Kapitel 36

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Ich war immer noch total überwältigt davon, wie schnell auf einmal alles voran ging. Noch vor einer Woche hatte ich mir nicht erträumen können, überhaupt mit dem Projekt voranzukommen und jetzt war der Song fertig, Marie hatte ihre Hilfe angeboten und wollte nach Hallen in Berlin schauen, wir hatten einen festen Termin und die Einladungen für die YouTuber waren geschrieben. Ich musste nur noch auf Absenden drücken. Dann gäbe es kein Zurück mehr. Dann würden wir offiziell das Projekt durchziehen.

Ich sah mir noch einmal die Namensliste durch. Flo alias LeFloid stand da, Max alias Frodo, Robin Blase, David Hain, Anna alias Snappy, Vanessa alias Malwanne, Mirella, Kelly und Darkviktory mit Team. Von den Kölnern hatte ich nur Izzi und Felix auf die Liste gesetzt und dann nach kurzem Überlegen noch Julien Bam hinzugefügt. Wir würden den ein oder anderen besseren Tänzer gebrauchen können und Ju hatte von der Sache mit Taddl zumindest unmittelbar nichts mitbekommen.

Ich hoffte inständig, dass einige von den Leuten Zeit hatten und wir nicht noch einmal eine zweite Runde Einladungen verschicken mussten. Doch damit sie zusagen konnten, musste ich auf Absenden klicken. Und ich wusste selbst nicht wieso, aber ich hatte irgendwie Angst davor. Es war so ein großer Schritt.

Mein Handy vibrierte. Die erste Rückmeldung von den Cheerleadern! Ich hatte allen eine Nachricht geschrieben, in der ich ebenfalls genau erklärte, was wir vorhatten und fragte, ob sie in der besagten Woche Zeit hätten, mit uns nach Berlin zu fahren. Jana, Sophie und Sascha hatten natürlich schon zugesagt.

Ich öffnete WhatsApp. Es war Charly, eine von Janas Cheer-Mädels. Sie sagte zu!

„Was ist denn so lustig?", fragte eine Stimme dicht an meinem Ohr. Ich zuckte zusammen. Wie schaffte Steve es nur immer, sich so an mich anzuschleichen?

Er schnappte sich den Schreibtischstuhl neben mir und setzte sich schräg hinter mich. Ich hielt mein Handy so, dass er Charlys Nachricht lesen konnte.

„Die erste Cheerleaderin?", fragte er. Ich nickte.

„Und was ist mit den YouTubern?"

„Ich muss die Einladung nur noch raus schicken."

„Und wieso machst du es dann nicht?"

Natürlich hatte er auf seinem Bildschirm die offene Nachricht gesehen. Er hatte mir angeboten seinen PC zu benutzen, um sie zu schreiben.

„Ich weiß auch nicht.", sagte ich, „Ich hab irgendwie Bammel davor. Was, wenn keiner antwortet?"

„Ach, Lucy.", sagte Steve und legte den Arm um mich, „Sie werden schon antworten. Ganz bestimmt. Und außerdem weißt du das erst, wenn du die Nachricht abschickst."

„Ich weiß.", murmelte ich und lehnte mich an ihn. Steve war einfach immer da, wenn ich ihn brauchte und sagte auch immer genau das Richtige. Wieso war dieser Junge nur so perfekt? Er sah gut aus, war witzig, schlau, einfühlsam und immer für andere da. Er war wirklich perfekt.

„Soll ich die Nachricht abschicken?", fragte der perfekte Junge und riss mich damit aus meinen Gedanken. Ich zögerte kurz.

„Nein, dass muss ich machen."

Ich nahm die Maus und Steve meine andere Hand. Der Mauszeiger fuhr über den Bildschirm hin zu „Versenden". Steve drückte meine Hand. Ich drückte zurück und klickte auf das Icon. „Nachricht wird versendet" und dann „Nachricht versendet".

Ich atmete aus und merkte, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Steve zog mich von meinem Stuhl auf seinen Schoß und umarmte mich. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und versuchte mein schnell klopfendes Herz zu beruhigen, in dem ich schön langsam atmete. Doch dann merkte ich, dass es nicht wegen der Nachricht so schnell schlug, sondern weil ich gerade auf Steves Schoß saß, in seinen Armen und sein warmer Atem die Haut an meinem Hals streifte. Mein Herz begann noch schneller zu schlagen. Einerseits wollte ich weg von ihm, um mein dummes Herz endlich wieder zu beruhigen, doch andererseits auch nicht. Immerhin war ich Steve so nah gerade. Ich war regelrecht süchtig nach seiner Nähe geworden. Ich wollte nicht wieder auf Entzug gehen. Ich wollte immer in seiner Nähe sein.Ich wünschte mir, der Augenblick würde niemals enden. Steve offenbar ebenfalls, denn er unternahm keinen Versuch mich von sich weg zu schieben. Er hatte ebenfalls den Kopf auf meine Schulter gelegt und saß bewegungslos so da.

Dann merkte ich auf einmal, wie die Hand, die auf meinem Rücken lag, anfing, mich sanft zu streicheln. Sofort bekam ich eine Gänsehaut an der Stelle. Ich rührte mich keinen Millimeter. Zum einen weil ich total überwältigt von dem Gefühl war, das das in mir hervorrief und zum anderen weil ich nicht wollte, dass er aufhörte.

Wir zuckten beide zusammen als auf einmal mein Handy, das ich auf die Tischplatte gelegt hatte, anfing laut zu vibrieren. Schnell stand ich auf und ging zu meinem klingelnden Handy.

„Izzi" stand auf dem Bildschirm. Wie gern hätte ich den Jungen gerade umgebracht dafür, dass er uns gestört hatte.

Ich nahm den Anruf entgegen.

„Hey Izzi, was gibt's?"

Während Izzi mich begrüßte, sah wieder hinüber zu Steve. Er sah mich mit einem undeutbaren Blick an und grinste schief. Doch ich glaubte, auch etwas Enttäuschung darin zu lesen. Oder bildete ich mir das nur ein?

Born 2 Dance - SpaceFrogsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt