Kapitel 7

448 34 1
                                    

Ich zog ihn zwischen unsere beiden Häuser hindurch und schubste ihn in Richtung Wald.

„Hör auf damit!" zischte er mich an und schlug meine Hände weg. „Wieso? Stehst du drauf? Macht es dich geil?" ich kniff ihm in den Oberarm, bevor ich ihn auf genau dieselbe Stelle schlug und mit hohen Druck daran rieb „hm Masochist, hätte ich dir gar nicht zugetraut".

Er schlug meine Hand wieder weg und funkelte mich sauer an. „Das muss dir nicht peinlich sein. Das ist was ganz natürliches, okay, nichts ist daran natürlich. Du bist jetzt offiziell abnormal" lachte ich und schnippte ihm gegen seine Nase und zog ihn näher an den Wald.

„Ich bin kein Masochist! Und außerdem ist das überhaupt nicht abnormal! Es ist einfach eine spezielle Vorliebe!" ich blieb stehen und sah ihn grinsend an. „Was?!" fragte er provoziert. Ich lachte, schüttelte meinen Kopf und ging weiter.

Ich wollte Anlauf nehmen und auf einen Stein springen, welcher noch nass und moosbewachsen war, doch ich hielt inne. „Was ist denn jetzt?! Warum hast du mich eben ausgelacht?!" drehte mich plötzlich Luke um. Ich blinzelte kurz zweimal traumatisiert, bis ich wieder mein provozierendes Grinsen auflegte „weil du gerade versucht hast, gegen mich zu kontern, was bedeutet, dass entweder du, oder jemand den du magst, auf so etwas steht".

Mit offenen Mund sah er mich an. Ich musste mir deshalb stark verkneifen nicht wild los zu prusten.

„Und? Ist es deine Schwester?! Mag sie es, wenn man ihren großen Wackelarsch versohlt?" wie eine Kuh glotzte er mich nun an. Starr wie eine Salzsäure stand er vor mir, rührte keinen Muskel. „Was?" fragte er mit leiser Stimme, doch sein Ton war beißend.

Ich zuckte nur mit meinen Schultern und ging weiter. Ich musste überlegen, wie ich ihn auf seine Schwester ansprach. Anscheinend wusste er von ihrem Geheimnis. Wahrscheinlich reagierte er auch so empfindlich darauf, wenn man ihn auf Jasmin ansprach. Ich räusperte mich, wich einer Pfütze auf dem Boden aus und winkte ihn zu mir.

„Also" ich leckte mir kurz über meine Lippe und presste sie dann aufeinander „sie ist, ähm". Ich fuchtelte mit meinen Händen herum, bis ich sie irgendwann in Grabschposition hatte. Ich starrte meine Hände an. Nope, das war jetzt nicht der perfekteste Moment.

„Jetzt reichts!" knurrte er plötzlich. Ich zuckte auf seinen Ton zusammen und fuhr herum. Er starrte mich mit Gold gelben Augen an. Seine Fingernägel schienen gewachsen zu sein, denn plötzlich hatte er messerscharfe Krallen. In seinem Mund ragten grausam spitze Reißzähne heraus, von welchen sein Speichel heruntertropfte.

Sofort riet mir mein Kopf, ich sollte so schnell wie möglich verschwinden, aber dann spielten sich wieder die Bilder vom letzten Ausflug in den Wald ab. Ich stand also zitternd, ängstlich und verklemmt vor diesem Monstrum, welches mit einer aggressiven Angriffsstellung vor mir stand.

Ich zog meinen Kopf leicht ein, blieb aber stramm stehen. Wenn ich mich nicht rühren würde, würde es mich auch nicht angreifen, doch falsch gedacht.

Das Ding vor mir brüllte auf und ich kniff ängstlich meine Augen zusammen. Schon spürte ich es. Die stechenden Krallen rissen ein Stück von meinem Fleisch heraus und ich wurde vom Schwung zu Seite gerissen. Ich schrie auf und drückte mit meiner rechten Hand auf meine linke Rippenhälfte. Meine Hand begann zu zittern, als ich das flüssige, warme Blut spürte.Dann tat ich es. Ich schrie um Hilfe.

„Jemand muss mir helfen! Bitte, ich brauche Hilfe!". In dem Moment war es mir egal, ob es mitten im Wald unwahrscheinlich war, dass mich jemand hörte, denn in dieser Situation hatte ich einfach nur einen Heiden Panik.

Als ich ein Knurren über mir hörte sah ich auf. Es stand genau über mir. Ich keuchte erschrocken auf, woraufhin meine Wunde sich schmerzhaft zusammenzog. Ich drückte meine rechte Hand weiterhin auf meine Rippen und versuchte panisch mit der anderen von dem Monster weg zu kriechen.

Gerade wollte sich dieser behaarte Riese auf mich stürzen, als etwas ihn zu Boden riss. Es war zu schnell, ich hatte nur einen Schatten gesehen, doch als noch ein drittes Monster an mir vorbei rannte, war es eindeutig. Es gab eine ganze Zucht von denen.

Geschockt musste ich also zusehen, wie sich drei behaarte Monster kloppten. Doch da fiel es mir ein: ich hatte mein Handy dabei! Schnell fummelte ich mit eine Hand mein Handy heraus und entsperrte es. Hurtig öffnete ich die Option Kamera und begann zu filmen.

Trotzdem wurde es mir zu wild, wie diese wilden Tiere sich gegenseitig anknurrten, ihre großen Beißer fletschten und in die Haut bissen. Bei dem Gedanken, dass mein Kopf beinahe zwischen diesem monströsen Gebiss gehangen hat, brachte meinen Körper zum schauern. Ich schliff meinen Körper mit Mühe hinter einen Baum, filmte aber weiter.

Als ich eine Nachricht bekam, dass mein Speicher voll war, schaltete ich die Aufnahme aus und beschloss, dass das mein Zeichen gewesen war, von hier zu verschwinden. Ich war diesen beiden Kreaturen ja sehr dankbar, dass sie mich gerettet hatten, aber es schien so, als hätten sie Luke ganz gut im Griff.

Ich raffte mich auf, stützte mich dabei am Baum fest, welcher gleichzeitig als Deckung diente. Noch ein letztes Mal linste ich zu diesem Kampf der Giganten rüber und erstarrte. Luke stand mit dem Rücken zu mir. Die anderen beiden waren dieser Blonde und diese komische Hundetussi! Sie gehörten auch zu dieser Zucht!

Fix verzog ich mich und rannte so leise wie es mir mit eine klaffenden Wunde möglich war. Also waren es schon Jasmin, Luke, und diese beiden. Ich musste mich unbedingt umhören, wer noch alles von diesen Monstern angegriffen worden ist.

So in meinen Gedanken vertieft, sah ich ihn nicht. Im Nachhinein fragte ich mich, wie ich diesen Riesen übersehen haben konnte. Auf jeden Fall rannte ich voll in Shane rein. Vor Schreck ließ ich mein Handy fallen. Genau in eine Pfütze.

„Nein! Das darf nicht sein!" schrie ich und versuchte mein Handy noch zu retten. „Oh nein, das tut mir leid, Milo! Ich werde es dir ersetzten!" entschuldigte sich Shane sofort bei mir und kniete sich zu mir herunter. „Ne, schon okay, mein Vater kauft mir schon ein neues. Aber ich hab gerade diese Monster aufgenommen! Ich hab sie gefilmt! Die Beweise sind alle auf dem Handy! Ich wollte es doch beweisen" traurig sah ich ihn an. Ich wollte es doch meinem Vater, meiner Mutter zeigen, dass ich ausnahmsweise mal nicht log. Ich wollte doch berühmt durch diese Monsterentdeckung werden.

„Ach Milo- was hast du denn da gemacht?!" fragte er geschockt und starrte auf meine linke Rippenseite.

„Das war das Monster!" kurz stockte ich. Ob er wusste, dass sein Bruder es war? Oder wusste er etwa auch über seine Schwester und Freunde Bescheid? Wahrscheinlich. Er musste mir unbedingt Informationen beschaffen!

„Wahrscheinlich war es nur ein Bär. Hier gibt es viele Bären. Auf jeden Fall müssen wir sofort einen Krankenwagen rufen!" meinte er.

Ehe ich mich versehen konnte, hatte er mich schon hochgehoben. „Nein! Kein Krankenwagen!" schrie ich schon fast und sah ihn mit großen Augen an. Wenn ich wieder solange ich Krankenhaus sein würde, konnte ich hier nicht zur Stelle sein, falls noch etwas passieren sollte.

„Warum nicht? Du bist schlimm verletzt! Die Wunde kann sich schnell entzünden!" sagte er und sah mich streng an. Schon lief er mit mir auf dem Arm los.

„Ich, ähm, ich will nicht wieder ins Krankenhaus, weil... der Arzt da hat mir schlimme Dinge angetan! Du hast doch gesehen wie er mich angefasst hat! Und er hat viel schlimmere Dinge gemacht, als wir beide alleine waren!" seine Hände verkrampften sich sofort und ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Ich schniefte kurz gespielt traurig und sah mit großen Augen zu ihm hoch „also? Bleib das unter uns?".
Er gab mir einen kurzen Seitenblick und sah wieder nach vorne. Er schnaufte wütend, bis er mich sanft ansah „in Ordnung, aber ich verarzte dich und wir statten dem Arzt einen Besuch ab!". Nach seinen Worten beobachtete ich wie er sich auf seinen Kiefer biss.

Ups, der arme Arzt, naja, auch egal. Gespielt leidend nickte ich tapfer. Das wird bestimmt lustig zuzusehen, wie dieser blöde Arzt mal seine hässliche Fresse poliert bekommt.

Beast InsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt