Part 51

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Ich denke, ich kann mehr als zufrieden sein. Den ganzen Samstag habe ich bei Zayn verbracht und dann noch bei ihm geschlafen. Wir haben nicht miteinander geschlafen, aber nebeneinander. Und es war das schönste, am Sonntagmorgen in seinen Armen aufzuwachen.

Jetzt haben wir Mittag und ich schließe glücklich meine Haustür auf. Ich bin komplett entspannt und zufrieden, ausnahmsweise habe ich sogar kein Problem damit gleich meine Hausaufgaben zu erledigen und zu lernen.

Wirklich verrückt was die Liebe mit einem Menschen anstellen kann. Denn darin bin ich mir jetzt ganz sicher - ich liebe Zayn. Ich bin nicht nur verknallt oder verliebt, sondern empfinde wirklich so viel für ihn, wie mir mehr gar nicht möglich erscheint. 

"Hallo Liam," begrüßt mich mein Vater der mit meiner Mutter am Esstisch sitzt.
"War die Zeit bei Zayn gut?," fragt diese jetzt unschuldig und ich sehe sie strafend an.
"Nein, wir haben nicht miteinander geschlafen, aber er hat mir ein wunderbares Liebesgeständnis gemacht. Wolltest du das wissen?"

Meine Mutter nickt heftig und strahlt mich begeistert an, während mein Vater augenverdrehend wieder hinter seinem Anglermagazin versinkt.
Anders als meine Mutter, die scheinbar froh ist das ich mit einem Jungen zusammen bin und nicht mehr mit Rebecca vögele, ist mein Vater kein Fanboy.

Klar, er hat kein Problem mit Zayn oder meiner Sexualität, aber er sieht immer noch die Schwangerschaft von Rebecca. Meine Mutter verdrängt das eher und konzentriert sich auf die positiven Sachen.

"Übrigens, da ist ein Brief für dich angekommen. Ohne Absender oder so, ich hab ihn in dein Zimmer gelegt. Keine Sorge, ich war auch nicht neugierig und habe ihn schon gelesen," versichert meine Mutter und zufrieden nicke ich.

Ich hasse es, wenn man in meinen Sachen schnüffelt, auch wenn ich eigentlich nichts zu verbergen habe. Aber es ist mir schlichtweg einfach unangenehm, und ich möchte nicht das dann jemand über mich urteilt.

Schnell nehme ich mir noch ein paar Kekse und gehe dann in mein Zimmer, wo ich den Brief auf meinem Schreibtisch liegen sehe. Ich schnappe ihn mir und schmeiße mich dann auf mein Bett, wo ich einmal zufrieden einatme.

Mein IPhone leuchtet einmal auf und zeigt mir eine neue WhatsApp von Zayn an, in der er mich fragt ob ich gut zuhause angekommen bin und ob wir das ganze mal wiederholen. Ich habe so einen süßen Freund.

Ich schicke Zayn eine kleine Nachricht Zurück, ehe ich mich dem Brief in meiner Hand zuwende. Er ist noch zugeklebt und tatsächlich ohne Absender. Lediglich mein Name steht krakelig oben am linken Rand.

Verwirrt reiße ich den Umschlag auf und halte einen Bogen Papier in der Hand, der mit der selben krakeligen Schrift beschrieben ist, die mir auf einmal so vertraut und bekannt vorkommt.

Irritiert beginne ich die Buchstaben zu entziffern und kneife dabei meine Augen zusammen, als würde ich alte, ägyptische Schriftzeichen entschlüsseln.

Liam, wenn du das hier liest sitze ich schon lange im Taxi und bin weg. Ich weiß nicht wo ich anfangen soll und vermutlich ist es verdammt feige, es dir nicht persönlich zu sagen. Aber ich schaffe es einfach nicht dir hierbei in die Augen zu sehen.

Vor ein paar Monaten habe ich das erste Mal mit Rebecca geschlafen. Es kam einfach plötzlich, aber es war nicht weil ich sie ausgenutzt habe. Ich bin schon lange in sie verliebt und es tut weh zu wissen, das sie nur Augen für dich hat während du sie lediglich zu deinem Spaß nutzt. Woran jetzt erstmal nichts verwerfliches ist, ich hätte es in deiner Situation wohl auch so gemacht.

Die ganze Zeit habe ich mich mit irgendwelchen anderen Mädchen abgegeben, aber ich konnte Becca einfach nie vergessen. Und dann dieses eine Mal als wir miteinander geschlafen haben...du glaubst nicht wie glücklich ich war. Wir haben allerdings vergessen zu verhüten und somit war mir später schnell klar, von wem das Kind sein muss - nämlich von mir.

Bevor du mich jetzt hasst, weil ich dir ein Kind untergejubelt habe und du den Brief vor Wut zerreißt, ließ bitte weiter. Ich kann nicht garantieren oder von dir erwarten das du mich verstehst, aber ich möchte wenigstens, das du es weißt.

Kurz breche ich das Lesen ab und atme einmal tief ein und aus. Ich weis ganz genau von wem der Brief ist und es tut weh, das jetzt zu erfahren. Die ganze Zeit mache ich mich verrückt und jetzt...das. Aber dem Schreiber schien es nicht anders zu gehen, denn auf dem Papier sind jetzt kleine getrocknete Spuren, wie von Tränen.
Noch einmal tief durchatmend beginne ich, weiter zu lesen.

Etwa eine Woche nachdem ich mit Rebecca geschlafen habe und das erste Mal so etwas wie Hoffnung verspürte, das doch noch was aus uns wird, machte ich eine Entdeckung.
Mein Vater, ist nicht mein Vater. Mir wurde es  nie gesagt, aber er kam erst in unsere Familie, als ich schon drei Monate war.
Ich war sauer und entsetzt, aber nachdem mir Mama leise verraten hatte, wer mein wirklicher Vater ist, war ich noch geschockter.
Rebecca und ich sind Halbgeschwister, und demnach ist das Baby in ihrem Bauch mehr als nur verboten.

Ich habe Kontakt zu meinem richtigen Vater aufgenommen und auch wenn der Umgang am Anfang etwas unbeholfen war, haben wir uns letztlich doch gut verstanden. Er lebt alleine mit Rebecca ganz in der Nähe, während ihre Mutter vor zehn Jahren ins Ausland abgehauen ist. Eigentlich lief alles gut - Aber dann hat Rebecca gebeichtet das sie schwanger ist. Und dass das Kind von mir ist.
Unser Vater ist ausgerastet und wollte uns zwingen, es abzutreiben. Aber Becca wollte nicht und ich könnte auch niemals die Schuld an dem Tod meines eigenen Kindes tragen. Und dann kamst du ins Spiel.

Becca war schon lange in dich verliebt und hat kurzerhand überall behauptet, das Kind sei von dir. Unser Vater ist immer noch gegen das Baby, aber er toleriert es, da es nun offiziell kein Kind von Halbgeschwistern ist.
Warum ich nichts dagegen gesagt habe? Einmal war ich immer noch enttäuscht, das du Rebeccas Liebe hast und ich nicht, auch wenn du nichts dafür kannst. Aber Vorallem wollte ich Rebecca nicht im Stich lassen und das Kind somit töten. Also habe ich nichts gesagt.

Ich weis, das es falsch war. Ich weiß auch, dass das unverzeihlich ist. Es tut mir leid, Wirklich aufrichtig leid, das ich kein besserer bester Freund war. So etwas hast du nicht verdient.

Rebecca und ich sind jetzt auf dem Weg zu ihrer Mutter, wo wir ein neues Leben anfangen werden. Nicht als Halbgeschwister sondern als kleine Familie. Ich habe meine Nummer und sämtliche Google oder Instagramaccounts gelöscht und du wirst mich nicht mehr finden, selbst wenn du das wollen würdest.
Wir werden Deutschland verlassen und versuchen, irgendwie klar zu kommen. Das ist besser für alle, denn so können Becca und ich das Kind behalten und ich muss es nicht leugnen.

Ich hoffe du kannst mir irgendwann verzeihen, denn ich könnte es mir selber nicht. Ich habe so viel Mist gebaut und das war nicht fair dir gegenüber. Vielleicht habe ich in ein paar Jahren mal den Mut mich irgendwie bei dir zu melden, aber jetzt würde ich es nicht mehr schaffen dir in die Augen zu sehen.

Ich habe alles kaputt gemacht, was man nur kaputt machen kann.
Du hast so einen schlechten Freund wie mich nicht verdient, wo du doch Jahrelang mein Bester warst und immer noch bist. Anders als ich dir bist du mir nie in den Rücken gefallen.
Ich hoffe von ganzem Herzen, das du glücklich wirst. Ich liebe dich, auf eine freundschaftliche Art und Weise und könnte es mir nie verzeihen, dein Leben kaputt gemacht zu haben.

Niall.

Ich lasse den Brief sinken und meine kleinen Tränen Tropfen zu den getrockneten meines besten Freundes. Komm zurück Niall. Irgendwie würde ich dir sowas verzeihen, du Idiot.

Make Me LaughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt