LIX

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Lesenacht: Kapitel 2/4

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Wir hätten beide bald unsere Abschlussprüfungen und dass Eric richtig gut in der Schule war, hätte ich nicht gedacht. Nicht, dass ich ihn für dumm hielt, aber wer würde mir glauben, wenn ich sagte, dass dieser Schönling ein kleines Genie war.

"Was willst du denn später machen?", fragte ich interessiert, während wir nebeneinander auf der weichen Couch lungerten.

"Erst einmal reisen und die Welt erkunden. Danach würde ich gerne irgendetwas hier in der Nähe studieren. Was ist mit dir?"

Wir saßen beide seitlich, sodass wir uns auch in die Augen schauen konnten. Eric stützte seinen Arm auf die Rückenlehne und betrachtete mich mit schief gelegenen Kopf.

"Ich habe die Chance auf mehrere Stipendien", erklärte ich knapp.

Mir war nicht entgangen, dass unsere Pläne ziemlich unterschiedlich waren. Hätten wir überhaupt die Chance auf eine gemeinsame Zukunft?

"Was ist mit reisen?" Die Worte verließen mit solch einer Leichtigkeit seinen Mund, dass ich mich fragte, ob ihm klar war, dass ich dazu die Chance gar nicht hatte.

"Dazu brauche ich erst einmal Geld."

Leise lacht er vor sich hin. Was war daran witzig?

"Ich würde dich natürlich mitnehmen, Kätzchen. Glaubst du wirklich, ich würde, ohne dich die Stadt verlassen?"

Mir fiel ein Stein vom Herzen. Er plante also nicht mich zurückzulassen. Klar, ich würde gerne andere Kulturen, Menschen und Länder kennenlernen, aber das Stipendium war wichtiger.

"Mmh", murmelte ich deshalb nur.

Wir unterhielten uns weiter und es tat gut nach so langer Zeit wieder mit ihm zu sprechen.

"Weißt du, was ich vermisst habe?", stellte Eric mir grinsend eine Frage.

Ich zuckte mit meinen Schultern.

"Einmal dich und dann auch noch das".

Bei jedem Wort kam er mir näher, bis sich beim 'das' unsere Lippen bereits berührten.

Seine Hände umfassten mein Gesicht und ich schloss meine Augen, während er mir eine sanften, liebevollen, kurzen Kuss auf die Lippen gab. Bevor ich überhaupt reagieren konnte, zog er sich bereits zurück. Mein Herz klopfte mir zum Hals und drohte jede Sekunde aus meiner Brust zu springen.

"Jetzt weißt du, was ich in dem letzten Monat vermisst habe", gab er frech grinsend von sich.

"Und weißt du, was ich im letzten Monat vermisst habe."

Meine Stimme war zuckersüß und ich klimpert übertrieben mit meinen Wimpern.

Eric schien es wirklich wissen zu wollen, denn ein: "Was?" verließ unmittelbar seinen Mund.

"Das", antwortete ich und schlug ihm im selben Moment auf die harte Brust.

Ein leises Kichern entfuhr mir und ich kreischte, als er sich auf mich stürzte. Eric kitzelte mich gnadenlos, obwohl ich um Erbarmen flehte.

"Gib zu das du mich vermisst hast."

Ich schüttelte meinen Kopf, während ich mich schreiend hin und her
wandte. Eigentlich tat ich es nur, um sein Ego nicht noch mehr zu pushen. Vermutlich wusste er es sogar.

"Natürlich hast du mich vermisst", erwiderte er schmunzelnd.

Ich verneinte abermals, während ich versuchte seinen Fingern zu entkommen.

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