Part 26

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Eigentlich finde ich Sportwagen sehr cool, aber gerade entwickelt ich eine so tiefe Abneigung dagegen, wie gegen Kinderschänder und Mörder.

Wobei man vermutlich auch mit einem normalen Familienwagen so halsbrecherisch fahren kann. Nur machen die tiefen Sitze des Porsches ein wirkliches Weltuntergangsfeeling, wenn sich das Auto scharf in die Kurven legt.

Ich erhasche kurz einen Blick auf ein vorbeifliegendes Straßenschild. Wir sind in einer 70ger Zone. Und unser Tacho zeigt...scheisse, 96 km/h.
Aber gnädig wie Sergej ist, überschreitet er die 100 nicht.

Der Russe sollte wirklich aufpassen, das ich ihm nicht gleich auf den Beifahrersitz kotze. Obwohl - mit viel Glück treffe ich ihn ja. Hehe.

"Sergej, ich weis du findest mich kacke, aber könntest du etwas langsamer in die Kurv- fuuuck my life." Ich kralle mich in den Türgriff und drücke mich mehr in den Sessel.

Adieu Mittagessen. Willkommen Friedhof.

"Wass Sie wollen sagen, Sirr?," fragt Sergej und ich funkele ihn böse an, als er ungerührt das Tempo beibehält. Ihn scheint es nicht im geringsten zu jucken, das ich mich gleich in einen Kotzebrunnen verwandele.

"Fahr verdammt noch mal langsamer!," fauche ich aufgebracht und sehe entgeistert auf die rote Ampel vor uns.
"Sergej, es ist rot!," rufe ich aufgebracht und der Russe zuckt mit den Schultern und fährt einfach drüber.

"Wenn wirr von Polizei angehalten, ich sagen das ich Farrbenschwäche."

Stumpf ist Trumpf.
So ungern ich es auch zugeben möchte, aber die Ausrede ist gut. Allerdings fände ich es besser, wenn Sergej der Polizei keinen Grund geben müsste, uns anzuhalten.

Die Autos hinter uns Hupen erbost und genervt von dem Lärm halte ich meinen Mittelfinger an den Rückspiegel. Ist ja nicht mein Problem, wenn wir angezeigt werden, das Auto hat schließlich nichts mit mir zutun.

Das Hupen hört zwar auf, dafür bekomme ich aber noch eine herzliche Geste von dem Fahrer hinter uns. Fick dich selber.

Mein Magen rumort weiter heftig, als Sergej das Auto auf einmal nach rechts zieht, während ich beinahe gegen den Russen knalle und mich panisch am Türgriff festhalte. Gott, hoffentlich hält der mein Gewicht und bricht nicht ab.

Sergej scheint jedoch keinerlei Probleme mit seinem rasanten Fahrstil zu haben, denn jetzt beginnt er noch seelenruhig sein Handy aus der Hosentasche zu ziehen.

"Sag mal, bist du verrückt?," keife ich und er sieht mich uninteressiert an.
Bitte lieber Gott, lass ihn wenigstens auf die Straße schauen. Ich bin zu jung um zu sterben und außerdem habe ich Mama versprochen zum Essen wieder zuhause zu sein.

Genervt von meinem Gekeife packt er sein Handy wieder weg und konzentriert sich wieder auf die Straßen. Er geht ein bisschen vom Gas runter, da wir jetzt in einer 50iger Zone sind.
Wenigstens muss ich keine Angst mehr um mein Leben haben.

"Sag mal Sergej...wo sind wir bitte," frage ich den Russen, da wir sicher nicht in meiner Siedlung sind. Und auch sonst sind wir in keiner Umgebung, die mir auch nur ansatzweise bekannt vorkommt.

"Sie sich sollen entspannen," weist er mich an und ich könnte ihm in dem Moment die Augen auskratzen. Wie soll ich mich entspannen, wenn ich nicht mal weis wo ich bin und was man mit mir vorhat?

"Ich würde wirklich gerne aussteigen," meine ich bemüht ruhig, aber Sergej ignoriert mich gekonnt.
So langsam bekomme ich echt etwas Schiss.

Es ist dunkel draußen, ich weis nicht wo ich bin und Sergej macht einen auf gruseligen Fahrer. Außerdem ist die Gegend hier wirklich sehr runtergekommen, um nicht zu sagen richtig schäbig. Es passt irgendwie zu der Fabrikhalle, wo ich Ivan das erste Mal getroffen habe.

Wir fahren eine Weile weiter und immer tiefer in diese...qualitativ nicht sehr hochwertige Wohngegend.
Die Straßen sind dreckig und die Vorgärten der Häuser von Unkraut und Müll verwüstet.
Die Farbe blättert von den Fassaden ab und hin und wieder bekomme ich ein paar geduckte Gestalten zu Gesicht, ansonsten wirkt die Siedlung vollkommen verlassen.

Irgendwann bleibt Sergej auf einmal stehen und sieht mich ausdruckslos an. "Aussteigen."

"Bitte was?," Hauche ich fassungslos und er verzieht beinahe mitleidig sein Gesicht.
"Sie jetzt aussteigen. Sehen das als Warrnung. Ferrnhalten von Ivan, keine gute Mensch!"

Perplex sehe ich Sergej an, der auf einmal über mich drüber greift und meine Auto Tür mir Schwung öffnet. Dann schnallt er mich ab und beginnt mich wie ein trotziges Kleinkind aus dem Porsche zu schieben.

Ich bin immer noch total baff als ich auf einmal unangenehm auf der Schotterstraße Lande. Ich will mich am Boden abstützen, aber fasse mit meiner rechten Hand in eine undefinierbare Masse, die ich in dieser Dunkelheit kaum erkennen kann.

Angewidert verziehe ich das Gesicht und als ich mich aufrapple, sehe ich Sergej noch einmal an.
"Das ist ein Witz, oder?," hake ich noch einmal nach, aber der Russe schüttelt bestimmt seinen Kopf. "Nein. Jetzt machen Türr zu."

Eigentlich möchte ich mich weigern und wieder einsteigen, aber aufeinmal zückt er eine Waffe und richtet sie auf mich. Ich trete sofort einen Schritt zurück und knalle die Tür des Sportwagens zu. Sergej lässt den Motor aufheulen und mit quietschenden Reifen fährt er in der Dunkelheit davon.

Mit klopfendem Herzen sehe ich mich um, auch wenn ich kaum etwas von meiner Umgebung erkennen kann. Mein Atem macht kleine Wölkchen in der Luft und panisch horche ich auf, als ich auf einmal Stimmen wahrnehme.

Eine Warnung soll das hier sein. Ivan sei kein guter Mensch. Gerade kommt mir eher Sergej wie der Bösewicht vor.

Hektisch sehe ich mich nach einem Versteck um, als die Stimmen immer näher kommen und schließlich ducke ich mich hinter Müll hinter eine stinkende Mülltonne.
Na klasse Liam, da hast du dir aber ein leckeres Versteck ausgesucht.

Mit klopfendem Herzen beobachte ich drei junge Männer, die nur ein paar Meter von mir entfernt stehen bleiben.
Der Mond und ein paar vereinzelte Straßenlaternen liefern etwas Licht und mit Schrecken erkenne ich ein Messer und eine Waffe in den Händen der Drei.

"Hast du den Stoff vertickt? Du weißt, er mag es nicht, wenn man so lange braucht."
Ich bekomme eine Gänsehaut bei der bedrohlichen Stimme und bete, einfach nicht entdeckt zu werden.

Einer der Drei nickt bestätigend.
"Gut. Du weißt was sonst mit dir und deiner kleinen Schwester passiert," droht der andere und zückt einmal das Messer, scheinbar zur Demonstration.

"Ja klar," antwortet jetzt die dritte Stimme, die scheinbar den Stoff unter die Leute bringt und jetzt bedroht wird.

Ich Keuche einmal ungläubig auf. Das kann nicht sein. Aber ich irre mich sicher nicht, diese Stimme würde ich unter tausenden Wiedererkennen. Und war es mir nicht klar, das er so etwas in der Art macht, wenn er mich schon zu Fabrik einläd?

Es ist definitiv Zayns Stimme.

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Der gute Zaynie...
was würdet ihr so machen, wenn ihr verlassen in so einer Ghettogegend stehen würdet?

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