Zayn es nicht bemerkt.

Seine Lippen waren total weich, aber sein leichter Bart hat etwas gekratz. Eine Gänsehaut überkommt mich, als ich an das Gefühl denke. Okay, hier läuft definitiv etwas falsch.

"Bleibt Liam noch? Bitte!," fleht Safaa aber ich schüttele bedauernd den Kopf.
"Ich muss los, tut mir leid."
"Schade, aber du kommst doch mal wieder, oder?" Sie schaut mich traurig an und mein Blick schnellt unsicher zu Zayn.

"Bestimmt trifft du Liam mal auf dem Spielplatz oder so. Aber ich bring ihn jetzt zur Haustür und du gehst ganz schnell nach oben in dein Bett!"

Zayn sieht mich bestimmend an und ergeben laufe ich vor zur Haustür, während er Safaa nach oben schickt, welche noch zickig erklärt, das sie mittlerweile zu alt ist um auf einem Spielplatz zu spielen.

Ich ziehe mir gerade meine Schuhe an, als plötzlich ein dunkler Schatten hinter mir auftaucht und Zayn sich über mich beugt.

"Bilde dir ja nichts ein, der kleine Kuss war nichts weiter, nur zum Beruhigen meiner kleinen Schwester. Ich bin nicht schwul und wenn dann, würde ich nicht einmal mit dir etwas anfangen, wenn du der letze Mensch auf Erden bist."

Er zieht sich wieder zurück und atemlos binde ich mir meine Schuhe zu. "Danke, das beruht auf Gegenseitigkeit," Presse ich zähneknirschend hervor.

Seine Worte verletzen mich.

Nicht unbedingt der Part, mit der Bedeutungslosigkeit des Kusses und die Tatsache, das er nicht schwul ist, nein, aber mich stimmt es traurig, das ich ihm scheinbar so sehr anekele.

"Ich geh dann mal," murmle ich und reiße die Haustür auf, wo mich die Abendluft bitterkalt empfängt.
Zayn sagt nicht mal Tschüss, sondern schmeißt die Tür direkt hinter mir zu.

Ich fühle mich wie ein ungeliebter Hund der ausgesetzt wurde.

Ich laufe von dem Grundstück und als ich auf dem Bürgersteig stehe, drehe ich mich noch einmal um.
Zayn steht am Fenster der Küche und sieht mich nachdenklich an. Als sich unsere Blicke treffen, dreht er sich ruckartig um und ich verziehe gequält das Gesicht.

Ich glaube, mir hat das winzige Küsschen mehr bedeutet als es sollte.

Bitte lieber Gott, mach, das ich nicht weiter drüber nachdenke und mich nicht nach Zuneigung von Zayn sehne, denke ich, als ich im Dunkeln nach Hause laufe.

Make Me LaughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt