Kapitel 29 Zukunft

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Resigniert schaltet Aliceden Fernseher ein. Natürlich war Lumina rein zufällig dem selbenalten Mann begegnet, dem sie selber begegnet war. Ironie desSchicksals. Sie, Alice bringt ihn fast um und verstört ihn undLumina hilft ihm und rettet ihm das Leben. Ihr wird immer mehrbewusst, wie sehr sie und Lumina sich voneinander unterscheiden.„Scheiß gutherzige Menschen...", murmelt sie vor sich hin undzappt durch die Programme, in der Hoffnung einen blutigen Horrorfilmzu erwischen. Genervt foltert sie die Fernbedienung. Ihr letzter Mordist für ihren Geschmack viel zu lange her. Sie vermisst das Gefühlvon Macht über Leben und Tod. Sie vermisst die Todesangst in denAugen ihrer Opfer. Sie vermisst es wie betäubt zu sein, weilunmengen Adrenalin durch ihre Adern strömen. Sie vermisst denmetallischen Geruch der wunderschönen roten Flüssigkeit. Sievermisst es, das Blut aus ihrem Opfer herausströme zu sehen. IhrVerlangen, ihr Kunstwerk.

Kein Horrorfilm.Natürlich nicht, denkt sie sarkastisch, es laufen immerHorrofilme. Nur wenn ich einen schauen möchte, laufen ausschließlichLiebesschnulzen!!! Wütend schmeißt sie die Fernbedienung aufden Fernseher. Ups. Erschrocken schaut sie auf den Fernseher.Der Ultra HD TV hat nun einen Ultra großen Riss mitten imBildschirm.

Alice prustet los.Lauthals lachend, hebt sie die Fernbedienung auf und legt sie feinsäuberlich vor den demolierten Fernseher. Wieder kugelt sie sich vorLachen. Es ist richtig befreiend. In ihr breitet sich ein warmesGefühl aus.

Als Inga hereinkommt, umnachzusehen, was los ist, findet sie eine vor Lachen am Bodenliegende Alice vor.

„Geht es Ihnen gut,Frau Blake?"

„Bestens",gibt Aliceschwer atmend zurück und steht auf. Da fällt Ingas Blickauf denFernseher. „Was ist denn damit passiert?", fragt Inga und deutetdarauf.

„Ich hab dieFernbedienung drauf geworfen", meint Alice unschuldig, als wäre esdas Normalste der Welt.

„Draufgeworfen?",fragt Inga wenig überzeugt.

„Ja, weil ich wütendwar. Es läuft nur Blödsinn", beschwert sich Alice.

Ungläubig starrt Ingasie an: „Sie wissen aber schon, dass wir alle PayTV Sender,Maxdome, Amazon Prime, Netflix und alles andere auch haben?!"

„Wir haben was?"

„Es ist das Gleiche wiebeim Kaffee, oder?", seufzt Inga.

Alice nickt langsam.Nachdem Inga ihr auch das erklärt hat, guckt Alice einfach amComputer einen Horrorfilm. Mit viel spritzendem Blut. Danach kann sieendlich einigermaßen zufieden schlafen gehen.


Am nächsten Morgenbetitt Alice ausgeruht und entspannt die Küche. Alex sitzt mit einerTasse Kaffee am Esstisch und liest Zeitung. Als er Alice bemerkt,schaut er auf.

„Hast du eine Ahnung,wie viel der Fernseher gekostet hat?!", fragt er provokant undzieht eine Braue hoch.

„4899 Euro",antwortet Alice gelassen, „Aber seit kurzem kenne ich ja auchunseren Kontostand. Ich glaube, ein neuer Fernseher ist noch drin."Mit einem triumphierenden Lächeln schenkt sie sich auch einen Kaffeeein und nimmt einen Schluck.

Alex entgegnet: „Dubrauchst dringend ein Verständnis für Geld. Wie wäre es, wenn duarbeiten gehst?"

Alice lacht ironisch:„Als was denn bitte?! Ich habe keinen Schulabschluss, keineAusbildung oder sonst irgendwas."

„Dann machst du deinAbitur nach und suchst dir einen Minijob. VielleichtZeitungsaustragen."

„Ist das dein Ernst?"

„Absolut", entgegneter ruhig und nippt an seinem Kaffee, „wolltest du deinen Abschlussnie nachmachen?"

„Doch", räumt Aliceein, „aber ich hatte nicht gedacht, dass dir das auch wichtig seinkönnte."

„Also ist esbeschlossene Sache?"

Alice nickt. „Aber mussich wirklich Zeitungen austragen?", nörgelt sie.

Alex lacht: „Jaaa!Mindestens für den Anfang. Dann können wir dir immer noch was...Anderes suchen."

Zufrieden macht Alicesich ein Toast mit Marmelade. Zum ersten Mal in ihrem Leben hat sieso etwas wie eine Zukunftsperspektive, eine Aussicht auf ein Leben.Vielleicht würde ja doch alles gut werden...?




Zur Feier des Tages gibt es heute noch ein kurzes Kapitel hinterher. :) Frohes neues Jahr!

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