Kapitel 14 - Bester Freund

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Während Bene und ich gemütlich durch die Stadt schlenderten und in einigen Läden vorbeischauten, verdrängte ich das Drama von heute morgen allmählich.
Wir gingen in ein Café und tranken einen Cappuccino, ich kaufte mir ein neues Sommerkleid und Bene suchte nach neuen Schuhen.
Schließlich kamen wir beinahe zu spät beim Training an, weil wir uns viel zu viel Zeit gelassen hatten.

"Geh ruhig schon vor. Ich komm gleich", meinte Bene und verschwand in der Kabine. Also lief ich alleine weiter und erreichte bald darauf den Rasen.
"Hallo. Bene kommt gleich", berichtete ich dem Trainer, der mich zurück grüßte und lächelte.
Anschließend ging ich zu Leon und Max und umarmte beide zur Begrüßung. Julian stand auch da, aber sein Blick sagte mir sofort, dass ich gar nicht erst daran denken sollte, ihn auf dieselbe Weise zu begrüßen.
"Hi", sagte ich also schüchtern zu ihm. Aber er ignorierte mich einfach eiskalt.
"Hey, jetzt hab dich nicht so, Julian", meinte Leon und sah ihn böse an. Julian verdrehte nur die Augen und ging weg.
Was hatte er jetzt denn schon wieder gegen mich? Warum war er so? Ich hätte schwören können, dass man mein Herz brechen hörte, als ich zu ihm rüber schaute und sich sein wütender Blick in meinen bohrte. Wieso hatte er so schreckliche Stimmungsschwankungen? Gestern war er doch beinahe nett gewesen!?
Ich wand mich schnell ab und war froh, als Bene hinter mir auftauchte.
"Er hasst mich noch mehr als vorher!", flüsterte ich ihm geknickt zu. Er konnte allerdings nicht mehr antworten, weil das Training los ging und Jens die Jungs auf den Platz scheuchte.

Ich saß die ganze Zeit über am Rand und schaute zu. Ab und an kam Jens zu mir und erklärte mir ein bisschen was zu den Übungen, die die Spieler machen mussten. Wenigstens er akzeptierte mich, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass er glaubte, ich sei Benes feste Freundin.

Am Ende das Trainings kam Jens zu mir und bat mich, ein paar Hütchen wegzubringen. Er beschrieb mir den Weg und gab mir einen Schlüssel mit.
Auf dem Rückweg wollte ich gerade um eine Ecke biegen, als ich inne hielt.
"Julian, warte mal!" Das war Bene, der da rief.
Ich drückte mich knapp vor der Kurve an die Wand und lauschte.
"Was willst du, Bene?", giftete Julian seinen besten Freund an.
"Ich bin dein bester Freund, Jule. Du kannst mit mir reden. Es sieht doch jeder Blinde, dass es dir scheiße geht!"
"Lass mich bitte einfach in Ruhe", entgegnete Julian, aber er klang ruhiger und deutlich niedergeschlagen.
"Ist es wegen Hanna?", fragte Benni gerade heraus.
Julian seufzte. "Sie hätte nie herkommen dürfen." Dieser Satz trieb mir die Tränen in die Augen. Ich wusste ja, dass es so war, aber es aus seinem Mund zu hören, war etwas ganz anderes.
"Warum? Was war da auf dieser Party?", fragte Bene weiter.
"Sie hat es dir erzählt?", jetzt wirkte er erschrocken.
"Hanna hat erzählt, dass sie gegen dich gerannt ist..."
"Ja, das ist sie. Und ich wünschte, ich wäre so betrunken gewesen, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann!"
"Vielleicht solltest du mal mit ihr reden, Jule. Du kannst sie aus irgendeinem Grund scheinbar nicht leiden und es zerreißt sie, nicht zu wissen wieso."
Julian lachte bitter auf. "Sie hat dir scheinbar nur die halbe Wahrheit gesagt. Sonst wüsstest du warum."
"Dann sag du's mir!"
"Das kann sie schön selber machen!" Jemand lief im Flur weiter.
"Jule!"
"Lass gut sein, Bene! Ich muss das jetzt irgendwie wieder mit meiner Freundin hinkriegen und wenn ich zu spät komme, bin ich gleich abgeschrieben." Und er lief weiter. Auf mich zu! Verdammt!

Ich wischte mir schnell die Tränen aus dem Gesicht, aber es kamen sofort neue.
Julian bog um die Ecke und blieb sofort stehen. Er stand da, niedergeschlagen, und sah mich einfach nur an. Sein Blick war absolut undefinierbar. Wir standen da einfach nur und sahen uns in die Augen. Er sackte immer weiter zusammen, während ich immer mehr weinte. Schließlich raufte er sich die Haare und rannte davon.

wanted stranger (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt