Kapitel 15

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Gelangweilt sah ich mich um. Ich seufzte und stand von Shanes Bett auf und lief zu seinem Schreibtisch. Meine Finger führen über das alte Holz, blieben jedoch stehen, als ich eine Schublade sah. Ich begann zu grinsen und ließ mich auf dem Schreibtischstuhl sinken. Langsam zog ich die Schublade auf und stockte. Ich musste schlucken und starrte gebannt auf den Inhalt der Schublade.

Plötzlich öffnete sich die Tür und ein verdutzt dreinschauender Shane stand im Türrahmen. Dann lächelte er und fragte: „was machst du hier?".

Mit seinem Freundlichkeitsscheiß konnte er mir gestohlen bleiben. „Ich wohne jetzt hier!" schnauzte ich ihn an und wand mich kopfschüttelnd wieder zu seinem Schreibtisch. „Wie bist du-" weiter kam er nicht, denn er unterbrach sich selbst. Er sah, auf was ich enttäuscht schaute. Welches seiner vielen dreckigen Geheimnisse ich gelüftet hatte.

„Milo, ich kann das erklären" meinte er und kam näher. Ich schüttelte meinen Kopf. Wie konnte er nur? Ich fühlte mich so hintergangen. „Ich will das du es verbrennst! Am besten noch die Kopie und die kopierte Kopie! Was weiß ich wie viele Male du dieses Bild ausgedruckt hast!" kreischte ich und Sekunden später standen seine beiden Monstergeschwister in der Tür. „Was ist denn hier los?" fragte Jasmin, wonach ich mir meine Lippen leckte. Gott, sah die heute wieder heiß aus!

„Geht es um das Bild?" fragte Luke und zog eine Braue hoch. Kurz hielt ich geschockt meinen Atem an, bevor ich wieder losbrüllte: „sie wissen von dem Foto?!". Shane räusperte sich und wollte sprechen, doch ich unterbrach ihn, bevor er noch in einziges, verfluchtes Wort sagte. „Du zeigst ihnen das Bild?! Denen?! Ist das dein verkackter Ernst?! Ich nehm dich so auseinander! Ich mach dich fertig, darauf kannst du dich verlassen! Ich wirst dir wünschen niemals eine Kamera in der Hand-" „beruhige dich mal wieder!" unterbrach Luke mich und sah mich finster an.

Gerade wollte ich wieder etwas einwerfen, das er sich daraus zu halten hatte, doch Jasmin kam mir zuvor: „was ist dein Problem? Das Foto ist doch recht süß. Na ja, wenn es sich hier nicht um dich handeln würde". Sprachlos sah ich sie an. Ich hatte schon vermutet, dass sie genau wie ihr Bruder sich auf Shanes Seite stellten.

„'Ganz süß'?! Meine ganze Würde, all mein Stolz und Männlichkeit werden mit diesem Foto in Frage gestellt! Es muss vernichtet werden! Ich meine, guckt es euch doch mal an!" schon fischte ich dieses blöde Bild heraus, worauf ich total entstellt aufgenommen wurde.

Ich beobachtete, wie Luke anfing zu Grinsen und Shane ein warmes Lächeln auf seinen Lippen bekam. Wie konnten sie nur? Durch dieses Bild verlor jeder den Respekt mir gegenüber! Jasmin zog nur eine Augenbraue in die Höhe und verschränkte ihre Arme. „Andere Mädchen würden das wahrscheinlich süß finden. Wie du diese Schmollschnute ziehst und deine Arme so fest um Shane geschlungen hast, dass er fast nicht atmen kann. Ich jedoch nenne das erbärmlich" mit diesen Worten verließ sie wieder das Zimmer.

„Und genau deswegen will ich, dass es verschwindet! Komplett! Verstehst du das, Shane?! Da lasse ich dich einmal bei mir schlafen und dann misshandelst du mich so sehr und erniedrigst mich auf die schlimmste Art und Weise! Wie konntest du nur?!" ich warf ihm das Bild vor die Füße und ging kopfschüttelnd aus seinem Zimmer. Ich hoffe nur, er würde sich für seinen schlimmen Fehler entschuldigen, denn sonst musste er auf dem Sofa schlafen.

Hungrig rieb ich meine Hände aneinander und setzte mich neben Shanes Mom an den gedeckten Esstisch. „Man, esst ihr immer so spät? Das hält man ja kaum aus! Morgen ist der Tisch hoffentlich etwas früher gedeckt" schon schnappte ich mir ein Brötchen, schnitt es durch und belegte es mit Käse und Schinken. „Ehm, du übernachtest heute hier?" fragte die Alte mich. Tze, die hatte ja mal keine Ahnung was hier abging. Ob sie wusste, dass ihre Kinder Monster waren?

„Ehm, ne! Ich wohne jetzt hier" ahmte ich sie nach und biss in mein belegtes Brötchen rein. Ich hörte wie ihr Mann sich an seinem Kaffee verschluckte und sie sich räusperte. Bestimmt waren sie nur überrascht, weil sie nun endlich ein perfektes, wunderschönes, normales Kind im Haus hatten. Shane zählt natürlich nicht als normal. Ich meine, welcher normale Mensch macht denn bitte ein Foto von einem schlafenden, unschuldigen Jungen? Richtig, niemand.

Als ich gerade zuende gefrühstückt hatte, kam Luke gefolgt von Shane die Treppe herunter getrampelt. „Mom, ich gehe zu Timo" hörte man noch von ihm, bevor die Haustür schon zuschlug. Perfektes Timing würde ich mal sagen.

Ich sprang auf. „Tolle Brötchen, gut gekauft" ich klopfte der ältesten Frau in diesem Haus auf die Schulter und stand auf. „Eigentlich habe ich die selber gemacht" murmelte die Shanes Mutter, weshalb ich prompt stehen blieb. „Ohne Scheiß jetzt? Niemals! Die Brötchen waren so verfickt gut, niemals haste die selbst gemacht!" wieder klopfte ich ihr auf die Schulter und wandte dem alten Ehepaar dann den Rücken zu. „Komm mit Shane" befahl ich stumpf und stieg die ersten Treppenstufen hoch.

„Was willst du denn oben machen?" hörte ich Shane irritiert fragen, weshalb ich genervt meine Augen verdrehte, was er glücklicherweise nicht sah. „Wirst du noch sehen!" fauchte ich ihn sauer an. Was konnte ich denn dafür, dass er so dumm wie Stroh war?

Oben angekommen sah ich mich im Flur um und rätselte, welches Zimmer wohl Luke gehörte. Doch plötzlich wurde ich herumgerissen und gegen die Wand gepresst. Mein Rücken prallte lautlos dagegen. Ein geschocktes Keuchen verließ meinen Mund. Den Schuldigen konnte ich nicht anschreien oder ankeifen, da schon ein paar Lippen auf meine gedrückt wurden. Sofort versteifte sich mein ganzer Körper und ich war starr wie eine Salzsäure. Meine Augen waren weit aufgerissen, seine jedoch waren genießend geschlossen. Ich rührte keinen einzigen Muskel, doch Shane Auflockerungsversuche machten es nicht gerade besser. Er fuhr mit einer Hand in meinen Nacken und seine andere wanderte meine langsam meine Brust hinunter. Mein Atem setzte aus und ich hielt die Luft an. Mein Herz schlug schneller, klopfte so stark, dass Shane es gefühlt haben musste. Seine Hand wanderte weiter, herunter zu meinem Bauch, welcher sich plötzlich so leicht anfühlte. Er strich weiter an die Seiten zu meinen Hüftknochen bis hin zu meinem Steißbein. Einer kalte Schauer schoss meinem Nacken abwärts herunter und ich begann zu zittern.

Seine Lippen lösten sich von meinen und sofort vermisste ich diesen lieblichen Geschmack, genau wie dieses warme Gefühl geliebt zu werden. Ich schloss meine Augen und spürte wie mir warm wurde. Was passierte hier?

Gerade wollte ich zum sprechen ansetzen, als seine Hand weiter wanderte. Mein Atem stockte wieder und meine Stimme versagte. In meinem Hals bildete sich ein großer Kloß, der jedes einzige Wort verhinderte. Seine Hand kam an meinem Oberschenkel an, weshalb meine Knie weich wie Brei wurden. Ich drückte mich als letzte Stütze an die Wand, total unwissend, was da gerade mit mir passierte. Was machte er mit mir?

Ein erschrockenes Keuchen kam über meine Lippen, als seine Finger sich in mein Fleisch bohrten. „Spring" hörte ich von ihm. Es war nicht mehr als ein tiefes, animalisches Knurren, welches mich noch mehr zum erzittern brachte.

Vorsichtig legte ich meine zitternden Finger um seinen Nacken, war im Begriff ihm in die Arme zu springen, als ich doch inne hielt. „Moment" meldete sich mein Verstand „seit wann tust du, was er von dir verlangt?". Ab da war das Feuer, oder was auch immer das zwischen uns war, erloschen.

„Was gedenkst du da zu tun? Hm?" ich nahm meine Hände von ihm und schubste ihn von mir. „Ich hab dir doch gesagt ich steh nicht auf dich! Mach mit jemand anderen Poposex! Ich ficke nur Frauen! Und jetzt zeig mir gefälligst Lukes Zimmer!" keifte ich den Größeren, als auch Älteren an. Als wäre er gerade zeuge eines Mordes starrte er mich, ohne einen Muskel zu bewegen an.

Ich schnippte vor seinem Gesicht herum „hallo? Ich weiß ich bin geil, aber du kannst jetzt auch wieder normal werden, du Psycho!". Ich gab ihm eine Backpfeife, welche in anscheinend aus seiner Traumwelt riss, welche höchstwahrscheinlich nur aus nackten Männern bestand.

Shane schüttelte kurz seinen Kopf und blinzelte irritiert als auch verwirrt. „Ach geht's wieder, Prinzessin?" ich zog eine Schnute „jetzt zeig mich Lukes Zimmer!". Finster sah ich ihn in seine dunkelbraunen Augen. Er erwiderte meinen Augenkontakt, bis er sich umdrehte und mit den Worten „such es doch selber" in seinem Zimmer verschwand.

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