Kapitel 39 - Gelandet

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Irgendwann schlief Julian mit dem Kopf auf meinen gelehnt ein. Oder zumindest glaubte ich das, ich sah es nicht. Aber seine Atmung wurde ruhiger und der Griff um meine Hand schwächer. Trotzdem ließ ich sie da, wo sie war, und spielte vorsichtig mit seinen Fingern.
"Och Gott, wie niedlich!", meinte Klaas plötzlich neben mir. "Wenn Julian noch einmal behauptet, dass zwischen euch nichts läuft, dann..."
"Lass gut sein, Kumpel", lachte Max und lächelte mich an. Und plötzlich hatte ich das Gefühl, dass er mehr wusste. Mehr als ich, mehr als Bene, mehr als alle anderen.
Klaas seufzte, lächelte dann aber und lief weiter.
"Danke." Ich lächelte Max an. Der wiederum zwinkerte nur und wandte sich wieder ab.

Kurz darauf erschien der Trainer im Gang und redete leise mit ein paar Jungs. Als er an uns vorbei lief, schmunzelte er nur.

Na klasse! Dann würden wir von jetzt an wohl wieder als Paar abgestempelt werden und jedes Mal würde es ein bisschen wehtun. Andererseits fühlte sich das hier verdammt gut an. Und wenn ich das letzte halbe Jahr außen vor ließ, konnte ich glatt selbst glauben, dass es genau so war.

Eine ganze Weile geschah nichts, bis jemand meinte, dass wir bald da sein würden.
Ich rüttelte vorsichtig an Julians Arm, bis er sich schließlich regte. Er entzog mir seine Hand und fuhr sich damit durchs Gesicht.
"Hab ich geschlafen?", fragte er leicht irritiert.
"Fast den ganzen Flug über", lachte ich und packte meine Kopfhörer weg.
"Tut mir Leid", meinte er. "Ich war sicherlich eine ganz schreckliche Begleitung für jemanden mit Flugangst." Er lächelte entschuldigend.
"So übel war es nicht", schmunzelte ich. Das bekam auch Max vor uns mit, der gerade sein Sweatshirt auszog, und lachte auf.
"Was hab ich getan? Max?", fragte Julian verwirrt. "Ich hab nicht im Schlaf geredet oder?" Jetzt wirkte er etwas panisch.
"Nein, nur gekuschelt", grinste Klaas und zeigte uns ein Foto. Er hatte ein Foto gemacht??
"Du Assi!", beschwerte sich Julian, musste aber grinsen. Dann vertiefte er sich in seinen Rucksack und wirkte plötzlich unheimlich beschäftigt, während er darin herum kramte, nur damit er Klaas nicht beachten musste.

Beim Landeanflug griff ich wieder nach Julians Hand und ließ sie erst los, als ich den Gurt löste und aufstand. Ich war unheimlich erleichtert.
"Herzlich willkommen in Sevilla", grinste Julian und ich begann zu strahlen. Ich hatte diesen - zugegeben wunderbaren - Flug überlebt und war jetzt in Spanien!

Kaum traten wir aus dem Flugzeug, bekamen wir einen leichten Hitzeschock. Es waren hier zwar nur knappe 20ºC, aber im Gegensatz zu den Minusgraden in Gelsenkirchen unheimlich warm.

Vom 'Aeropuerto Sevilla' aus ging es dann mit dem Bus weiter. Ich setzte mich neben Max, in der Hoffnung, irgendetwas aus ihm heraus zu bekommen.
"Du, Max?", fragte ich ihn irgendwann leise, damit niemand zuhören konnte.
"Hm?"
"Wie gut bist du eigentlich mit Julian befreundet?"
"Ziemlich gut, würde ich sagen", grinste er und seine Augen leuchteten kurz auf, als hätte er erraten, warum ich neben ihm saß.
"Kann es sein, dass du etwas auf dem Herzen hast?", fragte er dann mitfühlend und drehte sich komplett zu mir um, sodass er mit dem Rücken am Fenster saß.

Sollte ich ihn fragen? War es fair Julian gegenüber einen seiner besten Freunde auszufragen? Aber ich hatte ehrlich Schiss, ihn selbst zu fragen, weil ich bereits einmal alles kaputt gemacht hatte.

"Was denkt er über mich?", fragte ich also schließlich und musterte Max, während er überlegte, was er sagen sollte oder besser durfte.
"Das solltest du ihn selbst fragen", seufzte er schließlich. "Ich will nichts ausplaudern, das er mir anvertraut hat. Aber ich sage dir so viel: Er wird dir ganz sicher nicht den Kopf abreißen, wenn du fragst."
"Das hilft mir jetzt echt nicht weiter", meinte ich seufzend und lehnte meinen Kopf seitlich gegen den Sitz.
"Aber mal was anderes", grinste er plötzlich. "Hab ich Recht, dass ihr versucht Bene zu verkuppeln?", lachte er leise.
"Pss! Nicht so laut! Er sitzt hinter uns! Aber ja, das haben wir vor", bestätigte ich lachend.
Sein Handy vibrierte.
"Meine Mom", seufzte er und packte es wieder weg. "Sie fragt ob ich überlebt habe." Ich musste lachen.
"Vielleicht solltest du dann lieber zurück schreiben", grinste ich.
"Ach, heute Abend vielleicht irgendwann." Er zwinkerte.
"Habt ihr Lust auf Party heute Abend?", fragte Leon plötzlich, der vor uns saß und sich zu uns umgedreht hatte.
"In unserem Haus?", fragte Bene hinter mir.
"Jap!", grinste Leon und Benes Seufzen daraufhin signalisierte mir, dass es kein Zurück mehr gab.

wanted stranger (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt