Kapitel 4

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Es war doch immer das gleiche - Tag und Nacht, wobei es für uns sowieso ein langer Tag war. Für uns gab es keinen Tag und die Nacht, es gab nur Sonnenzeit und Dunkelheit. Und dennoch war es immer das gleiche mit meinem Bruder! Er, seine Gedanken machten mich völlig krank. Zugegeben ich verstand ihn, einen von uns gegangenen Menschen vermisste man - aber nicht so wie er es tat. Er vegetierte nur vor sich hin und seine Gedanken galten nur ihr. Wie oft hatte er sich umbringen wollen, nur um bei ihr zu sein - zu oft. Doch wir hatten ihn bis jetzt immer davon abhalten können. Wie lange würden wir das noch können?
Carlisle erklärte uns, das es daran liegen könnte dass diese Frau seine Gefährtin war und er sie schon als Mensch kennengelernt hatte, doch nun war sie tot. Seit mehr als 150 Jahren, so wie es natürlich war!

"Er starrt wieder die Decke an.", seufzte Alice und setzte sich zu mir auf das Sofa.
"So geht das nicht mehr weiter.", murmelte ich und legte meinen Kopf in meine Hände. Ich machte mir Sorgen um meinen Bruder.
"Was können wir tun?", fragte Alice trocken. Eben - nichts! Und genau das regte mich auf.
"Wie sieht sie aus?", fragte Alice. Sie hatte mich dies oft gefragt, ich habe es ihr nie gesagt weil ich Jasper nicht verletzen wollte.
"Sie war wunderschön", hauchte Jasper und stand plötzlich in unseren Zimmer.
"Sie hatte Rote Haare, so dunkel wie Rosenblüten, ihre Augen waren strahlend Grün, wie Gift und ihre Haut so hell, das sie der meinen Konkurrenz machen konnte. Außerdem war sie fast so groß wie ich, stolz und unbrechbar. Einen trockenen Humor besaß sie auch und brachte mich immer zum lachen. Das ist alles woran ich mich erinnere. Meine Deanerys.", erzählte er und ich sah sofort das Bild von ihr, das er in seinen Gedanken hatte. Wahrlich, sie war eine Schönheit, aber niemand kam an Alice heran.
"Deine Augen strahlen, sie muss dir gut getan haben.", sagte Alice und sah Jasper rührend an.
"Das hat sie.", und wieder war dieser Jasper da, den wir seit Anfang an zu Gesicht bekommen hatten. Er war bis ins Mark traurig und das war ihm nicht zu verübeln.

Wir saßen in meinen Auto, Alice, Jasper und ich. Rose und Emmett fuhren in ihrem eigenen Wagen. Die Schule fing bald an. Und wir mussten uns auf den Weg machen. Nicht das wir die Schule nötig gehabt hätten.
Aber es war eine Notwendigkeit um als Mensch hier zu leben. Zugegebenermaßen war es auch eine willkommene Abwechslung für Jasper der sonst den ganzen Tag nur Trübsal blasen würde.

"Die neuen Schüler haben sich schnell eingefunden.", sprach Alice, als wir auf den Parkplatz gekommen waren. Wie immer hatte man unsere üblichen Stellplätze frei gehalten. Das war einer der Vorteile, wenn man Furchteinflößend für die Menschen war. Sie lernten sich von uns fernzuhalten, was durchaus gut war. Kaum auszuhalten, wenn man daran dachte was geschehen würde, wenn man einen Menschen in sein Leben ließe. Auf jeden Fall nichts gutes.

"Zum Glück. Ich möchte nicht nochmal eine in den Genuss eines lebensmüden Menschen geraten.", erwiderte ich daraufhin. Dabei dachte ich daran, was passiert war als Bella in unser leben getreten war. Sie hatte sich versucht an mich zu klammern als wäre sie am ertrinken und ich ihr Rettungsreifen. Da ich aber keinerlei Interesse an ihr zeigte, bis auf ihr Blut was mich tierisch reizte, versuchte sich Bella umzubringen. Sie sprang von der Klippe. Schlussendlich hatte das trotzdem nichts gebracht und sie versuchte es immer und immer wieder. Letztenendes ist sie von ihren Eltern in eine Psychiatrie gebracht worden, wo sie sich helfen lassen sollte.

Jasper sagte zu dem Thema nichts, er war einfach ausgestiegen und schon in die Schule gegangen. Nachdenklich sah ich ihm nach. Ob wir ihm jemals helfen könnten?

"Ich weiß auch nicht Edward, aber ich habe ein seltsames Gefühl. Irgendwas wird in den nächsten Tagen passieren, nur kann ich nicht genau sagen was es ist.", sagte Alice plötzlich, nachdem sie meinem Blick gefolgt ist.

"Siehst du nichts?", fragte ich Alice, wobei ich mir diese Frage natürlich sparen hätte können. Immerhin konnte ich sehen, was sie sah.
Sie schüttelte den Kopf. Ich sah sie liebevoll an, gab ihr einen schnellen Kuss und war aus dem Auto aufgestanden.

"Wir werden es schon schnell genug herausfinden.", sagte ich positiv gestimmt. Seit ich mit Alice zusammen war, da war ich positiver als vorher. Sie machte mich zu einem besseren Vampir als ich es je gewesen war.

"Das denke ich auch."

Der Unterricht war quälend langweilig, Mühe beim zuhören gab ich mir nicht. Wozu auch? Ich kannte bereits den Stoff den wir durchgingen. Es war nichts Neues mehr, das würde es auch nicht sein, wenn man sich nicht dazu entschieden das Schulsystem komplett umkrempeln zu lassen. Was durchaus nicht verkehrt gewesen wäre.
Mit Rose hatte ich zusammen Geschichte, wir besprachen zusammen die nächsten Tage. Es sollte Sonnig werden, außerdem mussten wir bald wieder auf Jagt gehen. In Bio saß ich zusammen mit Emmett, der es sich zur Aufhaben gemacht hatte die neue Lehrerin zu ärgern, in dem er sie aus der Fassung brachte. Schmunzelnd saß ich neben ihm und flüsterte ihm leise die Gedanken der netten Frau zu. Sie tat mir schon etwas leid, aber lieber sie als ich. Mit Alice hatte ich Kunst und mit Jasper Sport. So wie immer war er in sich gekehrt, sprach kaum ein Wort und kreiste mit seinen Gedanken mal hier und mal dort.

In der Cafeteria gab es heute Pizza, absolut ungesund für den Menschlichen Organismus, allerdings war es hier bei den Amerikanern normal nicht besonders Gesund zu essen. Früher war das nicht so gewesen. Da gab es keinen Sprühkäse aus der Dose, den die Menschen von heute so gerne aßen - einfach nur widerlich!
Eigentlich hörte ich den jungen Leuten hier unherne zu, ihre Gedanken waren nicht besonders Wortgewandt oder interessant. Abee heute zog eine Unterhaltung mich in den Bann.

"Meine Tante ist gestern angekommen, ich habe erfahren, dass ich Cousine werde!", sprach ein junges Mädchen erfreut. Sie war frisch an die Highschool gekommen, vermutlich 13 Jahre alt.

"Herzlichen Glückwunsch", wurde ihr von allen Seiten zu gesprochen. Ihre Freunde schienen sich wirklich zu freuen. Noch ein Mensch auf dieser Welt - wunderbar. Als gäbe es nicht genug.

"Dankeschön! Aber ich habe für mich entschieden, dass ich niemals Kinder bekommen will. Ehrlich! Heute morgen habe ich sie Kotzen gesehen, echt eklig!", sprach das blonde junge Mädchen angeekelt aus. Natürlich, spätestens wenn sie den Sex entdeckt hatte, würde sie ihre Meinung ändern, oder ihr passierte ein Unfall und sie bekäme ein Kind. Wie bei der einen aus unserem Jahrgang. Doch das was mich stutzig machte, waren ihre Gedanken. Sie dachte an ihre Tante und die kam mir bekannt vor. Ohne es zu wollen glitt mein Blick zu dem Mädchen, welches mich nicht bemerkte. Aber Alice schon.

"Was hast du denn Edward?", fragte sie besorgt nach.

"Ich weiß es noch nicht genau", antwortete ich ihr nur und sah zurück zu unserem Tisch. Die Frau die ich in ihren Gedanken gesehen hatte, sah der in Jasper Gedanken erstaunlich ähnlich. Vielleicht eine Nachfahrin? Anders konnte es gar nicht sein. Immerhin war kein Mensch in der Lage so alt zu werden und dann noch so jung auszusehen. Seltsam.

Doch ich wusste nicht, dass hinter den Gedanken des Mädchens so viel mehr stecken würde.

Sprung zur Liebe [Bis(s) FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt