Kapitel 54 - Einladung

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Nach drei Tagen lag eine cremefarbene Karte in meinem Briefkasten. 'Hanna Sandler' stand dort mit verschnörkelter Schrift. Ich öffnete ihn und las mir die Einladung meiner Eltern durch. Nächsten Samstag war die Feier. Aber ich hatte Julian doch versprochen, mit zu seinem Spiel zu gehen. Am Wochenende war nämlich Bundesliga-Start nach der Winterpause. 
Frustriert griff ich nach meinem Handy und wählte Julians Nummer.
"Hey, guten Morgen", gähnte er. 
"Sag nicht, du schläfst noch?", grinste ich.
"Nein nein, ganz bestimmt nicht", meinte er ironisch. 
"Tschuldige, hab ich dich geweckt?"
"Ist nicht schlimm", lächelte er. "Was gibt's denn, Kleine?"
"Ich muss mit dir reden... Nichts Schlimmes. Es geh um die Feier von Mom und Dad. Kannst du nach dem Training heute Abend zu mir kommen? Ich arbeite nur bis vier", fragte ich.
"Na klar!"
"Okay, dann schlaf mal weiter", lachte ich und legte wieder auf. Ich frühstückte noch schnell, zog mir dann Schuhe und Jacke an und ging zur Arbeit.

Als ich wieder nach Hause kam, lief mir Mira sofort über den Weg. 
"Hey, und wie war dein erster Unitag in Gelsenkirchen?", fragte ich neugierig und setzte mich mit ihr zusammen in die Küche. Sie kochte Kaffee und begann dann zu erzählen.
"Es war total super! Ich bin gar nicht die Einzige, die gewechselt ist. Da sind wirklich ein paar echt nette Leute. Und das Gebäude ist viel hübscher als das in München. Gut, die Uni ist auch nicht wirklich hübsch, aber schöner. Und der eine Dozent ist so verpeilt, da er die Unterscheidung nicht kannte zwischen Os..." Und so erzählte sie mir all die Inhalte, die sie heute durchgenommen hatten. Bei einigen konnte ich mitreden, aber man merkte schon, dass ich beinahe ein halbes Jahr keine Medizinstudentin mehr war. 

Es dauerte auch gar nicht lange, als es an der Tür klingelte.
"Wer ist das?", fragte Mira sofort und ging Richtung Tür. Ich war gerade mit der Kaffeekanne beschäftigt, deshalb ging ich nicht selber hin.
"Hi, Julian", hörte ich aus dem Nebenraum.
"Hey. Ist Hanna schon zuhause?" 
"Ja, in der Küche."
Kurz darauf kam er um die Ecke und lächelte. 
"Willst du auch einen?", fragte ich und hielt die Kanne hoch. Er kam zu mir und küsste mich kurz zur Begrüßung.
"Gern", meinte er dann und setzte sich auf einen unserer Küchenstühle. 
"Ich geh noch ein bisschen Lernen. Bene kommt nachher vorbei, wir gehen ins Kino", erzählte Mira.
"Okay", lächelte ich und sie verschwand. Ich ging mit zwei Kaffeetassen zu Julian rüber und setzte mich ihm gegenüber hin. Eine Weile sah ich ihn einfach nur an, bis er leicht rot wurde, wegguckte und leise lachte.
"Was ist?", fragte er und sah mich wieder an.
"Nichts...", murmelte ich nur und stand wieder auf. Ich lief rüber zur Anrichte und nahm die Karte, die dort lag. Dann drückte ich sie Julian einfach nur in die Hand und sah zu, wie er las. 

"Am Samstag schon?", fragte er schließlich.
"Ja, scheinbar schon. Eigentlich wollte ich dich fragen, ob du mitkommen würdest. Ich würde da echt ungern alleine hin. Aber du hast den Abend vorher ja das Spiel und ich wollte ja mitkommen und jetzt... überleg ich, nicht hin zu gehen."
"Du solltest da hin gehen, Hanna. Du hast deine Familie ewig nicht mehr gesehen." Er legte die Karte zur Seite und nahm meine Hand.
"Aber du bist mir wichtig. Und deshalb werde ich mit zum Spiel gehen!", beharrte ich. 
Julian seufzte und überlegte kurz. 
"Und wenn wir uns ein Hotel nehmen, Samstagmorgen hinfahren und Sonntag zurück kommen?", schlug er irgendwann vor. Ich dachte eine Weile darüber nach.
"Aber du willst doch bestimmt Freitag nach dem Spiel mit den Jungs feiern gehen und dann Samstag nicht Auto fahren. Nicht so früh..."
"Dann feiere ich halt einmal nicht mit. Wie lange fährt man denn bis Emden?", fragte er.
"Keine Ahnung."
"Naja, in zweieinhalb bis drei Stunden sollte man das schon schaffen. Um zwölf sollen wir da sein. Dann fahren wir hier um acht Uhr los, fahren zum Hotel, ziehen uns schnell um und fahren zu deinen Eltern." Er lächelte. 
"Das würdest du machen?", lächelte ich zurück. Ich war plötzlich einfach nur glücklich über seinen Vorschlag.
"Hanna, ich liebe dich", sagte er nur. 
"Okay, dann machen wir das so!"
"Was muss ich denn anziehen?", fragte Julian dann skeptisch.
"Meine Eltern sind Anwälte und stehen auf teure Partys... Ich fürchte, da musst du schon in Anzug kommen", grinste ich. 
"Das wollen deine Eltern oder willst du das?", lachte er und stand auf. Ich grinste nur und sagte nichts dazu. Denn möglicherweise hatte er Recht. Meinen Eltern würde definitiv auch Hemd und Jeans reichen.
Ich wurde rot und Julian nahm mich noch immer lachend in den Arm. Ich grinste ihn an und küsste ihn lange.
"Bleibst du heute hier?", fragte ich dann lieb.
Als Antwort bekam ich nur einen weiteren Kuss. 

wanted stranger (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt