Make Me Laugh

Part 13

Gerade wünsche ich mir eine Blume, deren Blütenblätter ich abzupfen könnte, um mich zu entscheiden ob ich zum Fabrikgelände gehen sollte oder nicht. Wisst ihr, wie in diesen kitschigen Filmen immer.
Ich gehe, ich gehe nicht. Ich gehe, ich gehe nicht. Ich ge-

"Liam James Payne! Was zum Teufel ist das?!"

Meine Mutter kommt schreiend ins Wohnzimmer und ich schrecke von der Couch auf. Muss sie hier so rumkreischen? Da wird man ja noch taub, Herrgott.

Mich meckert sie immer an, wenn ich mal etwas lauter werde, aber selber brüllt sie herum wie sonst was. Verstehe einer diese Logik.

"Was ist denn?," frage ich also müde, aber als ich sehe, was sie in der Hand hält bleibt mein Herz für einen kurzen Moment stehen. Oh nein, das hat sie nicht gefunden.

Es ist der Schwangerschaftstest von Rebecca, den ich zwischen meinem Papierkram auf dem Schreibtisch versteckt habe.
Ich glaube, ich hätte an ihrer Stelle dann auch geschrieen.

Meine Mutter wollte sich Tipex von mir ausleihen und ich dumme Nuss habe vergessen, das sie dann vermutlich den Beweis für meine Vaterschaft findet.
Scheisse.

"Wie kann ich das bitte verstehen, mein Sohn?"
Ihre Stimme überschlägt sich und ich sehe aufeinmal Tränen in ihren Augen glitzern. Wow, das muss ja ein großer Schock sein.

"Dein Vater und ich haben es erst gemeint, als wir sagten das wir kein zweites Kind brauchen, dein zukünftiger Cousin oder deine zukünftige Cousine reicht uns. Aber was zum...oh Gott."

Sie setzt sich auf einen Sessel und vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen.
"Ich dachte, wir hätten dich Genug aufgeklärt," haucht sie leise und sieht mich dann mit geröteten Augen an. Oh shit, sie soll bitte nicht weinen, damit kann ich nicht umgehen.

"Es...es ist doch noch gar nicht klar ob es mein Kind ist, Mama. Rebecca ist eine Schl- ist ein Mädchen, das mit vielen Jungen geschlafen hat und wir haben immer verhütet," versuche ich sie zu beruhigen.

"Dann wirst du vielleicht nicht Vater aber hast eine gratis Geschlechtskrankheit."
Meine Mutter verzieht das Gesicht, als hätte sie auf eine Zitrone gebissen. Was haben alle mit diesen Geschlechtskrankheiten? Zayn hat das auch schon gesagt.
Wenigstens weint Mama jetzt nicht mehr und scheint weniger geschockt.

"Aber was ist, wenn das dein...dein...na du weißt schon, ist," fragt sie und ich merke wie schwer es ihr fällt, auszusprechen, das ich vielleicht Vater werde.
Sie scheint es noch gar nicht richtig realisiert zu haben, aber das habe ich selber ja auch noch nicht.

"Dann muss ich wohl Verantwortung übernehmen," flüstere ich leise und sie schaut mich überrascht an und blinzelt ein paar mal.
"Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Ich dachte, du würdest dich immer drücken, wenn es hart auf hart kommt."

Was für eine nette Einschätzung meiner Mutter. Herzlichen Dank auch, wäre nicht nötig gewesen.

"So bin ich scheinbar nicht," zucke ich mit den Schultern und sie nickt.
Es ist still und sie sieht wie paralysiert aus dem Fenster. Ganz in Gedanken versunken starrt sie vor sich hin, bis sie auf einmal wieder aufschaut.

"Aber wir kriegen das hin, Liam. Du bist mein Sohn und ich liebe dich über alles. Ich denke es ist genug Strafe für dich, so jung Vater zu werden und so viel Verantwortung tragen zu müssen. Ganz zu schweigen von den sozialen Konsequenen. Wir werden dich und diese Rebecca unterstützen."
Sie schnieft, aber lächelt aufrichtig.

Mir fällt ein riesiger Stein vom Herzen.
Meine Mutter ist geschockt, ja, aber sie steht zu mir. Ich liebe meine Mama gerade so sehr, aber sagen tue ich ihr das nicht.

"Wir? Papa...weiß das?," hake ich also nach und sie schüttelt den Kopf.
"Nein, noch nicht. Aber ich denke nicht das er dich dafür umbringen wird," lächelt sie leicht und ich erwidere das Lächeln.

Kurz überlege ich, aber dann erzähle ich meiner Mutter von dem Plan, wie wir herausfinden wollen, wer noch Vater sein kann. Wenn die Familie einem den Rücken stärkt, sehen alle Probleme gleich viel kleiner aus.

"Aber wenn diese Rebecca," sie verzieht das Gesicht bei dem Namen, "wirklich so eine...naja ich will es nicht sagen, aber es ist so: eine Schlampe war, dann kann das ja lange dauern. Außerdem werden wohl kaum nur Jungen von eurer Schule mit ihr geschlafen haben. Wie willst du da die anderen finden?"

Ich erzähle ihr von Zayns Einladung heute Abend und sie schaut erst etwas skeptisch, aber dann nickt sie.
"Du gehst da auf jedenfall hin. Wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, denn es gibt nicht viel schlimmeres als Vater von einem Kind mit der zu werden."

Ich muss grinsen, als meine Mutter so abfällig über Rebecca spricht. Warum hatte ich Angst ihr etwas davon zu erzählen? Ich bekomme so viel Unterstützung wie mir geben kann.

Spontan stehe ich auf und nehme meine Mutter in die Arme.
"Danke," flüstere ich leise und sie erwidert die Umarmung.
"Du bist irgendwo ganz tief in dir drin wohl immer noch mein kleines Liam-Baby," antwortet sie genauso leise und ausnahmsweise widerspreche ich ihr da nicht.

"Aber jetzt zieh dir bitte etwas warmes an, ich will nicht das du dir da auf diesem alten Fabrikgelände eine Lungenentzündung holst. Oh Gott, ich bin eine schlechte Mutter, ich schicke meinen Sohn freiwillig in so eine Gegend...oh oh...," sie fasst sich an Herz, geht kurz in die Küche und kommt dann mit einem Glas und einer Flasche Wein wieder.

"Ich muss mich jetzt entspannen. Ich kann es noch gar nicht fassen," murmelt sie und lässt sich wieder in den Sessel fallen.
Tatsächlich ist sie etwas blass im Gesicht und ich bezweifele, das der Alkohol da viel hilft.

Aber ich sage besser nichts, sondern ziehe mir meine Schuhe und Jacke an - ja, extra eine warme Jacke - und verabschiede mich von Mama, bevor sie es sich anders überlegt.

Aber als ich über die dunklen Stassen Richtung Fabrikgelände gehe, bereue ich es schon fast wieder. Es ist abends und dort treiben sich wirklich nur Leute rum, die kein Problem damit haben dich bei dem kleinsten Fehltritt Krankenhausreif zu prügeln.

Verdammt, warum muss sowas mir passieren?