Kapitel 8

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🔹K A P I T E L  8🔹

Wir sprangen aus dem Bus und landeten einen Meter weiter auf dem Bürgersteig, da der Busfahrer mal wieder viel zu weit entfernt vom Bordstein parkte

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Wir sprangen aus dem Bus und landeten einen Meter weiter auf dem Bürgersteig, da der Busfahrer mal wieder viel zu weit entfernt vom Bordstein parkte. Wir steuerten zu dritt unsere Schule an und mussten dafür eine Straße und den Parkplatz überqueren.

"Es tut mir echt leid, was Eric gesagt hat", meinte Tony, als wir an meinem Spind standen und ich mein schweres und dickes Englischbuch rausholte und unter meinen Arm klemmte.

"Du brauchst dich nicht für ihn zu entschuldigen", erwiderte ich und schmiss meine Spindtür zu.

Dann lief ich wortlos zu meinem Englisch Unterricht mit meinem Buch unter dem Arm und meinem Rucksack auf dem Rücken. Ich stieß die Klassentür auf und bahnte mir einen Weg durch die Schüler zu meinem Platz.

Neben mir saß Leo, ein ruhiger rothaariger Junge mit Sommersprossen und einer großen schwarzen Brille auf der Nase. Leo war schlau, schüchtern und sprach nicht wirklich viel, sondern las lieber im Unterricht unendlich lange Romane. Auch jetzt, bevor der Unterricht angefangen hatte, saß er auf seinem Stuhl mit einer seiner dicken Romane auf dem Schoß, sichtlich verloren in die Geschichte. Was außerhalb seiner Geschichte stattfand, schien ihn gar nicht erst zu kümmern, denn auch als ich mich neben ihn fallen ließ und mein Englischbuch auf die linke Tischecke schmiss, machte er keine Anstalten aufzugucken.

In diesem Moment kam auch meine Englisch Lehrerin in die Klasse und begann sofort mit dem Unterricht.

Doch meine Gedanken schweiften während dem Unterricht zu heute Morgen. Ich hoffte einfach, dass ich diesen Typen niemals mehr sehen musste.

"Zoey." Etwas orientierungslos und suchend guckte ich um mich, bis ich sah, dass mich so gerade meine Englisch Lehrerin böse anguckte.

"Entschuldigen Sie."

🔹

In der Mittagspause gingen Evan und ich in die Bibliothek. Eine metallene Treppe in Form einer Spirale führte in einen zweiten Stock, wo sich weitere Bücher und Zeitschriften befanden. Hier standen auch einige Computer, die eher an alte Blechdosen erinnerten. Doch da einige Schüler, auch Evan und ich keine großartige Technik Zuhause hatten, waren sie mehr als nötig. Zuhause hatten wir keine Laptops, sondern nur einen Fernseher und meine Mum, Evan und ich besaßen ein altes Tastenhandy, das zur Kommunikation im Notfall diente.

Wir setzten uns beide an einem Computer und begangen für eine vorstehende Präsentation zu recherchieren. Wir teilten die Themenbereiche auf und machten uns Notizen, damit wir Zuhause das Plakat gestalten könnten.

"Zoey?", fragte Evan, der neben am Computer saß.

"Ja?", antworte ich ohne meine Augen vom Bildschirm zu lösen.

"Das von heute Morgen tut mir leid. Du weißt, dass wir keine Straßenkinder oder sonst was sind und dich so anzufauchen hatte der Trottel auch kein Recht zu. Ich will nur das du, das weißt. Tony und ich sind für dich da, wenn du uns brauchst."

"Danke Evan", sagte ich und eine wohlige Wärme durchströmte meinen Körper bei seinen Worten. Ich wusste es wirklich zu schätzen so einen tollen Bruder zu haben.

🔹

Am nächsten Tag war es schon Freitag und das hieß, dass ich heute nach der Schule in die Suppenküche gehen würde. Und genau auf diesen Weg befand ich mich gerade. Alleine lief ich durch die Straße und fror ununterbrochen, da es draußen eisig kalt war.

Mit den Gedanken bei dem geheizten Raum, überwand ich die letzten Meter zum Gebäude und riss die gläserne Eingangstür am Metallgriff auf. Zügig setzte ich meine Füße in den angenehm warmen Raum und lief auf direktem Weg zur Rezeption.

"Ms David", begrüßte mich die Dame mittleren Alters.

"Guten Tag. Ich möchte mich für meinen Dienst anmelden", entgegnete ich freundlich.

"Ihr Dienst wurde um eine halbe Stunde nach hinten geschoben, wie die ganze Mahlzeit. Die Personalleiterin möchte nämlich jetzt gleich mit Ihnen reden, aber machen sie sich keine Sorgen, sie haben nichts falsch gemacht."

"Wissen Sie denn worum es geht?", fragte ich nach.

"Das darf ich Ihnen nicht sagen. Mrs Ambers wird bald kommen, stellen sie am besten derweil ihre Tasche ab und hängen sie ihre Jacke auf", empfahl mir die sympathische und hübsche Sekretärin.

"Okay, Danke."

Obwohl ich mich immer noch fragte, worum es wohl gehen würde, entschied ich mich meine Jacke an der Garderobe neben dem Eingang aufzuhängen. An der Wand standen viele Schließfächer und da ich nicht meine Tasche mitnehmen wollte, schloss ich sie in ein Schließfach und steckte den Schlüssel in meiner hinteren Hosentasche.

Danach suchte ich mir eine Sitzgelegenheit an der Seite des Raumes. Ich entschied mich für einen schwarzen Sessel, der wie sich herausstellte, sehr gemütlich war. Mein Blick glitt durch den großen Raum. Direkt, wenn man diesen betrat, lief man auf die Rezeption zu.  Der Boden war mit einem grauen Teppich ausgelegt und ein paar grüne Pflanzen brachten etwas Leben in den Raum. In die Eingangshalle strömte viel Licht von außen, denn die äußeren Wände bestanden aus Glas. Zudem waren eine andere Lichtquelle, die modernen Lampen, die tief von den hohen Decken hingen.

Da so langsam doch die Nervosität in mir hochkroch, blickte ich noch schnell an mir runter. Heute trug ich schwarze winterliche Schuhe mit Absatz, eine dunkle enge Jeans und einen weißen Wollpullover. Meine Haare fielen mir offen über die Schulter.

"Ms David?", ertönte eine Stimme neben mir. Ich schaute hoch und erkannte eine Frau im Bleistiftrock und weißer Bluse. Sie blickte mich prüfend und streng durch eine kleine Brille an.

"Ja?", erwiderte ich und stand auf. Schnell strich ich noch einmal zur Sicherheit über meine Klamotten.

"Ich bin Mrs Ambers. Bitte folgen Sie mir", ohne auf eine Antwort zu warten, ging die Frau los. Ich folgte ihr zügig und ich wunderte mich, wie schnell sie auf ihren dünnen Absätzen überhaupt gehen konnte. Jedoch schaffte ich es, ihr durch mehreren Fluren und Treppenhäuser zu folgen und wir kamen nach kurzer Zeit vor einer Tür zu stehen. Als ich sah, wer noch an dieser Tür stand, hätte ich am liebsten auf dem Absatz kehrt gemacht. Denn die Person, die ich gehofft hatte, nie wieder sehen zu müssen, stand nur wenige Meter neben mir.

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