Kapitel 10

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Ich zog meine Augenbrauen verärgert zusammen. Warum dachte ich plötzlich daran, mich zu entschuldigen?

Ich schüttelte meinen Kopf noch immer verwirrt und drehte mich um, während ich meine nassen Hände an meiner Hose abwischte. Ich stöhnte und fragte gelangweilt, aber auch etwas gereizt „was hab ich jetzt?". „Sport" sagte Shane und lächelte mir leicht zu.

Ich zog nur meine Lippe ein Stück und steuerte ohne ein weiteres Wort zum Ausgang zu. Hinter hörte ich langsame Schritte, woraus ich schloss, dass Shane mir folgte. Soll er doch. Er war sowieso zu meinem Schoßhündchen geworden. Ganz allein mein treudoofer Hund.

Ich atmete genervt aus, als die Schulglocke läutete. „Wo muss ich hin?" fragte ich ohne auf den Größeren zu achten und sah mit einem neutralem Gesichtsausdruck den vielen Schülern zu, welche an mir vorbeigingen.

„Warte einfach hier. Mein Bruder wird gleich kommen und dich abholen. Also ich muss dann auch los" murmelte er etwas leise. Ich sah zur Seite zu ihm. Er breitete seine Arme aus, wollte mich anscheinend umarmen, doch nicht mit mir.

Er tat mir nicht gut, wenn ich mich mit ihm verstand. Er veränderte mich und das war nicht gut. Ich wollte mich nicht verändern. Ich war doch perfekt. Nichts war an mir auszusetzen, also wieso sollte ich mich ändern?

Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, weshalb ich beschloss, auf Abstand mit ihm zu spionieren. Und genau das tat ich auch, indem ich ihn an der Brust wegdrückte und ihm stattdessen auf seine Schulter klopfte. Sein Gesichtsausdruck wurde noch trauriger und seine Mundwinkel sanken tiefer. In seinen dunklen Augen spiegelte sich Schmerz wieder, den ich aber gekonnt übersah. Er nickte mir dann noch einmal zu, bevor er mit gesenktem Kopf den Gang entlang ging.

Mit einem seltsamen, mulmigen Gefühl sah ich ihm nach. Warum war er jetzt so traurig? Er sah so aus, als wäre jemand gestorben. Vielleicht musste er ja an seinen Bruder denken, welcher ein Monster war. An seiner Stelle, wäre ich bestimmt auch deswegen etwas angeschlagen.

„Komm jetzt" brachte mich ein Brummen aus meinen Gedanken. Schon wurde ich an meinem Shirt in eine Richtung gezerrt.

„Hey, hey, hey! Stopp! Lass mich los! Weißt du, wie viel das kostet? Nein, tust du nicht, weil die Zahlen für deine Hohlbirne zu groß sind!" keifte ich und versuchte mich los zu strampeln, doch sein Griff lockerte sich kein Stück.

„Komm, wir müssen uns beeilen!" hörte ich ihn sagen und dann begann er seinen Gang zu verschnellern. Ich kniff meine Augen zusammen, da ich genau sein Grinsen heraushörte. Er wurde schneller, bis er schließlich rannte, und mich hinterher schleifte.

Er gleitete auf dem Boden elegant um eine Kurve, doch ich geriet ins Schleudern. Mir kam nur ein „Woah!" über die Lippen, bevor ich versuchte mein Gewicht so zu balancieren, dass ich weder gegen die Spinde knallte, noch auf meine Nase fiel. Luke merkte dies jedoch nicht oder er hatte Spaß daran -wovon ich eher ausging- und zog mich weiter.

„Jetzt beruhig' dich mal! Ist doch nur Sport!" versuchte ich wütend zu fauchen, doch dazwischen kam noch mehrfaches Keuchen und lautes Atmen, was im Allgemeinen nicht sehr einschüchternd klang.

Endlich sah ich ein langgezogenes Gebäude, welches ich als Sporthalle identifizieren konnte. Luke ließ mich los, woraufhin ich glücklich aufseufzte. Ich rieb mir mein geschundenes, schon rotes Handgelenk.

„Was zum Teufel ist falsch mit dir?! Lass deine mit Steroide aufgeputschten Hormone im Unterricht raus!" schnauzte ich ihn auch schon an und hielt mein Handgelenk aus seiner Reichweite. Ich hielt es für angebracht, es vorerst nicht zu erwähnen, dass ich von seinem übernatürlichen Ich Bescheid wusste.

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