Kapitel 59 - Selbstbewusst

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Ich hakte mich bei Julian unter und ging so mit ihm zusammen zurück zu unseren Plätzen. Wieder lagen alle Blicke auf uns, aber ich ignorierte sie einfach.

Nach dem Essen, verfielen alle in lange Gespräche und tauschten mitunter auch Sitzplätze, um nicht nur mit dem Nachbarn reden zu müssen.
Es dauerte gar nicht lange, als Oma neben mir auftauchte.
"Ach, ihr zwei seht so verliebt aus. Ich wünschte, ich wäre auch wieder zwanzig", schwärmte sie. Ich lachte nur und Oma kicherte.
"Ich bin so stolz auf dich, Schätzchen. Deine Mutter hat mir erzählt, dass du das Studium aufgehört hast. Weißt du, ich hab auch aufgehört zu arbeiten, als ich deinen Opa geheiratet habe!"
"Das kann man doch gar nicht vergleichen, Oma. Und außerdem will ich im Sommer wieder anfangen zu studieren", lachte ich. Julian musste auch grinsen und begann, meinen Nacken zu streicheln, was mich sofort verrückt machte. Aber ich versuchte, es mir nicht anmerken zu lassen.
"Ach paperlapapp! Ich finde, du solltest das machen, was du willst!", beharrte sie weiterhin.
"Studierst du auch?", fragte Oma dann an Julian gewandt und ich musste grinsen.
"Nein, ich... bin Fußballer", erklärte er.
"Und davon kann man leben?", fragte sie erstaunt.
"Mensch Oma, doch nicht so nebenbei. Julian ist einer der besten! Er spielt in der Nationalmannschaft im Fernsehen!", lachte ich.
"Wirklich?" Ihre Augen wurden ganz groß.
"Ja, das stimmt. Fußball ist mein Job", lächelte Julian.
"Darf ich da auch mal was fragen?", mischte Dad sich ein und sah Julian an.
"Na klar!"
Und dann entstand eine ewige Diskussion über Fußball. Dad quetschte Julian gefühlt über jeden Spieler aus, viele davon kannte ich gar nicht. Er wollte alles wissen, vom Training, über diverse Turniere bis hin zu Julians persönlicheem Werdegang. Und und und.

"Hanna!" Oh nein, nicht schon wieder Collin. Er setzte sich mir genau gegenüber.
"Du hast dein Studium geschmissen? Wie willst du ein neues finanzieren? Bist du nicht pleite? Erst die Miete, dann Bücher, Material... Wie willst du das  schaffen?", fragte Collin mit einem arroganten Lächeln.
"Hanna hat genug Geld", sagte Julian lässig, als ich keine Antwort fand. Dad funkelte Collin böse an, Julian lächelte ruhig.
"Ach ja? Sagst der, dem Daddy eine protzige Karre zum Angeben geschenkt hat?" Julian und Dad lachten gleichzeitig auf und taten dann einfach so, als wäre Collin nicht da. Ich begann zu grinsen und nahm offensichtlich Julians Hand.
"Was ist jetzt so komisch?", fragte mein Cousin arrogant. Julian grinste, beugte sich ein Stück vor und reichte ihm die Hand.
"Julian Draxler. Ich bin Profispieler beim FC Schalke 04 und im Kader der deutschen Nationalmannschaft, falls du weißt, was Fußball ist. Oder soll ich es dir erklären?", grinste Julian und ich wäre fast gestorben vor Lachen, als ich Collins Blick sah. Er ignorierte Julians Hand, stand auf und ging. Ich küsste Julian noch immer lachend und sah ihn schließlich einfach nur bewundernd an. Jetzt, wo er es sagt, wurde mir selbst erst so langsam bewusst, wen ich da eigentlich meinen Freund nennen durfte.

"Hanna? Ein Familienfoto!", rief Mom irgendwann und winkte mich zu sich. Julian lächelte und blieb sitzen. Aber ich nahm seine Hand und zog ihn mit hoch.
"Was... ich..."
"Du gehörst zu mir, also bist du auch Familie", lächelte ich. Er küsste mich kurz und folgte mir dann.

Nach den Fotos kamen einige Verwandte zu mir, um sich zu unterhalten.
Ihnen allen stellte ich mit Stolz meinen Freund vor und schwärmte von meinem Leben in Gelsenkirchen und meinen Plänen für den Sommer.
Dass Julian Fußballer war, sprach sich bald herum und gelangte schließlich auch zu meinem jüngsten Cousin mütterlicherseits.

"Wollen wir uns wieder setzen?", fragte ich Julian. Er sah aber auf einen Punkt hinter mir.
"Wer ist der kleine Junge da?", wollte er wissen. Ich drehte mich um und sah Tom neben seiner Mama stehen, die Julian anlächelte und ihrem Sohn einen kleinen Schubs gab. Schließlich fasste er den Mut und lief auf uns zu.
"Bist du Julian Draxler?", fragte er schüchtern. Julian kniete sich neben ihn auf den Boden, damit sie auf Augenhöhe waren. Immerhin war Tommy erst fünf.
"Ja, genau der bin ich."
"Ich spiel auch Fußball", grinste Tom.
"Echt? Cool, wo spielst du denn?", fragte Julian.
"Zuhause", überlegte er und ich lachte.
"Im Sportverein, oder Tommy?", lächelte ich und er nickte.
"Wenn ich groß bin, will ich auch in die Nationalmannschaft", lachte er dann.
"Dann musst du ganz fleißig üben und dann schaffst du das", meinte Julian und wuschelte ihm durch die Haare.
"Kann ich mal mit dir zusammen Fußball spielen?", fragte er mit großen Augen.
"Versprochen", zwinkerte Julian und Tommy lief freudestrahlend davon.

"So süß", grinste ich und setzte mich mit Julian wieder auf unsere Plätze.

wanted stranger (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt