Kapitel 14

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Tief seufzte ich, drehte mich einmal auf die andere Seite meines Bettes. Meine Hand legte ich auf die Bettwäsche. Sie war schön warm. Verwirrt öffnete ich meine Augen, doch ich lag alleine in meinem Bett. Ich legte mich auf die warme Seite und zog den angenehm frischen Duft ein. Sorgen machte ich mir keine. Warum auch? Irgendein Mädchen lag bis gerade noch neben mir. Das ist eben normal bei einem One Night Stand.

Irgendwann beschloss ich frühstücken zu gehen, da dieses ewige herumwälzen sinnlos war.

Gut gelaunt stieg ich in meinen Boxershorts die Treppe herunter und ging sofort zielstrebig ins Esszimmer. Dort saßen auch meine beiden Alten.

"Morgen" trällerte ich und setzte mich auch schon an den gedeckten Tisch. "Guten morgen Milo" den erstaunten Ton in ihrer Stimme, versuchte meine Mutter wohl nicht zu verbergen.

So leicht ließ ich mich aber nicht beeindrucken, weshalb ich mir ein Brötchen aus dem Korb nahm. "Hast du gut geschlafen?" fragte meine Mutter. Ich spürte, wie sie mich anglotzte. Genervt seufzte ich und schnitt das Brötchen auf.

"Ja."

Darauf hörte ich meine Mutter sich räuspern. Mit hochgezogenen Brauen sah ich zu ihr. Sie wippte unruhig mit ihren Füßen hin und her. Außerdem mied sie plötzlich meinen Augenkontakt, obwohl sie mich gerade noch uneingeschlossen angestarrt hatte. Ob sie dabei überhaupt geblinzelt hatte, konnte ich nicht sagen.

Ich kniff meine Augen gereizt zusammen. Auf dieses dämliche Spiel hatte ich keinen Bock. Schon gar nicht am Morgen! "Bist du schwanger oder was?" scherzte ich ohne einem humorvollem Lachen auf den Lippen. Meine Mutter hob schlagartig den Kopf und sah mich sprachlos an. 

"Tschuldige, ich verbessere mich: Hast du jetzt deine Wechseljahre oder was?" grimmig sah ich sie an. Ich hatte heute morgen so schön gute Laune gehabt und dann kam die an. Die Alte gönnte mir aber auch nichts.

"Achte auf deinen Ton, junger Mann!" wies mich mein Vater zurecht, weshalb ich nun wieder beide Brauen hob und ihn musterte. "Du kannst mir nichts vorschreiben, alter Mann! Was wird hier gespielt? He? Habt ihr vor mich zu Adoption freizustellen oder wie?" knurrte ich ihn an und knallte das Brötchen, sowie das Brötchenmesser auf den Tisch.

"Du machst hier nicht die Regeln im Haus! Durch uns kannst du dir all den Luxus erst leisten! Also revanchiere dich etwas, und habe uns -deinen Eltern- gegenüber ein bisschen mehr Respekt!" er war aufgestanden und stemmte beide Arme auf den Tisch ab.

Ich schnaubte nur als Antwort und stand ebenfalls auf. "Ihr könnt mich mal! Ich brauche euch nicht! Und eurer Geld schon gar nicht!" mein Hals wurde bei jedem Satz immer trockener, bis ich den letzten Satz aussprach "ich bin weg!". Ich wollte keines Falls, dass dieser Satz ein schwaches Geflüster eines verzweifelten Teenagers darstellen sollte, weshalb ich ihn wütend herauspresste.

Schon stürmte ich nach oben in mein Zimmer und packte ein paar Klamotten in eine herumliegende Reisetasche. Damit fertig, lief ich zu meinem Minikühlschrank und stöpselte ihn aus. Die Tasche schwang ich um meine Schulter und bückte mich. Mit beiden Händen unter verschiedenen Ecken versuchte ich diese kleine Metallbox anzuheben, aber nada.

"Das Karma will mich doch jetzt komplett ficken oder?" murmelte ich sauer und versuchte den kleinen Kühlschrank aus dem Zimmer zu schieben.

Als er sich nicht mal einen Meter fortbewegte, sprang ich kochend auf und trat mit aller Kraft dagegen. "So ein scheiß Teil! Ich brach dich nicht! Ich brauche niemanden!" schrie ich und schleuderte die Tasche in die andere Ecke des Zimmers. Ich spürte wie meine Wangen anfingen zu glühen und meine Hände begannen zu kitzeln. Um dieses nervtötende kribbeln loszuwerden, raufte ich mir die schon beinahe zitternden Hände in meinen blonden Schopf.

Ich krallte meine Fingernägel tief in meine Kopfhaut. "Ich habe nie irgendjemanden gebraucht" flüsterte ich und spürte schon, wie meine Knie zitterten.

"Ich brauche sie nicht" wisperte ich. Meine Augen zusammenpressend versuchte ich meine aufkommende Wut zu unterdrücken. Wie kamen sie bitte dazu, ich müsste ihnen auch nur einen kleinen Funken Dankbarkeit geschweige denn Respekt schulden? Das waren nur verwirrte Alte, die nicht mit ihrem perfekten Kind zurecht kamen!

Ich schnaubte fuchsteufelswild, musste meine Wut loswerden, musste mich zusammenreißen. Meine Knie wurden weicher. 

Ich stolperte zur Seite, versuchte meine Balance zu halten. Ich durfte nicht fallen, durfte nicht sinken. "Schenke ihnen nicht diesen Verlust" flüsterte ich und kniff meine Augen zusammen.

Du musst darüber stehen! Das ist nichts neues, dass sie mich hintergehen, mich alleine lassen, sich gegen mich wenden.

"Sollen sie doch, ich brauche diesen Kack nicht!" meine Faust schnellte hervor und schlug gegen die Tür.

Es gab ein lautes Knarzen und mein wirres Geklapper hörte auf. Ich hörte nichts mehr. Nur noch ein weit entferntes Rauschen. Taub starrte ich gebannt auf das Loch in meiner weißen Tür. Holz war nach außen gebrochen und an manchen Stellen war das weißlackierte Holz rot gefärbt. Mein Kopf beugte sich langsam nach unten. Meine Augen fixierten erst nicht meine Hand. Der Boden kam mir verschwommen, irgendwie unscharf vor.

Sie war rot. Die Knöchel waren eingerissen. Frisches Blut wurde aus den Wunden gepumpt. Ich konnte genau erkennen, wo sich die weißen Splitter in meine Haut bohrten. Erst jetzt empfand ich den Schmerz. Meine Hand fing an zu pulsieren.

Ich schüttelte meinen Kopf. "Behalte immer einen klaren Kopf." murmelte ich zu mir selbst, versuchte meinen klaren Verstand beizubehalten. Das gönnte ich ihnen keines Falls.

"Bleibe immer stark." ich ging zu meiner Tasche.

"Du wirst nicht ihretwegen untergehen." ich bückte mich und sammelte alle Klamotten auf, welche aus der Tasche geflogen waren.

"Niemals wirst du schwach werden" ich richtete mich auf und steuerte auf den Ausgang zu.

"Habe niemals Mitleid." mit erhobenen Hauptes ging ich an dem Kühlschrank vorbei, welcher nun eine ansehnliche Beule hatte. Selbstverliebt wie ein Pfau, welcher seine Federn zeigt, stolzierte ich aus meinem Zimmer.

Im Erdgeschoss lief ich direkt zu meinem Schuhregal.

"Milo? Ist alles in Ordnung? Ich habe einen lauten Knall von deinem Zimmer gehört" hörte ich hinter mir meine Mutter fragen. Ich wand ihr wortlos meinen Rücken zu und zog meine Schuhe an.

"Milo?" fragte sie und legte ihre Würstchenfinger auf meinen Rücken. Ein Ruck ging durch meinen Körper. Von einer auf die andere Sekunde stand ich gerade vor ihr und hielt ihr Handgelenk mit einer Hand umschlossen.

"Fass mich nicht an!" es war keine Drohung, eher eine Warnung, auf welche sie lieber hören sollte.

"Milo, was-" ich kniff meine Augen zusammen und drückte in Sekundenschnelle ihre Hand von mir, als hätte ich mich verbrannt „ich hau ab". Ich drehte mich um und zog mir meine Jacke drüber.

"Wohin willst du denn bitte? Zu deinem nächtlichen Besuch? Shane ist schon heute morgen abgehauen! Vielleicht hält er es mit dir nicht mehr aus, wie der Rest deiner Mitmenschen!" schrie sie und machte einen Schritt von mir weg. Tränen schimmerten in ihren geschminkten Augen.

Vielleicht sollten mich ihre Worte treffen, aber das taten sie nicht. "Ach Mutter" ich machte eine Pause, seufzte und schenkte ihr ein letztes gefälschtes Lächeln "Shane kann gar nicht genug von mir kriegen".

Mit diesen Worten verließ ich mein Haus, mein Zuhause. Komischerweise störte es mich keines Wegs, dass Shane wohl mit mir in einem Bett geschlafen hat. Mir machte nur die Vorstellung Bauchschmerzen, dass er womöglich Annäherungsversuche gemacht hat, während ich geschlafen habe.

Beast InsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt