Mein geöffneter Mund schloss sich wieder und meine Augenbrauen zogen sich verwirrt zusammen.
„Tut mir leid, mein Freund hat ein kleines Aggressivitätsproblem. Wird nicht wieder vorkommen" hörte ich eine tiefe Stimme und wusste sofort wer das sein könnte.
Ich verzog mein Gesicht zu einer genervten Mimik und zuckte leicht mit meinem linken Auge. Die ganze Mühe die ich mir gemacht hatte, wurde also damit ausgezeichnet, dass ich als schwul bezeichnet wurde.
„Was tust-" „Milo, Baby, was machst du denn wieder für Sachen?" unterbrach er mich lachend und drehte sich zu mir um. Ich zog meine Augenbrauen zornig zusammen, wollte ihm gerade meine Meinung geigen, als er mir zuvor kam „halt den Mund! Du hast schon genug angerichtet!". Daraufhin zog er mich von der Menschengruppe weg, zu meinem Quad.
„Was zum Teufel denkst du dir dabei? Was sollte das bitte?" fragte mich auch schon ein etwas aufgebrachter Shane. Ich zog wütend meine Mundwinkel nach unten und ignorierte die Schüler, welche an uns vorbeigingen. Er hatte mir alles versaut!
„Ich? Du hast alles kaputt gemacht, bevor es richtig losgehen konnte!" keifte ich ihn an und musterte ihn von unten mehr als nur sauer.
„Was hattest du denn bitte vor, wenn ich fragen darf?" fragte er ebenfalls sauer und verschränkte seine Arme. Ich machte es ihm aufgebracht nach und konterte: „das geht dich einen Scheißdreck an! Lass mich demnächst einfach machen, ich weiß schon was ich tue!". Ich setzte mich auf mein breites Quad und drehte den Schlüssel im Schlüsselloch, welchen ich immer in meiner Hosentasche verstaut hatte.
„Deinetwegen ist meine Schwester mit meinem Bruder schon gefahren, weswegen du mich mitnehmen musst" murmelte er und ging auf mich zu.
„Warte, was? Das ist doch nicht mein Problem! Außerdem hast du mich vor der ganzen Schule als eine Schwuchtel dargestellt!" motzte ich und drehte mit immer noch verschränkten Armen demonstrativ meinen Kopf weg.
Ich hörte nur ein genervtes Stöhnen neben mir und spürte schon im nächsten Moment, wie er sich sehr nahe hinter mich setzte. Nur mein Rucksack hielt ihn davon ab, sich komplett an mich zu pressen. „Sag mal, verstehst du kein 'nein'?" fragte ich sauer und nahm mir strikt vor, einfach nicht mit ihm auf meinem Gefährt loszufahren.
„Du schuldest mir noch was, also fahr endlich los.".
Ich schnaufte wütend, doch hielt im nächsten Moment die Luft an. Seine beiden großen, warmen Hände legten sich vorsichtig, als wolle er mich besänftigen, an meine Hüftknochen. Ich atmete zittrig aus, dachte, ich hätte das schlimmste hinter mich gebracht, doch da hatte ich mich getäuscht. Seine Hände wanderten weiter nach oben, während er näher an mich rutschte. Das mein Rucksack zwischen uns lag, schien ihn keineswegs davon abzuhalten, sich oder auch seinen Unterleib an ich zu pressen.
Ich hielt still. Für Außenstehende sah es bestimmt so aus, als wäre ich eingefroren, was auch auf eine gewisse Weise stimmte. Ich war zu einer Salzsäure erstarrt. Mein Herz schlug erschreckend schnell und meine Hände waren wild am zittern.
„W-wieso schulde ich dir was?" meine Stimme überschlug sich und ich begann zu stottern, weshalb ich mich peinlich berührt räusperte, in der Hoffnung, er hätte es nicht bemerkt. Ich spürte, wie mir warm wurde und Blut in meine Wangen lief. Ich wurde rot. Ich wurde nie rot, wirklich nie. Warum sollte ich auch rot werden? Oder anders gefragt: warum wurde ich genau jetzt rot?
„Ich habe dich wie oft gerettet? Drei Mal? Vier Mal? Also fahr los" ich hörte sein grinsen in seiner Stimme, was mich ziemlich nervte. Dieser Spacko machte das doch extra!
Trotz meiner Gedanken fiel es mir schwer, auch so genervt und abweisend zu handeln. Seine Nähe brachte mich -warum auch immer- total aus dem Konzept.
Ich schluckte so gut wie möglich meine Nervosität herunter und startete mein Quad. Gerade wollte ich losfahren, als seine Hände zu meinem Bauch wanderten. Ich wollte das nicht, wirklich nicht. Es war so erniedrigend, dass er diese Berührungen auch noch in der Öffentlichkeit machte, direkt vor dem Schulein- und ausgang.
Ich wollte ihn von mir schubsen und jedem irgendwie klar machen, dass ich auf keinen Fall auf Schwänze stand, doch ich konnte es nicht. Denn im nächsten Moment, in dem er seine Hände unter meinem Bauchnabel verschränkte, gab es nur noch ihn und mich. Ich blendete irgendwie automatisch alles und jeden sofort aus.
„Fährst du jetzt mal?" ich schreckte leicht zusammen, da er sich zu mir vor gelehnt hatte und mir diese Worte in mein rechtes Ohr geflüstert hatte. Seine Lippen streiften bei jeder Silbe mein Ohr, weshalb ich Luft einzog und geschockt vergaß zu atmen. Eine Schauer sorgte dafür, dass sich meine Nackenhaare aufstellte und jagte meinen Rücken hinunter. Alle meine Glieder waren gelähmt.
Als mir die Luft ausging atmete ich tief aus und räusperte mich. „Halt gefälligst Abstand, Schwuchtel!" zischte ich und rümpfte meine Nase, als ich mein Selbstbewusstsein wiedergefunden hatte. Ich ließ mich doch nicht von einem Jungen bezirzen. Wer war ich denn bitte?!
Ich krallte meine Hände verkrampft in die Griffe und fuhr los, weshalb Shane sich noch mehr an mich presste. Trotz des Rucksacks, spürte ich seine starken Brustmuskeln, seinen ausgeprägten Waschbrettbauch und seine gute Bestückung in der Lendengegend. Ich musste schlucken. Aus irgendeinem mir nicht bekannten Grund wurden meiner Glieder zu Pudding. Ich musste mich ordentlich zusammenreißen, um nicht von meinem Quad zu fallen.
Nach einer gefühlt sekundenlangen Fahrt, bog ich auch schon in unserer Straße ein. Ich parkte vor der Garage, da ein Auto meiner Eltern in dieser geparkt hatte. Nicht wirklich gerade stellte ich also mein Gefährt in die Einfahrt. Ich drehte den Schlüssel um. Das vertraute Brummen des Motors verstummte. Ich stützt meine Hände am Sitz ab, erhob mich, weshalb ich mich aus Shanes Griffen löste. Auch wenn er es verdient hätte, versuchte ich Shane nicht mein Bein ins Gesicht zu schlagen und dabei noch einigermaßen elegant oder sogar cool auszusehen.
Als ich dann vor ihm stand, hatte ich plötzlich Wahnvorstellungen, denn irgendwie vermisste ich seine starken Arme an meinem Körper. Das lag wahrscheinlich nur daran, dass ich noch nie einen lebendigen Wachhund hatte, der mich beschützt. Es lag keines Falls daran, dass Shane offenbar sich in mich verknallt hatte -was ich auch total nachvollziehen kann- und er nicht hässlich war. Warum sollte ich mich auch in so jemanden verlieben?! Der war doch eine Krankheitsschleuder auf zwei Beinen!
Hoffentlich hatte ich mir seinetwegen kein Aids eingefangen. Tz, ich hatte mich noch nie verliebt. Noch nie in meinem ganzem Leben habe ich für ein Mädchen oder einen Jungen Liebe empfunden. Naja, außer für Mariah Carey. Sie ist natürlich noch immer meine Herzdame.
Ich seufzte. „Also dann, bis morgen" murmelte ich und war im Begriff zu gehen, als er meine Hand griff. Ich riss ihm jedoch meine weg und funkelte ihn sauer an.
„Meiner Meinung nach, war das für heute genug Körperkontakt! Du ekelst mich an!" ich drehte ihm meinen Rücken zu. Der konnte mir gestohlen bleiben. Seinetwegen war ich so was wie Sexuell verwirrt. Ich wusste nicht mehr was oder wen ich attraktiv fand. Das musste umgehend geändert werden.
Ich knallte die Haustür hinter mir zu und trampelte mit meinen matschigen Straßenschuhen laut die Treppe hoch. Meine Mutter hatte ja genug Zeit, da machte sie es gestimmt weg. Wer Kinder will, hat eben Arbeit, was kann ich denn bitte dafür?
„Und wie war die Schule?" hörte ich meinen Vater aus dem Wohnzimmer fragen. „Gut" rief ich herunter, wollte gerade auch meine Zimmertür zuschlagen, als ich inne hielt „ach ja, ich geh später noch feiern".
Schon schlug meine Tür donnernd zu und blockte somit jeden Einwand meiner Eltern, die ich so oder so ignoriert hätte. Ich musste unbedingt zu einer Party und eine Perle aufreißen. Vielleicht würden sich dann einmal nicht meine Gedanken um die Monster oder um Shane drehen.
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Beast Inside
WerewolfMilo zieht um, schon wieder. Weil er gegen irgendwelche Regeln verstoßen hatte, schon wieder. Um eins klarzustellen, Milo ist ein Arschloch. Er ist die menschliche Verkörperung des absoluten Übertreibens und der totalen Provokation. Und so wie jede...