Entnervt rollte ich mit den Augen, als Shane mir das gefühlt tausenste Mal um meine Hüfte griff, da er der Meinung war, ich könnte ohne seine so hilfreiche Stütze nur noch Humpeln. Bullshit!
"Lass die Finger von mir, ich kann alleine gehen!" zischte ich also, denn ich bemerkte sehr wohl die Blicke unserer Mitschüler. Hobbylose Spanner.
"Natürlich kannst du das" lächelte er, nahm seine Hand trotzdem nicht von meinem Hüftknochen "wenn man schmerzvolles Humpeln als gehen sehen würde.".
Ich plusterte daraufhin meine Wangen auf, bereit, ihn vor aller Augen anzuschreien, als eine bekannte Stimme mir zuvor kam: "Shane, es gibt ein Problem!". Wir beide drehten unsere Köpfe interessiert als auch genervt über die Störung unserer wie immer unstimmigen Zweisamkeit. Da kam auch schon Blondie auf uns zu gerannt.
"Heute ist wieder Vollmond, ich weiß" brummte Shane und atmete tief aus. Ich musterte ihn und fragte mich, warum er so ruhig war. Dafür, dass er heute Nacht eine schreckliche, blutrünstige Kreatur werden würde, war er nämlich relativ gechillt.
"Nein, es betrifft Milo." sein ernster Ton in der Stimme beeindruckte mich kein Stück.
Shanes Blick, welcher vor einem Augenblick noch mir gegalten hat, fuhr sofort zu Blondie.
"Du bist noch hier?" fragte ich zischend. Es störte mich, dass er bei uns stand. Gestern war die Nacht, auch wenn ich Shane nie sagen würde, echt geil und der heutige Morgen richtig entspannt. Zwar hatte ich einen furchtbaren Albtraum, doch das war auch schon alles was an negativen Ereignissen passiert ist. Wir hatten es sogar geschafft, ohne großes Gezoffe zu frühstücken! Der machte doch die ganze Stimmung kaputt!
"Wegen Caleb" ich zog die Augenbrauen zusammen. Dachte der Spacko immer noch, dass der Typ mich vergewaltigt haben sollte? Der hat sie doch nicht mehr alle!
Gerade als ich ihm auch genau das sagen wollte, kam er mir wieder zuvor: "In meinem Briefkasten war eine Nachricht von ihm. Sie war aber eher an dich gerichtet". Schon kramte er in seiner Hosentasche herum und überkam Shane den zerknüllten Zettel. Dieser faltete das Papier mit schnellen Bewegungen auseinander und begann sofort stumm zu lesen. Ich stellte mich ebenfalls dazu, und tat es ihm gleich.
Schönen guten Tag Alpha,
Ich weiß nicht wie du heißt, ehrlich gesagt, ist es mir auch egal. Jedenfalls fordere ich euer Rudel heraus. Am kommenden Vollmond wird mein Rudel gegen deins um dieses Territorium kämpfen, es sei denn, ihr gebt es uns freiwillig.
Es war ein Fehler von Shane, einen meiner Betas zu töten. Speziell für ihn habe ich daher eine ganz persönliche Warnung; Pass demnächst besser auf deinen ach so tollen Menschen auf. Du willst doch nicht, dass ich seine Enge ein weiteres Mal durchnehme, oder?
Shane entkam ein gefährliches Knurren über seine Lippen und seine dunklen, ruhigen Augen wechselten in ein stechendes, aggressives Gold. Seine Hände ballten sich zur Faust und zerdrückten somit das Papier. Seine Atmung ging schnell. Sein Blick war starr auf einen Punkt der Wand gerichtet. Seine Haltung straffte sich. Seine Nasenlöcher plusterten sich fast im sekundentakt auf.
Der Typ, den ich nicht Mal vor zwei Minuten für seine Ruhe bewundert hatte, war nun kurz vorm explodieren. Wort wörtlich.
Eine Gänsehaut überzog meinen Nacken und ich trat einen Schritt vor dem Morddurstigen Biest zurück. Man konnte ja nie wissen. Eigentlich war ich eher in Stimmung, Blondie in seine Richtung zu schubsen und schreiend abzuhauen. Sein Opfer würde ich natürlich nie vergessen. Doch ich wusste, dass ich aufgrund meines täglichen... nennen wir es mal Handicaps, würde ich wohl nicht weit kommen.
"Shane-" versuchte er seinen besten Freund zu beruhigen, jedoch half dies nichts. Warum ich das wusste? Weil er mich im selben Moment mit seiner riesigen Pranke um meinen Hals gegen die Wand knallte.
"Du hast mir versichert, dass nichts passiert ist!" grollte er. Bei seinem Blick hätte ich mir glatt in die Hose machen können.
Shane baute sich vor mir zornig auf, als ich nicht antwortete. Meine Zunge war wie festgefroren, da mich eine kalte Schauer nach der nächsten einnahm.
"I-ich kann mich an nichts erinnern!" zum Ende hin würde meine Stimme immer heller, da er Druck in seiner Hand erzeugte. Kurz gesagt: Er würgte mich. Und ich hatte in diesem Moment Mordsschiss!
Die immer enger werdende Luftzufuhr trieb mir Tränen in die Augen. Hilflos schnappte ich nach Luft und krallte mich machtlos an seine Pranke.
"Shane!" nun war auch die Stimme von dem Blonden zu dunkel, für die eines Menschen. Mit meinen tränengefüllten Augen konnte ich verschwommen erkennen, dass er ihn von der Seite mit rot glühenden Augen anstarrte. Seine Körperhaltung war dominant und herrschend. Mit seinem autoritären Blick zwang er Shane schließlich zum ablassen.
Hustend fiel ich auf die Knie. Im selben Moment kam auch schon ein Lehrer angestürmt "Shane Reeds, sofort ins Direktorat!"
Ich hörte das schwere Atmen des Angesprochenen. Als ich langsam zu ihm hoch sah, kreuzten sich unsere Blicke. Seine wieder braunen, jedoch nicht weniger wütenden Augen starrten mich nieder. Augenblicklich machte ich mich kleiner und wich seinem Blick geringfügig aus.
"Shane!" zischte Blondie an, woraufhin von Shane ein Schnaufen kam, er aber von mir weg trat. Ich sah ihm verstört hinterher.
Erst jetzt bemerkt ich die kleine Menschentraube, welche sich um uns gebildet hatte.
"Die Show ist vorbei!" fauchte Blondie die Schüler an, welche mit einem letzten prüfenden Blick zu mir wieder ihren eigenen Weg fanden.
Meine angespannte, gekrümmte Körperhaltung entspannte sich kaum merklich. Ich lehnte mich fertig mit meinen Nerven an die kühle Wand und schloss aufgewühlt meine Augen. Sofort schossen mir die Bilder von Shane vor Augen. Wie er mich würgte. Wie er mich ohne Reue und Kontrolle anstarrte. Wie er kein einzigen Gesichtsmuskel verzog. Wie er keinerlei Mitgefühl zeigte.
Zittrig atmete ich ein. Ich musste mich zusammenreißen nicht loszuflennen. Was ist nur aus mir geworden?! Das war längst nicht das erste Mal, dass ich gewürgt wurde und auch längst nicht das Schmerzhafteste, was mir widerfahren ist.
Lag es an der Enttäuschung? Ich hatte Shane nie als Monstrum gesehen. Klar, ich hatte ihn schon fuchsteufelswild erlebt, aber ich hatte nie wirklich Angst vor ihm gehabt. Naiv, wie ich offensichtlich war, hatte ich immer angenommen, dass ich als sein Geliebter einen Freibrief für alles hatte und mich in Sicherheit wiegen könnte.
Schwachsinn!
Shane ist und blieb ein Ungeheuer. Liebe hin oder her. Er würde vor nichts und niemanden Halt machen. Auch nicht vor mir.
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Beast Inside
Manusia SerigalaMilo zieht um, schon wieder. Weil er gegen irgendwelche Regeln verstoßen hatte, schon wieder. Um eins klarzustellen, Milo ist ein Arschloch. Er ist die menschliche Verkörperung des absoluten Übertreibens und der totalen Provokation. Und so wie jede...