Kapitel 16

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Steve hatte den ganzen nächsten Tag Zeit, was bedeutete, dass er den ganzen Vormittag auf dem Fußboden an seinem Handy verbrachte und mir dabei zusah, wie ich versuchte, Martis tänzerische Leistung zu optimieren.

„Nein, du musst nur das Handgelenk drehen und nicht den ganzen Arm. Guck, so.", versuchte ich Marti gerade einen Schritt zu erklären und dabei zu ignorieren, dass Steve mich schon wieder anstarrte. Das machte er schon die ganze Zeit. Wenn er gerade nicht mit seinem Handy beschäftigt war, starrte er mich an. Das machte mich total nervös, auch wenn ich versuchte, ihn nicht zu beachten.

„So?", fragte Marti und tanzte den Schritt dieses Mal nur mit einer Drehung des Handgelenks.

„Ja! Sehr gut!", rief ich erfreut. Wir kamen mit der Choreo voran. Wenn auch nur sehr langsam.

„Okay, nochmal ganz von vorne. Und versuch an alles zu denken, was ich dir gesagt habe."

Ich nickte Steve zu, der sich bereit erklärt hatte, den DJ zu machen. Er drückte auf Play und der Song schallte aus den Boxen.

Diesmal kamen wir schon weiter als beim letzten Mal, bis mir wieder eine Ungereimtheit im Tanz auffiel und ich Steve die Musik pausieren ließ.

„Okay, was machst du auf sieben, acht?", fragte ich Marti.

Er tanzte mir die entsprechende Stelle vor. Ich schüttelte den Kopf.

„Du musst mitzählen, sonst wird das nichts. Du bist einen halben Takt zu früh. Guck, bei sieben kreuzt du die Arme nach vorne. Auf den Takt. Zack. Und bei acht springst du. Nicht davor und nicht danach. Nochmal trocken ab fünf ok? Drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht. Ja, besser, viel besser. Nochmal von vorne."

Steve schaltete die Musik wieder ein und wir tanzten erneut. Diesmal kamen wir sogar bis zum Ende des zweiten Refrains, bevor wir erneut stoppen mussten.

„Ja, die Drehung, ich weiß.", sagte Marti sofort. Innerlich war ich ein bisschen stolz auf ihn, dass er inzwischen selber merkte, was er falsch machte.

„Ich weiß einfach nicht wieso, ich krieg sie einfach nicht hin. So klappt es, schau.", sagte Marti und drehte sich ohne große Probleme einmal im Kreis, „Nur während der Choreo komm ich einfach nicht ganz rum."

Ich konnte mir denken, woran das lag. „Hey, machen wir doch einfach eine kleine Pause und kümmern uns dann in Ruhe um deine Drehung.", sagte ich lächelnd.

Marti schlappte sofort hinüber zu Steve und seiner Wasserflasche, während ich noch ein paar Schritte vor dem Spiegel probierte, um zu sehen, wie sie wirkten.

So sah ich erst, dass Steve zu mir herüber gekommen war, als er praktisch direkt vor mir stand.

„Hey sorry, dass wir hier deine Zeit vertrödeln.", entschuldigte ich mich sofort.

„Hey, gar kein Problem.", antwortete Steve, „Ich schau euch gern beim Proben zu. Ist ehrlich gesagt echt interessant. Ich wusste gar nicht, wie viel Arbeit hinter so einem Video steckt."

„Das hier ist nur ein Bruchteil.", sagte ich, „Sich die Choreo erst einmal auszudenken, braucht meist viel länger. Die hier ist etwas einfacher gehalten, aber normalerweise sind das bis zu 20 Stunden."

„So lang?", fragte Steve überrascht.

„Ja, klar. So eine Choreo muss ja auch was hergeben. Und originell sein vor allem. Du hast keine Ahnung, wie nervig es ist, wenn du merkst, dass du gewisse Schritte schon in einem alten Tanz hattest."

„Denkst du dir alle Choreos selber aus? Bei euren ganzen Videos?"

„Ja, sind alles meine. Manchmal helfen Sophie oder Jana aus, aber den Großteil mach ich selber."

Steve kam einen kleinen Schritt auf mich zu und wieder einmal wurde ich mir bewusst, wie nah er mir war. Er wollte offenbar nur, dass Marti die nächsten Worte nicht mitbekam, doch mein Herz fing an, viel zu schnell zu schlagen.

„Du machst das übrigens echt gut mit Marti. Du kannst sowas echt gut. Anderen Leuten tanzen beibringen."

„Danke! Ist ja sozusagen mein Job.", sagte ich lachend.

„Sag mal, wie schaffst du es, dass Marti heute so verhältnismäßig normal ist? Du weißt schon, nicht so wie Marti normalerweise. Nicht so verrückt, ganz ruhig und konzentriert. So hab ich ihn glaub noch nie erlebt."

Wieder musste ich lachen: „Muss an der Anstrengung liegen."

„Dann müssen wir Marti wohl dazu kriegen, regelmäßig zu tanzen.", sagte Steve zwinkernd und beugte sich noch etwas zu mir.

Zu nah. Viel zu nah. Ich versuchte an etwas anderes als an ihn zu denken, um mich wieder zu beruhigen, doch es klappte einfach nicht. Auf die kurze Entfernung konnte ich viel zu gut seinen Duft riechen. Was machte er nur, damit er so gut duftete? Mir war noch nie jemand begegnet, der so gut duftete.

„Wollen wir weiter machen?", fragte ich schnell und beugte mich an Steve vorbei zu Marti, der nickte, seine Flasche weg stellte und wieder zu mir kam.

Steve schlenderte zurück zu der Stereoanlage und zog dabei sein Handy aus der Tasche. Wie zur Hölle konnte jemand so cool sein?

„Okay, zeig mir nochmal eine Drehung.", sagte ich zu Marti und versuchte mich mal wieder wie so oft die letzten Tage von Steve abzulenken.

Born 2 Dance - SpaceFrogsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt