Fünf Minuten bevor Mira vor meiner Haustür stand, war ich fertig umgezogen und geschminkt.
Als sie an der Tür klingelte, schnappte ich mir meine Handtasche und zog mir eine Lederjacke über. Dann verließ ich das Haus und umarmte Mira zur Begrüßung."Hey", grinste ich.
"Hi, komm wir fahren."
Wir stiegen ins Auto und Mira fuhr los. Eine Viertelstunde fuhren wir durch das inzwischen dunkle München, bis sie schließlich vor einem ziemlich großen, ziemlich neuen Haus stehen blieb.
"Hier wohnt Nick?", fragte ich ungläubig.
"Ja, so hab ich beim ersten Mal auch reagiert", lachte sie.
"Beim ersten Mal? Wie oft warst du denn schon hier?", grinste ich.
"Naja, ein paar Mal...", druckste sie herum. Ich lachte nur laut auf und verdrehte die Augen.
"Was denn?", fragte sie unschuldig.
"Wann kommt ihr endlich zusammen?"
"Ich weiß nicht, Hanna, ich..."
"Sag's ihm endlich", ermutigte ich sie und lächelte.
"Na mal schauen..." Sie wurde rot und guckte schnell weg.Inzwischen waren wir an der Tür angekommen. Ich klingelte und kurz darauf wurde die Tür aufgerissen.
"Wer seid ihr denn?", fragte ein blonder Riese, der lässig in der Tür lehnte. "Was wollt ihr hier?"
"Wir sind eingeladen?!", sagte ich bestimmt.
"Das wüsste ich aber!"
"Schon gut, Dorian. Ich hab sie eingeladen." Nick drängte sich von hinten an seinem Bruder vorbei. Die Ähnlichkeit der beiden war nicht zu übersehen. Nick grinste uns entschuldigend an. "Kommt rein, Mädels. Sorry."
Nicks Bruder verschwand Schulter zuckend im Haus. Nick hielt uns die Tür auf und ich ließ Mira zuerst eintreten."Wow", war alles, was Mira und ich gleichzeitig sagten, als wir schließlich mitten im Getümmel waren. Es wirkte hier wie in einer Diskothek und kein bisschen wie eine Home-Party. Es waren dutzende Leute da, sodass man sich kaum orientieren konnte. Grelles Diskolicht strahlte von der Decke und überall tanzten, lachten und redeten Leute, die mir alle samt völlig fremd waren.
Ich wusste ehrlich nicht, ob ich das alles bewundern sollte, oder es schrecklich fand."Er hat ein bisschen übertrieben...", nuschelte Nick.
"So kann man das auch nennen", meinte ich lachend und sah mich weiter um.
"Können wir bitte nicht ganz so lange bleiben?", raunte Mira mir zu und sah mich flehend an. Sie hasste solche Partys, das wusste ich schon aus Erfahrung. Auf der letzten Party dieser Art war sie einfach abgehauen und ich hatte dann eine totale Panikattacke bekommen, weil ich sie nirgends finden konnte. Und das in einem ziemlich angetrunkenen Zustand..."Ja, versprochen, wir bleiben nicht lange." Ich lächelte und sie schien sich gleich ein bisschen wohler zu fühlen.
"Weißt du, ich muss das Protokoll noch zu Ende schreiben und..."
"Hey, kein Wort mehr über die Uni, Mira. Ich hab noch nicht mal angefangen, also nimm's locker."
"Aber ich..."
"Mira, wir sind hier, um Spaß zu haben! Gut, du bist wegen Nicks Dackelblick hier, aber..."
"Apropos... wo ist Nick?" Sie hatte Recht. Nick stand nicht mehr bei uns. Wir schauten uns um, konnten ihn aber nirgends entdecken. Also gingen wir erst einmal zu einem leeren Stehtisch. Wo auch immer Dorian Stehtische her hatte!?Fünf Minuten später kam Nick mit drei Getränken wieder zurück und Mira fiel ein Stein vom Herzen.
"Da bist du ja!", quiekte sie, sodass ich ihr schnell einen komischen Blick zuwarf, damit sie wieder runter kam.
"Ja, da bin ich wieder", lächelte Nick.
Und dann vertieften die beiden sich in ein Gespräch, bei dem ich schon nach wenigen Minuten abschaltete und kein Wort mehr mitbekam. Ich stand also quasi mutterseelenallein da, weil die einzigen zwei Personen, die ich kannte, wohl vergessen hatten, dass ich überhaupt existierte. Aber was soll's?! Schließlich war ich diejenige, die die beiden verkuppeln wollte.Also beschloss ich schließlich, die provisorische Bar aufzusuchen.
"Ich brauch mal was Stärkeres", verabschiedete ich mich von Mira und Nick. Sie nickten nur kurz und schon war ich weg.
Ich bahnte mir einen Weg mitten durch die tanzende Menge, bis ich schließlich beim Barkeeper war. Ein komischer Typ mit lagen Locken und viel zu buntem Hemd.
"Einen Tequila", schrie ich beinahe, damit er mich verstehen konnte. Nur wenige Sekunden später stand das Glas vor mir und ich kippte es in einem Zug herunter. Das Zeug brannte ganz schön und schmeckte abartig, aber es tat auch irgendwie gut.
"Noch einer?", grinste der Barkeeper. Ich nickte nur und er stellte einfach die ganze Flasche vor meine Nase.Keine Ahnung, wie viel ich im Endeffekt getrunken hatte. Ich erinnere mich nicht. Aber ich erinnere mich gut an das dümmliche Grinsen des Barkeepers, das mir irgendwann zu dumm wurde, sodass ich die Flasche und ein Glas nahm, mich schwungvoll umdrehte und...
...KLIRR...
Das Glas zersplitterte in winzige Teilchen, als es auf dem Boden aufkam. Ich war gegen etwas gelaufen, oder besser gesagt gegen jemanden.
Ein recht großer Typ, weißes Hemd, schwarze oder wenigstens sehr dunkle Haare. Als er sich umdrehte, blieb mir meine Entschuldigung im Hals stecken...Mich schauten die wunderschönsten braunen Augen an, die ich je gesehen hatte!
Ich schwankte, ich ließ die Flasche los und...
... an mehr erinnere ich mich nicht.
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wanted stranger (Julian Draxler FF)
FanfictionEin einziges Aufeinandertreffen verändert ihre ganze Welt. Er geht ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf, dabei kennt sie nicht einmal seinen Namen. Ist ihre Suche nach ihm erfolgreich? Und viel wichtiger: Was ist bei ihrem allerersten Zusammentreffen...