Heute hätte ich mich eigentlich mit Eric getroffen, doch er hatte sich entschuldigt und gemeint, dass er keine Zeit habe, weil er schon mit einem Freund verabredet sei. Ein wenig enttäuscht war ich schon gewesen, aber das legte sich zügig wieder.
So stand ich nach meiner letzten Schulstunde unentschlossenen vor der Schule und war mir nicht sicher, ob ich bei dem relativ guten Wetter mit dem stickigen Bus fahren oder gemütlich nach Hause spazieren sollte. Tony und Evan hatten noch beide eine Doppelstunde Unterricht vor sich, ich Glückspilz hatte die letzten Stunden frei, weshalb es sich angeboten hatte, zu Eric zu gehen.
Die lauten Geräusche des Motors des Busses rissen mich aus den Gedanken und ich sah, wie der typisch amerikanische Schulbus mehrere Meter weiter an der leeren Bushaltestelle vorbeifuhr und mir somit meine Entscheidung angenommen wurde.
Dann würde ich halt zu Fuß gehen.
~
Gut gelaunt marschierte ich durch die Straßen, während die Sonne sanft meine blasse Haut küsste. Da kein eisiger Wind wehte, war es sogar ganz angenehm ohne Jacke unterwegs zu sein. Das schöne Wetter übertrug anscheinend seine positive Energie auf mich, denn ich war mir sicher, dass ein strahlendes Lächeln meine Lippen zierte.
Ich befand mich immer noch im Viertel der Normalen, als ich eine mir vertraute Gestalt auf der anderen Straßenseite an einer massiven Haustür aus Ebenholz stehen sah. Die Person drückte die Klingel und schien auf jemanden zu warten.
Was machte er da?
Meine Kehle schnürte sich zu, als sich die Tür schwungvoll nach innen öffnete und ein hübsches, blondes Mädchen meines Alters Eric lächelnd umarmte.
Augenblicklich entgleiste mir mein breites Lächeln und ich konnte nicht fassen, was sich vor meinen Augen abspielte. Ich dachte, dass er heute keine Zeit hatte? Dass er sich mit einem Freund Treffen würde? Hatte er mich für ein anderes Mädchen versetzt? Wut, Eifersucht und Trauer überkamen mich. Die beiden schienen sich gut zu kennen und gingen vertraut miteinander um.
Eric und das schöne Mädchen begannen zu reden, während ich total entsetzt auf der anderen Straßenseite halb hinter einem Auto versteckt stand. Eric wandte mir den Rücken zu, weshalb er mich unmöglich sehen konnte und auch die Aufmerksamkeit von dem Mädchen lenkte sich nicht auf mich.
Mir war es egal, was Eric und das Mädchen vorhatten, aber Fakt war, dass er mich angelogen und für ein anderes Mädchen versetzte hatte. Denn wenn er sich einfach nur mit einer Freundin hätte treffen wollen, hätte er mich erst gar nicht anlügen müssen. Er betrog mich. Wir waren zwar nicht offiziell zusammen, aber irgendwie inoffiziell. Auf jeden Fall stiegen mir heiße Tränen in die Augen und ich war unfähig mich zu bewegen.
Ich wollte rennen. Nichts lieber als weg von hier, aber ich war wie angewurzelt. Warum tat er das? Alles was er gesagt hatte war also gelogen? Dass er sich in mich verliebt hatte und das ich etwas Besonderes war?
Ich konnte nicht verhindern, dass die Tränen unkontrolliert über meine Wangen rollten, während sich ein dumpfer Schmerz in meiner Brust ausbreitete. Am liebsten wäre ich zu ihm rüber gegangen und hätte ihn angeschrien. Aber meine Beine funktionierten immer noch nicht und auf meine Stimme war kein Verlass, denn meine Kehle war staubtrockenen und wie zugeschnürt.
Plötzlich glitt der Blick der Blondine mit den hohen Wangenknochen und den perfekt geschwungenen Lippen zu mir rüber und ihre braunen Augen weiteten sich, als würde sie wissen, wer ich war. Keine Sekunde später schnellte Erics Kopf zu mir rüber, weil ihm das Mädchen etwas zugeflüstert hatte mit geschockter Miene.
Unsere Blicke kreuzten sich. Seine grauen Augen waren weit auf gerissen und die Schuldgefühle standen ihm ins Gesicht geschrieben. Er schien total überfordert und sein verzweifelter Blick, bestätigte mir, dass ich das hier nicht hätte sehen sollen.
Dass das hier, nicht für meine Augen bestimmt gewesen war.
Ich schaffte es auf wundersamerweise, mich in Bewegung zu setzten und rannte los. Einfach weg. Die Tränen verschleierten meine Sicht und ich hörte seine flehenden Rufe, die mir folgten.
"Zoey, warte bitte!"
Er lief mir hinterher und holte mich in kurzer Zeit ein. Seine Hände legten sich um meine Hüften und das hatte die Folge, dass ich ruckartig zurückgezogen wurde.
"Fass mich nicht an", meinte ich scharf und stieß ihn kräftig von mir.
Wie konnte er mir das nur antun?
Schmerz blitzte in seinen Augen auf, als ich seinem Blick begegnete.
"Lass es mich erklären. Da-"
"Nein, geh einfach", unterbrach ich ihn harsch, während sich immer noch heiße Tränen einen Weg über meine feuchten Wangen bahnten.
"Gib mir doch erst eine Chance", versuchte er es erneut mit flehender Stimme.
Ich schnaubte. Wut ergriff von mir Besitz und bezweckte, dass meine Stimme an Lautstärke gewann.
"Eine Chance? Ich habe dir schon mehr als eine gegeben, Eric. Du hast mich angelogen und versetzt für ein anderes Mädchen! Es hieß damals, dass ich dir eine zweite Chance geben sollte und das habe ich auch getan. Aber jetzt reicht es mir."
In meiner Stimme war die Eifersucht und die Enttäuschung raus zuhören und sein Gesicht verzog sich zu einer schuldbewussten Grimasse.
"Es tut mir leid, aber lass es mich doch erklären. Aylina ist nur eine Freundin, nicht mehr. U-"
"Nein. Ich will deine Erklärungen gar nicht erst hören! Es reicht mir." Ich ließ ihn nicht ausreden. Es gab nichts mehr zu sagen.
Mit diesen Worten wollte ich weglaufen, aber Eric hielt mich an meinen Handgelenken fest. Ich versuchte mich loszureißen, aber es gelang mir nicht. Widerwillig schaute ich in seine grauen Augen, die mich eindringlich und bittend anguckten. Die Augen, in die ich mich verliebt hatte. Fast vergaß ich, warum ich sauer war. Aber nur fast.
"Ich lass nicht zu, dass ich dich verliere", wisperte er mit felsenfester Stimme. "Nicht noch einmal." Letzteres war nicht mehr als ein Hauchen.
"Und ich will, dass du verschwindest. Du hast genug an gerichtet", flüsterte ich leise mit tränenerstickter Stimme, weil mir die Kraft fehlte ihn anzuschreien. Ich versuchte mich mittlerweile gar nicht mehr loszureißen. Ich hatte es schon längst aufgegeben.
Entschlossenheit flammte in seinen Augen auf. "Nein, Zoey. Gebe mir ein paar Minuten und ich erkläre die alles. Danach kannst du entschieden, was du machst."
Ich riss meine Augen auf. Hatte ich ihn wirklich richtig verstanden?
"Alles?", fragte ich ungläubig und schaute verwundert zu ihm herauf.
Er schluckte. "Ich will dich nicht verlieren, Kätzchen. Dafür bedeutest du mir zu viel... Ich l-"
Er schaffte es nicht, die drei Worte auszusprechen. Er schaffte es nicht zu sagen, dass er mich liebte. Warum fiel ihm das so schwer? Eric brachte es einfach nicht über seine sinnlichen Lippen, sondern brach ab.
"Ich glaube, es ist schon längst an der Zeit, dass ich dir alles erzähle", sagte er stattdessen und begann mit seinem Daumen mir die Tränen aus dem Gesicht zu streichen.
-
Endlich wird Eric mit ihr reden!
Warum war er bei dieser Aylina? Was denkt ihr?
Übermorgen die Lesenacht! Die letzten vier Kapitel dieses Buchs😥

DU LIEST GERADE
All About Him | ✔️
Teen FictionEine Geschichte zwischen zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Doch er trägt ein Geheimnis mit sich, das er um jeden Preis schützen will. Reicht ihre Liebe aus, wenn der Weg schwer wird? 🔹 ...