Kapitel 24

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Panisch huschte der Blick von Dea durch ihr Wohnzimmer, noch immer lagen die Bücher auf dem Boden verteilt, doch sie traute sich nicht sie aufzuheben, weil sie erwartete das Jasper jeden Augenblick aus irgendeiner der Ecken kam und über sie herfiel, weil sie sein vermeintliches Geheimnis herausgefunden hatte.

"Scheiße, scheiße, scheiße", fluchte Dea leise vor sich hin, strich sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht und fing hysterisch an zu lachen. Laut und verzweifelt kam dieses Geräusch aus ihrer Kehle. Dieser Gedanke löste so viel bei ihr aus.
Angst, Faszination und Mitgefühl. Aber konnte es wirklich stimmen? War an dieser Vermutung tatsächlich etwas wahres dran?

"Ich drehe durch!", stellte Deanerys fest, nachdem sie sich etwas beruhgte.
Das kann unmöglich stimmen, ich spinne mir nur gerade irgendwelche Hirngespinste zusammen, so wie sonst auch, wäre ja nicht das erste Mal in meinem Leben, dachte sich die junge Frau und sah nachdenklich auf den Boden, wo das Buch lag, dem sie ihren Einfall zu verdanken hatte.

Vampire, als ob! Das wäre ja besonders schön, dachte sich Dea, beugte sich vor um das Bücherregal aufzustellen und die herausgefallenen Bücher wieder hinein zu sortieren.

Als letztes hob sie das Vampir Buch auf, wog es in der Hand ab und dachte nach. Was wahr, wenn es tatsächlich stimmte? Was sollte sie machen wenn Jasper ein Vampir war?
Auf jeden Fall nicht in die Finger schneiden, dachte sich Dea prompt, schob diesen Gedankenfetzen aber wieder bei Seite, weil sie sich selbst so lächerlich dabei vorkam.

Vampire gab es nicht, punkt, aus, Ende.

Natürlich war die Sache damit nicht gegessen, es wäre auch zu praktisch wenn Deanerys einfach abschalten oder an etwas anderes denken könnte, doch so war sie nicht veranlagt. Aber vielleicht lag es auch daran, dass irgendwie ein Fünckchen Wahrheit dahinter stecken konnte.

Dennoch versuchte sich Deanerys abzulenken, in dem sie eine Kündigung für ihre Wohnung schrieb, aus ihrer Schreibtischschublade eine passende Briefmarke nahm und den Brief frankierte, doch genau dann als sie ihren Rechner herunterfahren wollte, klickte sie wie fremdgesteuert auf das Firefox Symbol, welches sie zur Suchmaschine Google weiterleitete.
Unsicher, mit schnell pochenden Herzen gab die junge Frau den Begriff Vampir ein.
Doch dann zögerte sie.
Sollte Deanerys jetzt auf Enter drücken und damit besiegeln dass sie glaubte, Jasper sei ein Blutsaugenes Monster? War Dea bereit ihre Illusion des perfekten Mannes herzugeben und Platz für etwas anderes, etwas gefährlicheres zu machen?
Eigentlich nicht, nein, dazu war sie nicht bereit.
Und dennoch, schloss Deanerys die Augen, stellte sich Jasper vor - galant wie er war, stand er dort in einem hell braunen Blaser, einer schwarzen Jeans und lächelte verhalten, dann überspielten ihre Gedanken dieses Bild. Es würde durch einen düster gekleideten Mann ersetzt, der sie lüsternt mit seinen strahlend goldenen Augen ansah, Blut lief ihm aus dem Mundwinkel, tropfte hinunter ins Nichts. Seine Hände waren wie Klauen geformt, bereit alles leben aus der werdenen Mutter rauszusagen. Doch aus dem lüsternen Blick wurde schnell ein gequälter Ausdruck von Pain.
Das war der Moment in dem Deanerys Abschied von dem menschlichen Jasper Withlock nahm und den Platz bereithielt für das war er scheinbar zu sein vermochte: ein Verfluchter.

Ob dieser Fluch tatsächlich eine Form des Vampirismus beinhaltete wusste Deanerys nicht, aber sie ahnte dass es weit aus mehr war als ein sehr langes gesegnetes Leben.
Denn außer dem Fakt dass Jasper noch immer mitten im Leben stand, so als sei er keinen Tag gealtert, war er stärker als alles was Deanerys bisher begegnet war.

Tief durchatmend drückte Dea auf Enter, Sekunden später spuckte ihr Google alles mögliche über Vampire und deren, angebliche, Ursprünge aus.
Vom Roman Dracula oder the House of night bis hin zum Thriller Der Vampyr war alles mögliche dabei.
Skurrile Facebookgruppen von Leuten die sich in der Freizeit gerne als Vampire verkleideten, lächerliche Rollenspiele betrieben, fand sie zu hauf. Dieses Hobby verwirrte die junge Frau sehr. Gefiel so vielen Menschen ihr eigenes Leben nicht? Klar, ihres war auch kein Ponylecken, aber das war es nie - wenn jemand es immer zu leicht hatte, dann lebte er nicht richtig.

Sprung zur Liebe [Bis(s) FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt