Kapitel 6

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Ich stöhnte genervt. Wie lange sollte das denn noch dauern? Ich ergriff das Kissen, auf dem ich lag und schleuderte es in Richtung Tür. Genau in diesem Moment kam dieser Arzt rein, wessen Namen ich schon seit der Begrüßung vergessen hatte. Und genau dieser Mann im weißen Kittel bekam mein Kissen volle Kanne ab.

Ich prustete sofort los und musste mir meinen Bauch halten, da ich fast einen Krampf bekam, aber auch die Wunde sich etwas zusammenzog. Der Alte räusperte sich nur verlegen und setzte seinen Weg zu meinem Bett weiter fort. Meine Mutter kam auch hinter ihm die Tür kein und hob fragend das Kissen auf. Als sie mich lachen sah, hatte wahrscheinlich schon eine passende Vermutung.

Ich konnte mich kaum halten vor Lachen, weshalb dieser dumme Arzt erst mal ein bisschen vor meinem Bett stehen musste und sich meine Fröhlichkeit anhören musste. Als ich beschloss ihn nicht mehr so leiden zu lassen, hörte abrupt auf und sah ihn ernst an. „Kann ich jetzt endlich nach Hause?" fragte ich mit einer gelangweilten Stimme und betrachtete überheblich meine Fingernägel.

„Ja, Sie dürfen das Krankenhaus verlassen" danach hörte ich ihm nicht mehr zu. Der laberte dann nur noch unnötigen Zeug, genau wie Shane, der mich wirklich jeden morgen besucht hatte.

Der hatte mir am ersten Morgen nachdem ich aufgewacht war, einen großen Blumenstrauß mitgebracht. Ich hatte ihn aber dann zurecht gewiesen, dass ich keine Frau sei, und er mir wenn überhaupt was nützliches wie zum Beispiel Schokolade mitbringen sollte. Daraufhin hatte er sich nur entschuldigt und hatte ab da mir immer ein Kilo Schokolade mitgebracht.

Ich glaub der Junge wollte, dass ich noch fett werde. Wenn ich wieder Zuhause sein würde, musste ich erstmals Sport machen. Oder ich war dem zu mager. Tz, der würde es doch nie schaffen mich zu ändern. Ignorantes Arschloch.

Seufzend stieg ich aus der Familienkarre aus und schlug die Tür zu. Endlich aus diesem Krankenhaus raus. Automatisch wanderte mein Blick zu dieser schmalen Gasse zwischen den Häusern. Sofort schossen mir die Bilder von diesen riesigen Handabdrücken mit Krallen an den Spitzen in den Kopf.

Ich rannte sofort ins Haus in mein Zimmer. Ich wühlte an meinem Schreibtisch herum, bis ich einen Bleistift und einen Block gefunden hatte. Schnell versuchte ich alles, jede gebliebene Einzelheit aufs Blatt zu bringen. Das Fazit daraus war nur, dass ich nun verstand warum ich immer eine fünf in Kunst hatte.

Frustriert ließ ich mich rückwärts auf mein Bett fallen. Irgendwas musste doch- aha! Ich musste in den Wald! Denn wenn ich diese eine Stelle wiederfinden könnte, würde ich durch die Kampfspuren beweisen können, dass dieses Monster existierte.

Ich sprang aus dem Bett und trampelte die Treppe herunter. Dann stoppte ich. Sicherlich würde ich nicht noch einmal den selben Fehler machen. Wie dumm war ich eigentlich? Ich schlug mir leicht gegen meinen Kopf und murmelte „du scheiß Dummkopf. Das Handy".

Mit dem Handy in der Hand trampelte ich wieder die Treppe herunter und sprang den letzten Treppenabsatz herunter. Beim Aufprall durchzog mich kurz ein Schmerz, weshalb ich auf keuchte. Genau in der Sekunde kam meine Mutter aus der Küche.

„Puh ist es hier heiß" ich wedelte mit meinen Händen demonstrativ vor meinem Gesicht, bevor ich ein arrogantes Grinsen aufsetzte „ach ja, das bin ja nur ich". Mein Blick glitt zum Spiegel, wo ich mir mit meinem Schafzimmerblick durch die blonden Haare fuhr.

Anscheinend hatte meine Ablenkung nicht ganz funktioniert, denn meine Mutter musterte mich nur misstrauisch und fragte sofort „wohin gehst du?".

„Geht dich nichts an, alte Frau!" knurrte ich und war im Begriff zu gehen, als sie mich am Unterarm packte.

„Wenn du heraus gehst, nimmst du jetzt immer dein Handy mit, eine dicke Jacke und fragst ob Shane dich begleiten kann" ihr Blick war streng auf mich gerichtet und ihrem Handdruck zufolge, war dies nicht der richtige Augenblick um zu widersprechen.

„Aber warum Shane?! Und warum Jacke?! Wir haben keinen Winter!" keifte ich und verengte meine Augen, wie immer legte ich es drauf an.

„Mir ist nicht wohl bei den Gedanken, dass du irgendwo alleine herum tollst. Außerdem ist Shane dein erster Freund, da kannst du ihn doch fragen" meinte sie wieder fast glücklich und drückte mir eine dicke Jacke in die Hände.

„Ich hatte auch Zuhause Freunde-" „die mochte ich aber alle nicht! Sie alle waren ein total schlechter Umgang für dich. Alle nur am rauchen und kiffen und klauen!" erzürnt von der Erinnerung, nahm sie mir wieder die Jacke aus der Hand und warf sie über mich.

Als ich sie trotz meines lauten Fluchens angezogen hatte, nahm meine Mutter beide meiner Hände in ihre „bitte tu mir den gefallen und zieh mit Shane los. Bitte Milo". Ihr Blick war bittend auch leicht angsterfüllt. Also seufzte ich „fein". Sie lächelte wieder, tätschelte meine Wange und verschwand im Wohnzimmer.

Stöhnend stellte ich mich vor die Tür von Shanes Familie. Ich legte genervt meinen Kopf in den Nacken und musterte diese Tür. Ich zog eine Fratze und klingelte. In dieser Pose blieb ich dann, bis mir ein ganz bestimmter jemand aufmachte.

Sofort räusperte ich mich und lehnte mich lässig an die Türschwelle „Na Schnecke, hast ja ne geile Karre" ich hielt Augenkontakt mit der geilen Jasmin, welche mich nur stumm musterte.

„Was wolltest du nochmal hier?" fragte sie und zog ihre Augenbrauen hoch. „Du meinst außer deine enge, feuchte Muschi? Deinen Bruder sprechen" ich zwinkerte ihr zu und hob meine Hand. Ich legte meinen Zeigefinger und Mittelfinger an jeweils einen Mundwinkel und streckte meine Zunge leidenschaftlich weit heraus. Sie knurrte und in einer Sekunde zur anderen wurden ihre Augen Gold Gelb. Ich erstarrte, da genau diese Augenfarbe auch das Monster hatte. Sie war es.

„Was ist denn los?" kam eine Stimme von dem Hauses inneren. Sie drehte mir den Rücken zu und ging. Ich starrte ihr mit aufgerissenen Augen hinterher. In der Türschwelle erschien Luke. Luke, der in der Schule ebenfalls gelbe Augen gehabt hatte. Der der mir einen Knock Out gegeben hatte.

„Alles okay mit dir?" fragte er und ich sah wie er seine Augenbrauen zusammenzog. Ich riss mich zusammen und sah ihn richtig an.

„Klar. Und bei dir? Siehst etwas untervögelt aus. Wie lange fastest du schon? Achtzehn Jahre?" konterte ich zurück und sah grinsend in sein wütendes Gesicht.

„Aber na ja, viel Glück. Ist Shane da?" fragte ich und sah an ihm vorbei in den Wohnbereich. „Nein, er ist mit Freunden unterwegs" antwortete der braunhaarige mit zusammengebissenen Zähnen.

Ich überlegte kurz und meinte „du tust es auch". Dann zog ich ihn am Arm aus dem Haus.

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