Kapitel 33

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war das Bett neben mir leer. Eigentlich wollte ich noch etwas liegen bleiben, doch gleichzeitig wollte ich auch zu Steve. Also lag ich unentschlossen im Bett rum.

Bis ich aus der Küche ein Piepen hörte und gleich darauf ein Kaffeeduft in meine Nase drang. Entschlossen schlug ich die Decke zurück und tapste nach nebenan.

Steve stand mit dem Rücken zu mir und einer Tasse in der Hand am Fenster und schaute nach draußen. Er musste mich rein kommen gehört haben, doch er drehte sich nicht um. Auf dem Tisch stand eine zweite Tasse mit Kaffee. Er hatte einen für mich mitgemacht.

Ich nahm vorsichtig die heiße Tasse, stellte mich schräg hinter Steve und sah auch aus dem Fenster. Das Wetter war total eklig. Es regnete und stürmte. Die dünnen Äste des Baumes im Innenhof wurden von einer Seite zur anderen gepeitscht.

Ich legte meinen Kopf an Steves Schulter und er legte den Arm um mich. Gemeinsam schauten wir weiter aus dem Fenster.

„Gut geschlafen?", fragte er irgendwann.

„Ja, deutlich besser als letztes Mal."

„Das freut mich."

Wieder Stille.

„Marti hat übrigens vorher geschrieben. Ich soll dich hochschicken sobald du wach bist."

Ich seufzte. Ich war noch nicht mal ganz wach während Marti wahrscheinlich schon wieder topfit war und sehnsüchtig darauf wartete, dass ich ihm Bericht erstattete.

„Wie weit seid ihr mit dem Song?", wollte Steve wissen.

„Relativ weit. Vielleicht kriegen wir ihn heute schon fertig. Das wär echt genial. Dann könnten wir direkt einsingen."

Langsam wurde ich etwas wacher. Keine Ahnung, ob das am Kaffee oder der Aussicht auf einen fertigen Song lag.

„Freu mich schon drauf, ihn zu hören.", sagte Steve.

Ich lächelte, auch wenn er das nicht sehen konnte. Es war gut gewesen Rick und Steve in alles einzuweihen. So hatte ich direkt noch ein paar Verbündete.

„Ich schätze, ich sollte hoch.", sagte ich.

„Nimm den Kaffee ruhig mit. Die Tasse gehört sowieso Rick."

Ich verabschiedete mich von Steve und ging nach oben zu Marti, wo ich natürlich wie erwartet erst einmalganz genau berichten musste, was alles vorgefallen war.

„Das ist so toll, dass ihr euch wieder versteht.", sagte ein total aufgedrehter Marti, kaum dass ich ausgeredet hatte, der es gar nicht erwarten konnte, weiter am Song zu arbeiten. Doch seine Freude übertrug sich immer mehr auf mich und so setzten wir uns wieder an den Songtext.

Die Stunden flogen nur so dahin und auf einmal war es Mittag und wir hatten beide Kopfweh, da wir in Martis kleinem Zimmer nicht einmal gelüftet hatten.

„Wollen wir bisschen raus?", fragte ich.

„Wir können ins Büro.", schlug Marti vor.

Also packten wir unsere Sachen und fuhren zum Büro. Da wir uns auf dem Weg noch etwas zum Mittagessen holen wollten, schrieb ich kurzerhand Steve und fragte, ob er und Rick auch etwas wollten. Als Antwort bekam ich eine Bestellung, die dreimal für die Beiden reichen würde. Ich zeigte es Marti und der meinte lachend: „Sieht wohl so aus, als wären heute ein paar mehr im Büro."

Und tatsächlich: als wir vollbeladen mit Essen eine Viertelstunde später im Büro ankamen war dort einiges los. Ich kannte einige der Leute aus Videos oder hatte schon mal von ihnen gehört, andere jedoch gar nicht. Wenn wir die letzten Tage im Büro waren, war es meist sehr ruhig gewesen.

Wir luden das Essen ab und Marti stellte mich erst einmal allen vor. Am Tisch und das Essen schon sehnsüchtig erwartend saßen Flo, Frodo, der mir als Max vorgestellt wurde und Olli, der anscheinend ihr Kameramann war. Etwas weiter standen Marie, Robin und David, die offenbar noch etwas besprachen.

„Sieht so aus, als würden sie heute NerdScope drehen.", flüsterte Marti mir zu, nachdem wir alle begrüßt hatten.

Wir setzten und gerade zu Flo, Max und Olli an den Tisch, als Steve, Rick und Anna noch zu der Gruppe stießen.

„Ich hab doch gesagt, hier riecht es nach Essen.", sagte Rick und schnappte sich eine Nudelbox.

„Hey, das ist meine!", protestierte Steve sofort.

Flo neben mir verdrehte die Augen und murmelte: „Wie ein altes Ehepaar."

Ichmusste lachen. Er hatte Recht. Wenn man die beiden Jungs etwas länger beobachtete, wirkten sie tatsächlich wie ein altes Ehepaar, das sich dauernd stritt, doch nie wirklich sauer aufeinander war. Es gehörte einfach zu ihrer Beziehung.

Dann wandte sich Flo zu mir: „Bist du zu Besuch da oder arbeitest du wieder mit Marti an was?"

„Arbeit.", sagte ich nach kurzem Zögern. Ich würde mich wohl nie daran gewöhnen, mein Hobby als Arbeit zu bezeichnen.

„Du singst echt gut.", schaltete sich Max ein.

„Ihr kennt meine Videos?", fragte ich ungläubig.

„Na klar. Immerhin hat Marti uns damals praktisch dazu gezwungen als euer Video zur Wahl rauskam.", sagte Max. Ich lächelte Marti dankbar an. Er war echt süß.

„Kam ja nicht so gut an.", meinte Flo vorsichtig.

„Eigentlich kam es für meine Verhältnisse sogar ziemlich gut an.", erwiderte ich, „Es hat halt polarisiert. Und da englische Untertitel geschaltet waren, war klar, dass sich viele in den Kommentaren aufregen würden. Was ich nur so witzig fand, war, dass sie mir vorgeworfen haben, gegen Trump und gegen Hillary zu sein."

„Wieso hast du überhaupt englische Untertitel geschaltet?", wollte Max wissen.

„Ich hab viele Freunde in Kalifornien, die sich immer beschwert haben, meine Videos nicht zu verstehen, weil keiner von denen deutsch spricht. Deshalb hab ich damit schon vor einiger Zeit angefangen."

„Du hast Freunde in Amerika?", fragte Max nach.

„Ja, ich bin halbe Amerikanerin."

Born 2 Dance - SpaceFrogsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt