Kapitel 9

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"Ms David und Mr Garcia folgen Sie mir bitte ins Büro", sagte Mrs Ambers, schloss die Tür auf und betrat den Raum. Schweigend trat ich ins Büro und setzte mich auf einen der zwei Stühle auf die die Frau zeigte.

Garcia.

Nicht gerade typisch amerikanisch. Vielleicht mexikanisch?

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, wie sich Eric auf den Stuhl rechts neben mir setzte. Ich beschloss ihn genauer zu betrachten. Sein Gesicht war markant und mit seinen braunen Haaren und der leicht gebräunter Haut hatte er beim genaueren Hinsehen etwas lateinamerikanische Züge. Doch war er nur dezent gebräunt und seine stechend grauen Augen zerstörten das Bild.

"Dann können wir jetzt ja beginnen", ertönte es trocken von der Dame im Bleistiftrock. Ich wendete meinen Blick vom Jungen ab, der mich bis dahin gekonnt ignorierte. Die Frau ließ sich gegenüber von uns auf einen schwarzen Bürostuhl nieder und guckte uns viel mehr genervt als interessiert an.

Sie schien sichtlich keine Lust auf dieses Gespräch zu haben.

"Ich möchte möglichst schnell hier durch, denn ich habe Wichtigeres zu tun. Ms David, das ist Eric Garcia", sie nickte in die Richtung des Jungens, den ich bereits kannte "und das Mr Garcia, ist Zoey David."

Aus reiner Höflichkeit drehte ich mich etwas zu dem Jungen und nickte ihm mit aufeinander gepressten Lippen zu. Dieser musterte mich durch seinen grauen Augen lässig und nickte ebenfalls leicht. Seine Verletzungen im Gesicht waren weitgehend verschwunden.

Auch heute war es kaum zu übersehen, wie viel Geld er hatte. Von einer Micheal Kors Uhr um sein Handgelenk bis zu den typischen Timberlands an seinen Füßen.

"Anstatt um den heißen Brei zu reden, spreche ich den Punkt direkt an. Mr Garcia war schon in mehreren Prügeleien verwickelt und wurde schließlich von der Polizei aufgegriffen. Er ist mehrmals mit einer Mahnung und einem zu gedrücktem Auge davongekommen, doch dieses Mal nicht", erzählte Mrs Ambers vor uns. Am Ende des Satzes warf sie dem Jungen neben mir einen verurteilenden Blick zu.

Die Frau war alles andere als sympathisch mit ihren fiesen und giftigen Blicken, die mich an einer hinterhältigen Schlange erinnerten.

Doch die Worte der Schlange machten mich unruhig. Eric musste doch nicht...

"Diesmal wird der junge Herr Sozialstunden absolvieren müssen und das bei Ihnen Ms David", sprach die Personalleiterin meine Gedanken aus.

Innerlich brach meine kleine heile Welt komplett zusammen. Das konnte doch nicht war sein. Warum ausgerechnet bei mir? Ich wollte keine Zeit mit diesem Kerl verbringen!

Auch äußerlich protestierte ich wie verrückt: "Nein, Nein, Nein. Das kann nicht sein. Niemand hat mich gefragt. Was ist, wenn ich damit nicht einverstanden bin?"

Eric neben mir zeigte keine Reaktion. Entweder wusste er es schon oder es war ihm gleichgültig.

"Es ist bereits beschlossen. Mit Mr Garcia müssen Sie die kommenden zwei Monate jeden Dienstag und Freitag in der Küche auskommen. Ändern lässt sich dort nichts. Diesen Herren lass ich bestimmt nicht auf kleine Kinder oder alte Menschen los. Sie werden schon mit ihm klar kommen Ms David oder beziehungsweise müssen Sie, denn ihren Job würden sie doch gerne behalten?"

Bei ihrem letzten Satz begann sie herablassend zu lächeln und zog hinterhältig eine Augenbraue hoch. Noch nie hatte ich so ein großes Bedürfnis, eine Person das Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen. Doch so eine Aktion könnte ich mir nicht leisten, dann wäre ich meinen Job nämlich zu Hundert Prozent los.

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