Part 35

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"Zieh nicht so ein Gesicht. Schau mal, die Sonne scheint heute ausnahmsweise mal," versucht mich Niall aufzumuntern, der wieder in der Schule ist und putzmunter scheint. Ich lächle halbherzig, ehe meine Mundwinkel wieder nach unten sacken.

Meine Laune ist wie die Titanic am Sinken und der Eisberg sitzt auf der Mauer und raucht.

Mein Blick gleitet immer wieder zu Zayn, aber ich schaue schnell weg, bevor er es merkt. Außerdem deprimiert es mich nur noch mehr. Er spricht nicht mit mir, schaut mich nicht an und schnauzt mich nichtmal mehr zusammen, weil ich wieder am Fabrikgelände war.

Ich bin ihm scheiss egal.

Es tut weh das zu realisieren, auch wenn ich es mir hätte denken können.
"Warum ist er denn enttäuscht?," fragt Harry jetzt und beißt von seinem Apfel ab. Das knacken und kauen macht mich gerade ganz hibbelig und ich sehe den Brünetten böse an.

"Was weis ich. Vielleicht weil er seine Fickgelegenheit verpasst hat?"
Ich schaue wieder zu Zayn, aber dieser unterhält sich gerade und blickt nicht einmal in meine Richtung. Dabei bin ich mir sicher, das er weiß das ich hier sitze, weil ich immer hier sitze und es heute nicht anders mache.

"Schon mal daran gedacht, das er einfach enttäuscht darüber ist, das du weggerannt bist? Du weißt das Zayn eigentlich keine OneNightStands mit Jungen hat und er ist dir sogar hinterhergelaufen und hat dich gesucht," erinnert mich Niall, aber ich schüttele bestimmend den Kopf.

"Das kann ich mir bei Zayn so gut wie gar nicht vorstellen. Er hat oft gesagt, wie wenig wichtig ich ihm bin."
Ich klinge am Ende trauriger und Harry klopft mir freundschaftlich auf die Schulter.

"Geh doch hin und frag ihn," schlägt er vor und ich beiße mir nachdenklich auf die Lippe. "Blamiere ich mich dann nicht total?"
"Liam, du kannst dich gar nicht mehr blamieren als sonst, weil jeder dich als den Tollpatsch kennt. Also jetzt mach schon. Hier auf dem Schulhof kann er dir nicht weglaufen und sonst rennst du hinterher."

Zay sitzt wieder alleine auf seiner Mauer und beschäftigt sich jetzt mit seinem Handy. Das ist wenigstens nicht so unangenehm, wenn noch jemand mit dabei sitzt.

Ich seufze, aber stehe dann widerstrebend auf. Mit kleinen Schritten trippele ich beinahe schon auf Zayn zu, mit jedem Millimeter den ich mehr zurücklege, werde ich unsicherer.

Mensch Liam, du bist doch nicht so ein Jammerlappen. Jetzt hab gefälligst Eier in der Hose, Zayn ist kein siebenköpfiger Drache, sondern ein normaler - etwas krimineller - Jugendlicher, schimpfe ich mit mir selbst.

Ich straffe meine Schultern und versuche selbstbewusst auszusehen, als ich mich direkt vor Zayn stelle und mich räuspere.
"Was?," fragt er gelangweilt, schaut aber nicht auf sondern Blick weiterhin konzentriert auf sein Handy.

Soll ich mal laut rufen 'Zayn, Handy weg!'? Mal sehen wann die Pausenaufsicht kommt. Wobei sie bei Zayn vermutlich nur noch enttäuscht und genervt den Kopf schütteln und dann wieder gehen würden.

"Warum bist du enttäuscht und warum ignorierst du mich?," Presse ich gerade so hervor, denn es ist mir verdammt unangenehm.
"Geht dich 'n Scheiss an," mault Zayn und sieht immer noch nicht auf.

So langsam werde ich wütend und ich muss mich zurückhalten, nicht wie ein unzufriedenes Kleinkind mit dem Fuß auf den Boden aufzustampfen.

"Jetzt sag schon!," fauche ich, und endlich bekomme ich einen Blick von Zayn. Allerdings keinen Netten und kurz nachdem er mich genervt angeschaut hat, steht er auf und geht an mir vorbei aufs Schulgebäude zu.

Was haben Harry und Niall gesagt? Ich soll ihm hinterherlaufen? Okay. Demnächst verkralle ich mich noch in seinem Hosenbein, wie so ein gemeingefährlicher Terrier oder so.

"Zayn!," rufe ich gedehnt und folge ihm. Er wird allerdings nur schneller und ich muss ihm beinahe hinterher joggen.
Im Schulgebäude angekommen, will er im nächsten Klassenzimmer verschwinden, aber ich schaffe es gerade noch so, einen Fuß zwischen die Tür zu stellen.

Schmerzhaft beiße ich die Zähne zusammen, als mein armes Füßchen zwischen Tür und Rahmen eingeklemmt wird, aber dann schlüpfe ich selber in den Klassenraum. Zayn schaut so aus, als könne er nicht glauben das ich ihm wirklich gefolgt bin.

"Warum kannst du mir nicht sagen, warum du enttäuscht bist?," frage ich Zayn und lehne mich an die Wand, während er sich aufs Pult setzt.

"Warum interessiert dich das?," stellt er als Gegenfrage und ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Darum geht es jetzt nicht. Aber ich möchte einfach wissen, warum du enttäuscht bist, weil ich das Gefühl habe, es liegt an mir."

"Liegt es ja auch," gibt er gereizt zurück und ich bekomme einen Klumpen in meinem Magen, der so schwer ist wie Stein.
"Sag doch bitte einfach warum," flehe ich schon beinahe und müde reibt er sich mit der Hand übers Gesicht.

"Denk doch mal nach, Liam. Ich habe ein fucking Date mit dir, wir küssen uns und zwar ziemlich intensiv, wenn ich das mal anmerken darf, dann springst du auf und rennst ohne eine Begründung davon und am Ende finde ich dich verdreckt und unterkühlt auf einem Feld im nirgendwo. Was glaubst du warum ich enttäuscht bin."

Während seiner kleinen Rede ist Zayn etwas lauter geworden und ich senke den Blick und starre auf meine Schuhspitzen.
"Du bist also enttäuscht weil du dir viel Mühe gegeben hast, aber trotzdem keine Fickgelegenheit mit mir kriegst," fasse ich zusammen. Bloß jetzt nicht weinen, Liam.

Mein Herz klopft total und ich spüre dieses Brennen in den Augen und weiß automatisch, das sie gerade rot werden. Ich habe das Bedürfnis mich in eine Ecke zu verkriechen, mit irgendetwas um mich zu werfen und zu heulen.

"Eine Fickgelegenheit?!," ruft Zayn entsetzt.
Er springt von dem Pult auf und kommt auf mich zu. Seine Hände platziert er an neben meinem Kopf an der Wand und er schaut mich so intensiv an, das ich das Gefühl habe seinem Blick nicht standhalten zu Können.

"Liam, bist du komplett bescheuert?! Ich bin enttäuscht weil ich mehr für dich empfinde und du mir einfach davon rennst, als ich das erste Mal seid Jahren wieder richtig glücklich war!"

Schniefend sehe ich auf und kam jetzt die Tränen nicht mehr ganz zurückhalten.
"Wirklich?," frage ich nach und sehe dabei bestimmt aus wie ein Kleinkind, aber ich bin gerade echt fertig.

"Wirklich," bestätigt Zayn. "Aber bitte hör auf zu weinen," fleht er beinahe und nimmt mich in den Arm. Wie immer vergrabe ich meine Nase an seiner Halsbeuge und es ist mir egal, das ich ihn gerade vollheule.
"Warum flennst du jetzt, Tollpatsch?," flüstert er und ich zucke mit den Schultern, während ich schniefe.

"Ich glaube weil ich glücklich bin." Ich löse mich von Zayn und sehe ihm in die Augen. "Ich bin doch nur weggerannt weil mir bewusst geworden ist, das ich mich in dich verliebt habe aber du nichts für mich empfindest. Ich konnte ja nicht wissen, das du mich auch so magst."
Ich fahre mir mit einer Hand über die Augen, um die Tränen wegzuwischen.

"Als ob ich so fies wäre," schmollt Zayn, aber zieht dann die Augenbrauen zusammen. "Okay. Vielleicht bin ich fies. Aber zu dir nicht. Dich würde ich viel lieber nochmal küssen, auch wenn du ein total verheultes Gesicht hast."

Ich lächle leicht. "Dann musst du wohl tun, was du willst," meine ich und er senkt augenblicklich seine Lippen auf meine. Ich seufze entspannt auf und könnte glatt wieder anfangen zu heulen.

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