Sprung zur Liebe [Bis(s) FF]

Kapitel 27

Da war sie also, vor dem Haus, in dem sie ihre Kindheit verbrachte, in dem Sophie das Licht der Welt erblickte. Egal wie vertraut Deanerys alles hier war, wie sehr sie den Geruch von dem alten Holz, das von der riesigen Doppeltür ausging, vermisste, so stand sie nun unschlüssig vor der Tür und wusste nichts mit sich anzufangen.
Es war seltsam, als Jasper so ausflippte war ihr erster Gedanke dass sie wegmusste, zurück nach Hause - doch nun wo sie hier war, vor dem Haus ihrer Vorfahren kam ihr das ganze wie ein schlechter Film vor. Und damit meinte Deanerys keine scheiß Komödie, sondern ein verdammt schlechtes Drama. Wie die Chinesische oder die Koreanischen Dramen die man sich reihenweise auf Netflix ansehen konnte.

"Also, vor der Tür zu stehen wird die Situation auch nicht einfacher machen. Vielleicht sollte ich einfach diese blöde Tür öffnen und hinein gehen. Aber wer weiß, eventuell erwartet mich ja ein unheimliches Monster in den Mauern dieses Hauses.", murmelte Deanerys unmotiviert, dabei sah sie hinter sich, Henri fuhr den Wagen zu dem Hintereingang, welcher einst für die Dienstboten gedacht war. Dort hinten parkte auch sein Wagen die meiste Zeit über.

Du bist so ein Weichei, schallte Deanerys sich selbst gedanklich, frimmelte aus ihrem Koffer ihren Hausschlüssel heraus, an dem sie alle möglichen Schlüssel hängen hatte. Ihren Wohnungsschlüssel, den für das Haus von Lizzy und der passende zu der Tür vor der Deanerys gerade stand und sich nicht hinein traute.
Schnaubend drehte Deanerys den Schlüssel im Schloss um, drückte sich mit ihrem Gewicht gegen die massive Holztür. Mit den beiden Koffern in der Hand war es nicht so einfach durch die große, schwere Tür zu kommen. Natürlich hätte Dea auch erst die Tür öffnen und dann die Koffer nehmen können, aber das wäre auch zu einfach gewesen - so war die junge Frau nicht gestrickt.

Schnaubend wie ein Ochse wuchtete Deanerys ihre Koffer über die Türschwelle, stellte diese schwungvoll ab, sodass ein lautes scheppern durch die Eingangshalle hallte.

"Dann bin ich wohl zurückgekehrt", murmelte Deanerys erschöpft. Ihr Blick glitt durch die Halle, wie oft war sie als Kind hier unten gewesen und hatte sich all die Fresken an den Wänden und der Decke angesehen, wollte diese anfassen und nachzeichnen mit den Fingern - bis ihre Großmutter wütend angerannt kam und es ihr verbot. Immerhin waren diese Malereien kostbarer als so manche Gebäude dieser Kleinstadt. Allein durch die Fresken steigerte ich der Wert des Anwesen um ein Vielfaches.

Viel gab es nicht mehr in der Halle, ein paar Sitzgelegenheiten - alles waren mit Samt bezogene Bänke, eine große Kommode, die leer stand. Der einzige Zweck dieser Kommode bestand darin wöchentlich frische Blumenarrangements zu tragen.
Auf dem Boden lag ein großer Bordeaux gefärbter Teppich, der sicherlich Henri das ein oder andere mal zur Verzweiflung gebracht haben musste, denn dieses Textil war der Staubfänger schlechthin.
Nach der Eingangshalle kam man in eine weitere Halle, dort gab es eine große breite Treppe - die hoch in die erste Etage führte, dann gab es noch zwei kleine Flure. Der eine führte zur Küche, den Angestelltenräumen und Lebensmittelkammern, zusätzlich gab es dort ein Gäste WC. Und der andere Flur führte sowohl ins Esszimmer als auch in den Salon und zum großen Wohnzimmer, das eigentlich kaum genutzt worden war. Deanerys ihre Mutter bevorzugte den Salon, dort wo einige der Vorfahren als Abbilder an der hohen Wand hingen.

Deanerys war gerne in dem Esszimmer gewesen, der Ort an dem die gesamte Familie am Ende des Tages zusammen ihr Abendessen einnahm. Als ihre Großmutter noch gelebt hatte waren die Abende immer besonders gewesen. Denn egal wie streng die Zeitspringende ihrer Generation auch gewesen sein mag, am Ende eines anstrengenden Tages war sie auch einfach eine Oma, die gerne mal ihren Spaß mit ihren Enkeln trieb.

Ein wenig mehr motivierter als sie es vor wenigen Minuten noch gewesen war, schnappte sich Deanerys ihre Koffer und stampfte in Richtung der großen Treppe.