XLVI

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"Du hast die Kette an", stellte Eric lächelnd fest, als ich meine alte Jacke in seiner Eingangshalle auszog und an einem vergoldeten Hacken hing.

Zwischen all den teuren Designer-Jacken sah meine wie der letzte Dreck aus. Ich gehörte hier nicht hin. Trotzdem schob ich den Gedanken bei Seite und erwiderte verlegen Erics Lächeln. Meine Wangen brannten und ich war mir sicher, dass ich rot angelaufenen war.

"Ja, ehm. Sie ist einfach unfassbar schön. Danke, das hättest du gar nicht tun müssen. Wirklich, auch die andren Geschenke. Das ist doch viel zu viel", quasselte ich drauf los und versuchte meine Verlegenheit zu überspielen.

Unerwartet trat Eric einen Schritt näher und griff nach der Kette um meinem Hals. Er zog die Kette aus meinem Shirt hervor, sodass der Anhänger zur Sicht kam. Schmunzelnd betrachtete er das Schmuckstück, während er nur einen halben Meter vor mir stand. Eric fuhr sanft mit seinem Daumen über den kleinen Saphir.

"Der Stein erinnerte mich an deine Augen. Ich musste ihn einfach kaufen, er passt perfekt zu dir", flüstere er und schaute mir in die Augen.

Mein Herz reagierte, wie es immer reagierte, wenn Eric mir näher kam. Es flippte komplett aus. Er blickte mir insensitiv in die Augen, ließ vom Edelstein ab und fuhr langsam die silberne Kette nach, bis er bei meinem Schlüsselbein ankam. Ich schnappte nach Luft, als seine Finger die Konturen nach fuhren. Diese kleine, harmlose Geste machte mich irre. Immer noch schaute er mir in die Augen und schien auch nicht vorzuhaben, damit zu stoppen. Meine Haut brannte wie Feuer unter seiner sanften Berührung. Der Junge raubte mir meine letzte Gehirnzelle, in dem er seine Finger von meinem Schlüsselbein löste und mit beiden Händen mein Gesicht umfasste. Völlig erstarrt wie eine Eisskulptur erwiderte ich seinen Blick. Mein Herz hämmerte gegen meinen Brustkorb, meine Lippen öffneten sich einen Spalt und ich rang nach Luft. Eric machte mich komplett verrückt. Dann begann er mit seinen Daumen über meine Wangen zu streichen. Meine Knie wurden weich und sie drohten nachzugeben. Als würde Eric es spüren löste er eine Hand von meiner glühenden Wange und legte einen Arm um meine Taille, um mich zu stützen und näher an sich zu ziehen. Unsere Oberkörper berührten sich und in mir entfachte ein loderndes Feuer. Bis jetzt war ich wie erstarrt, doch dann realisierte ich, was er gerade tat.

"Was machst du da?", fragte ich mit heiserer Stimme. Es war nicht mehr als ein Flüstern.

Er antwortete nicht, sondern drückte mich fester an sich, sodass ich seine angespannten Bauch- und Brustmuskeln an meinem Körper gepresst spürte. Ein leises Seufzen entfuhr meinen Lippen. Daraufhin lagen keine Sekunde später Erics Finger auf meinen Lippen und streichelte über sie. In meiner Magengegend begann es zu ziehen und in mir kroch das Verlangen in mir hoch, in einfach an mir zu reißen und meine Lippen auf seine zu pressen.

Dann beugte er sich zu mir runter und hauchte einen feder leichten Kuss auf meinen Mundwinkel. Ein weiteres ungewolltes Seufzen entfuhr mir und bestätigte Eric, dass mir gefiel, was er da gerade tat. Seine Berührung war so sanft und kurz, dass sie mir Gänsehaut bereitete. Unsere Gesichter schwebten zur wenige Zentimeter voneinander entfernt und unser heißer Atem vermischte sich.

Ich hielt den Atem an, als er sich abermals zu mir runter beugte. Meine Hände hatten bis jetzt nur schlapp an meinem Körper gehangen, doch legte ich sie nun auf seine Brust. Er zuckte leicht zusammen und ich spürte seinen Herzschlag an meiner Handfläche. Unregelmäßig und viel zu schnell - genau wie meiner. Eric kam mir immer näher und in letzter Sekunde drückte er mir einen Kuss auf den anderen Mundwinkel. Diesmal länger und stärker. Die Stelle kribbelte wohlig und ich wollte mehr. Er spannte mich auf die Folter und ließ mich bewusst zappeln. Das bestätigte er mir mit einem schelmischen Grinsen.

'Das kann ich auch', dachte ich mir, löste meine Hände von seiner Brust und fuhr unter seinen Hoodie. Fragt mich nicht, woher mein plötzlicher Mut kam, denn sowas würde ich normalerweise nie in meinem Leben machen. Meine Finger glitten sanft über seine weiche, heiße Haut und zeichneten sie Konturen seiner angespannten Muskeln nach. Aus Erics Hals drang ein undefinierbarer Laut und ich musste schmunzeln.

"Das ist fies, Kätzchen", raunte Eric nah an meinem Gesicht.

Ich hielt die Spannung zwischen uns nicht mehr aus und schlang meine Arme um seinen Hals, um ihn an mir zu sehen. Ich hörte ihn leise lachen, und spürte das Beben seiner Brust und wie er mich mit meinen Händen an der Hüfte noch näher an sich zog, bis kein Blatt mehr zwischen uns passte. Unsere Lippen berührten sich schon, als uns eine hohe Frauenstimme ertönte.

"Eric du bist schon wieder da? Ist Zoey bei dir?"

Geschickte fuhren wir auseinander und unser Köpfe schossen synchron zu der Richtung, aus der die Stimme kam. Mary kam gerade durch die Tür gelaufen, ohne zu bemerken, dass sie ins unterbrochen hatte. Doch als sie sah, dass wir beide nach Luft rangen und unsere Köpfe hoch rot sein mussten, schien die Glühbirne über ihren Kopf anzugehen.

"Tut mir leid, dass ich gestört habe. Aber ich gehe jetzt selber nach Hause."

Eric war der erste von uns, der wieder die Worte fand.

"Ist schon okay, Mary. Ich wünsche dir noch einen schönen Tag mit deiner Familie. Bestell ihnen liebe Grüße von mir", erwiderte Eric und kratzte sich unschlüssig am Kopf.

Auch ich verabschiedete mich von Mary und beobachtete, wie die schwere Haustür hinter ihr ins Schloss fiel.

Ich drehte mich verlegen zu Eric und biss auf meine Unterlippe. Mir stieg die Hitze in dem Kopf, als mir klar wurde, wie weit ich gegangen war. Seit wann traute ich mich so etwas überhaupt? Ich hätte ihn wieder fast geküsst. Ich war mir immer sicher, dass Eric mich nur als Püppchen sah und ich nur das arme Mädchen wäre. Aber er hatte mir nun mehrere Male gezeigt, dass er mehr als nur das war. Aber ergabe das überhaupt Sinn? Woher sollte ich wissen, dass er nicht, sobald ich weg war mit einem Mädchen rumknutschte? Bei dem Gedanken brodelte es in meinem Magen und ein Stechen in meiner Brust war zu spüren. Ich war mir selber nicht einmal sicher, was ich für ihn fühlte. Doch allein in dieser Villa zu stehen, während meine Familie knapp bei Kasse war, war falsch. Schuldgefühle übermannten mich. Warum war ich nur so verdammt egoistisch? Ich zog los, um mich zu amüsieren, während meine Mutter sich überarbeitete. Ich vernachlässigte ernsthaft meine Familie für einen Typen, bei dem ich mir nicht einmal sicher war, ob er es ernst meinte?

Ich schüttelte langsam meinen Kopf.

"Das ist falsch", flüsterte ich niedergeschlagen. Die Erkenntnis zerriss​ mein Herz.

"Was ist falsch?", fragte Eric verwirrt und legte seinen Kopf schief.

Er betrachtete mich aus großen, grauen Augen. Diese Augen. Sie wirkten so offen, ehrlich und unschuldig, ganz anders als noch vor einem Monat. Eric hatte sich verändert, sich mir etwas mehr geöffnet. Wollte ich das alles wirklich aufgeben? Die warmen Gefühle, die ich für ihn hegte und das wunderschöne Lächeln, das er mir schenkte, wenn er mich sah? Das freudige Strahlen seiner klären Grauen Augen, welches mein Herz schneller schlagen ließ? Nein, definitiv nicht. Ich war nicht bereit das aufzugeben. Bei diesem Blick konnte ich es erst recht nicht. Es war unmöglich.

Wenn ich wirklich herausfinden wollte, was zwischen uns lief, müsste ich dem ganzen erst eine Chance geben. Eric und mir eine Chance geben.

Und deswegen öffnete ich meinen Mund, lächelte ihn beruhigend an und erklärte: "Nichts ist falsch. Ich war nur gerade in Gedanken. Tut mir leid."


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