„Und Sie wollenwirklich, dass ich Ihre Eltern ausspioniere?", hakt Hukel nocheinmal nach.
„Ja, verdammt! Und ichbezahle Sie nicht für dumme Fragen! Ich bezahle Sie, damit Sie mirMEINE Fragen beantworten!"
„Ok Ok", meint derSpion, „was genau wollen Sie denn wissen?"
„Wo gehen meine Elternhin? Was machen sie dort? Was arbeiten sie? Haben sie Probleme?Geldprobleme zum Beispiel..."
„Sie wollen also alleswissen."
„Jetzt verstehem wiruns."
„Sonst noch was?"
„Ich will am Ende jedenTages einen Bericht mit allem, was Sie herausgefunden haben. Egal wieunwichtig es erscheint."
„Aha."
„Und wenn Sie etwasherausfinden, dass meinen Eltern schaden könnte oder sie ruinierenkönnte, Sie wissen schon, was ich meine, dann rufen Sie mich SOFORTan. Und mir sofort meine ich sofort."
„Täglicher Bericht,heiße Infos sorfort", liest Hukel mit, während er sich allesnotiert.
Alice nimmt ihre Tasche:„Ich hoffe wirklich, dass ich mich auf Sie verlassen kann,besonders was Verschwiegenheit angeht."
„Selbst Ihrem Manngegenüber?"
„Selbst ihm gegenüber.Es ist nur so eine Vermutung von mir, dass sie Probleme haben undAlexander ausnutzen möchten. Bevor sich das nicht bewahrheitet,müssen wir ihn nicht damit belasten. Aber falls Sie sich ihm soversplichtet fühlen, Herr Hukel, dann informieren Sie ihn von miraus. Nur suche ich mir dann jemand anderern für den Job, der gerne1000€ pro Tag verdienen möchte. Da findet sich bestimmt jemand."
„Schon verstanden, FrauBlake."
„Sehr gut", lobtAlice ihn sarkastisch, „Dann höre ich spätestens morgen Abend vonIhenn."
Er nickt ihr zu und sieverlässt sein kleines Büro.
Haukel
Ichlehne mich auf meinem Stuhl zurück und lasse das Gespräch Revuepassieren. Eine Frau wie Alice Blake ist mir noch nie begegnet. Siewirkt so stark und kalt und doch so verletzlich und unsicher. Vomersten Moment an hat sie mich fasziniert. Alexander Blake hatte schonimmer einen guten Frauengeschmack. Darum geht es ja auch gar nicht,erinnere ich mich. Sie möchte, dass ich ihre Eltern ausspioniere.Warum wohl? Sie hat wahrscheinlich Probleme mit ihnen. Ob es dabeiwirklich um Herrn Blake geht? Ich glaube nicht, aber das geht michnichts an. Ich vermute, dass sie ihren Eltern ein auswischen möchte.Die Gründe dafür sind mir im Grunde genaommen egal, aber ich habebei Alice Blake habe ich ein komisches Gefühl. Ich hatte schon immereine Faszination für „das Böse" und dass Alice michfaszinierte, konnte nur eines bedeuten. Für mich hieß das,vorsichtig zu sein und sie auf keinen Fall zu unterschätzen.Denn daskönnte meiner Erfahrung nach das Letzte sein, was ich tue.
Ich bin nicht so wie dieMenschen für die ich arbeite. Ich habe ein Leben, eine Frau und dreiKinder. Ich habe Freunde und vor allem habe ich Gefühle. Aber dasdürfen meine Auftraggeber nicht wissen. Liebe und Freundschaft sindSchwächen in dieser Welt. Damit werde ich verletzbar und nochschlimmer: Meine Familie könnte in Gefahr geraaten. Deshalb gebe ichmich distanziert und kalt. Ich trenne Arbeit und Privatleben. Warumich das überhaupt mache? Weshalb ich mir keinen anständigen Jobsuche? Meine jüngste Tochter ist sehr krank und mit einem normalenJob könnte ich ihre Behandlung niemals Bezahlen. An dieser Stellehat die deutsche Krankenkasse echt ein Leck, aber alles Beschwerenhat bisher noch nichts gebracht. Scheiß Bürokratie!
Zurück zum Fall. Herrund Frau Tok sind meines Wissens nach angesehene Geschäftsleute.Alexander Blake legt Wert darauf, eine gute Beziehung zu ihnen zuhaben. Was also ist es, das Alice Blake so misstrauisch macht?
Und weil das letzte Kapitel so kurz war, gibt es direkt noch ein kurzes Kapitel hinterher. ;)

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Rising Evil
Misterio / Suspenso„Böse Menschen werden nicht geboren. Sie werden geschaffen." Alice ist zwanzig Jahre alt. Bis sie sechs war, hatte sie eine normale Kindheit. Dann sind ihre Eltern verrückt geworden. Sie kontrollierten ihr ganzes Leben, bis sie sechzehn war. Machte...