Kapitel 6 - Und nun?

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"Und erzähl! Wie war er so?", fragte Mira mitten in der Nacht ins Telefon. Es musste ihr schon ziemlich wichtig sein, damit sie ihren Schlaf dafür opferte. Aber ich hatte ihr eine Nachricht geschrieben, dass ich wieder zu Hause war, als ich den Abend einigermaßen verdaut hatte. Es hatte gar nicht lange gedauert, bis mein Handy klingelte und Mira sich am anderen Ende meldete.
"Er war richtig lieb! Und er hat mir sehr weitergeholfen", erzählte ich inzwischen müde. Ich legte mich aufs Bett und kuschelte mich in meine Decke.
"Konnte er dir sagen, wer es war?" Sie klang furchtbar aufgeregt.
"Ja, konnte er."
"Und? Jetzt sag schon!"
"Er heißt Julian Draxler. Er spielt auch bei Schalke."
"Oh, lass mich googlen", quietschte sie und sagte eine Weile nichts. "Willst du mich verarschen? Gegen den bist du gerannt? Das ist ja der Oberhammer!" Sie klang so euphorisch. Ich konnte nur müde lächeln.
"Schon, aber was ist danach wohl passiert? Was wenn ich völlig unmöglich war? Ich meine, ich war total betrunken, ich könnte alles gemacht haben." Der Gedanke machte mir Angst.
"Du könntest ihn doch fragen", schlug Mira vor.
"Das hat Bene auch gesagt, aber ich weiß nicht so Recht..."
"Hat er dir gesagt, wie lange sie noch hier sind?"
"Nein, aber er hat mir seine Handynummer gegeben und..."
"ER HAT WAS??", schrie Mira ins Telefon. Ich hielt es sofort ein Stückchen weiter vom Ohr weg.
"Er hat mir seine Nummer gegeben."
"Seine echte?"
"Naja, zumindest ist er auf dem Profilbild bei WhatsApp drauf. Ich denk mal schon."
"Krass!"

So wirklich zu einem Plan kamen wir am Ende nicht. Mira bestand allerdings darauf, dass ich Bene morgen fragen sollte, wie lange sie noch hier waren. Ich versprach es ihr und legte kurz darauf auf, weil ich einfach nur noch schlafen wollte. Meine letzte Nacht war viel zu kurz und unruhig gewesen. Ich brauchte dringend meinen Schlaf!

Weil der nächsten Tag ein Samstag war, schlief ich erst einmal aus und machte mir dann ganz entspannt Frühstück. Heute Nacht hatte ich erstaunlicherweise gut und traumlos geschlafen, sodass ich mich ziemlich wach fühlte.

Aber da war die ganze Zeit dieses Handy. Mein Handy lag neben mir und schrie mich beinahe an. Einmal versuchte ich mir Miras Gesicht auf dem Bildschirm vorzustellen, wie sie mich böse ansah und verlangte, dass ich Benedikt schrieb. Das brachte mich dann doch ein wenig zum Lachen.
Um halb drei hielt ich das lautlose Geschrei dann nicht mehr aus. Ich schnappte mir mein Handy und öffnete den noch völlig leeren WhatApp-Chat mit Bene.

>Hallo Bene, ich bin's Hanna :)<

Ich schickte die Nachricht ab und wartete gespannt. Es dauerte gerade einmal fünf Minuten, da schrieb er zurück. Mein Herz setzte dabei fast aus, als mein Handy den leisen Piepton von sich gab, der mir sagte, dass ich eine neue Nachricht hatte.

>Hey :) Wie geht's? Alle Infos verdaut? :D <

>Ja naja schon. Glaub ich. Wie lange bleibt ihr eigentlich noch in München?<

>Ehrlich gesagt stehe ich gerade mit den Jungs am Flughafen. Wir fliegen gleich nach Marseille zu einem Auswärtsspiel.<

>Oh, ach so...<

>Hey, nicht traurig sein. Dein Julian kommt ja wieder :D :P <

>Sag ihm nichts! Bitte!!<

>Nein nein, werd ich nicht :)<

>Danke!<

>Du, ich muss los. Ich sag dir Bescheid, wenn wir wieder in Deutschland sind :)<

>Echt? Danke!!! Und viel Erfolg beim Spiel :)<

>Danke ;)<

Ich schickte Mira sofort einen Screenshot und bald darauf saßen wir zusammen auf meinem kleinen Balkon.
"Mira, was tu ich jetzt?"
"Du wartest, bis sie wieder da sind und dann besuchst du Benedikt", schlug sie vor, wobei sie seinen Namen mit Anführungszeichen in die Luft malte. 

Vielleicht hatte sie ja Recht? Ich wollte unbedingt wissen, was passiert war und wie dieser Julian so drauf war. Ich würde es mein Leben lang bereuen, es nicht zu versuchen. Also seufzte ich und nickte schließlich.

"Wie war's denn eigentlich bei Nick?", fragte ich, um das Thema zu wechseln. Langsam platzte mir der Kopf.
"Du lenkst ab! Aber es war toll", schwärmte sie.
"Also seid ihr jetzt endlich zusammen?", grinste ich.
"Nicht so ganz... Aber als wir zum Vapiano gegangen sind, hat er meine Hand genommen!"
Ich freute mich für sie und hörte mir alles aufmerksam an, froh darüber, abgelenkt zu werden.

Das ganze restliche Wochenende versuchte ich mich abzulenken und möglichst wenig über Bene und besonders Julian nachzudenken. Da kam es mir ganz gelegen, dass ich mich auch noch am Sonntag mit Mira traf und mit ihr über Nick redete. Als sie dann vorschlug, dass wir noch zusammen lernen könnten, fiel schon einmal eine Sorge von mir ab. Nämlich mein schlechtes Gewissen, das mir immer wieder vor Augen hielt, dass ich mein Testat wiederholen musste.

Am Montag in der Uni bekam ich dann jedoch mitten in meiner Anatomie-Vorlesung die  vernichtende Nachricht...

>Hey Hanna :) Tut mir echt leid, aber wir müssen überraschend zurück nach Gelsenkirchen. Wir nehmen in München direkt den Anschlussflug nach Dortmund, sry :(<

wanted stranger (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt