Kapitel 30

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Wir waren auf dem Weg zum Flughafen und auch wenn ich genau wusste, dass ich es eigentlich nicht sein musste, war ich total nervös.

Marti und ich hatten den gestrigen Tag sowie den gesamten Vormittag damit verbracht, an dem Lied für das YouTube Cheerleading Squad zu schreiben. Und wir machten wirklich gute Fortschritte. Gemeinsam mit Marti funktionierte es auf einmal. Wir fanden richtig gute Reime, die sich zusammengesetzt echt nicht schlecht anhörten.

Doch es war auch verdammt viel Arbeit. Und da Marti und ich beide keine Menschen waren, die lange herum sitzen konnten, wurde es in Martis Zimmer nach einigen Stunden meist ziemlich beengt. Also wechselten wir den Raum und zogen in die Küche um oder gingen für einige Stunden in Martis Büro. Ich hätte mich liebend gern nach draußen gesetzt, aber dafür war es inzwischen einfach zu kalt.

Und wenn wir keine Ideen mehr hatten oder uns einfach nicht mehr konzentrieren konnten, übte Marti den Loop zu „Alles nur geklaut" und ich setzte mich auf den Boden, um mich zu dehnen oder ging eine Runde laufen.

Das half, aufgestaute Energie loszuwerden und den Kopf weder frei zu bekommen. Ich hatte in den letzten Tagen so wenig Sport gemacht wie schon seit Monaten nicht mehr und langsam merkte man mir das an. Ich wurde hibbelig und konnte immer weniger ruhig sitzen. Was sich natürlich auf Marti übertrug. Ich wartete nur darauf, dass wir uns die nächsten Tage noch richtig verkrachen würden deswegen. Bis jetzt war das jedoch zum Glück noch nicht passiert.

Deshalb war es ganz gut, dass ab heute wieder mehr Menschen um uns herum waren und wir nicht nur zu zweit waren.

Denn Steve, Rick und Anna kamen heute von ihrem Urlaub in London wieder und keiner von ihnen wusste, dass ich gerade auch in Berlin war. Das war so plötzlich dazu gekommen, dass ich es total vergessen hatte, ihnen zu erzählen.

Und da ich das Projekt noch geheim halten wollte, bis wirklich sicher war, dass es stattfinden würde, hatte ich auch Fragen, was ich hier machen würde, verhindern wollen.

Doch ich war mir ziemlich sicher, diese jetzt beantworten zu müssen.

Marti und ich legten unseren Weg größtenteils schweigend zurück. Am Flughafen angekommen stellten wir uns im Terminal zur Ankunft und warteten.

Wir mussten nicht lange warten, bis auf der Infotafel angezeigt wurde, dass der Flug aus London gelandet war. Kurze Zeit später erschien die Meldung, dass das Gepäck der Passagiere nun am Terminal angekommen sei und dann erschienen auch schon die ersten Leute im Terminal.

Plötzlich war ich total aufregt. Mein Magen spielte total verrückt. Gleich würde ich Steve wieder sehen. Wie würde er reagieren, wenn er mich so unerwartet hier sah? Auf einmal wünschte ich mir, ich hätte ihm gesagt, dass ich in Berlin war.

Dann ging die Tür wieder auf, aus der die gelandeten Passagiere kamen und Steve, einen Rucksack auf dem Rücken und einen Koffer hinter sich her ziehend, erschien. Er drehte sich um und hinter ihm durch die Tür kamen Rick und Anna. Offenbar redeten die drei über irgendetwas und waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie gar nicht nach jemandem Ausschau hielten, der sie abholen kam.

Annas Blick schweifte über die Menge und sie erkannte Marti – und mich neben ihm. Sie fing an, breit zu grinsen und machte die beiden Space Frogs auf uns aufmerksam.

Wenn man seinem Gesicht Glauben schenkte, freute sich Steve ziemlich, mich zu sehen. Alle drei kamen zu uns herüber.

„Was macht ihr hier?", fragte Anna und umarmte Marti zur Begrüßung.

„Na, euch abholen natürlich.", antwortete dieser.

Ich begrüßte zuerst Rick und dann Anna, die mir zuflüsterte: „Endlich wieder eine Frau!"

„War's so schlimm?", fragte ich lachend und wandte mich an Steve.

„Du hast keine Ahnung.", sagte Anna ebenfalls lachend während Steve mich in seine Arme schloss.

„Hey.", war alles, was er sagte, als er mich wieder los ließ und mich dann etwas merkwürdig anschaute. Ich konnte seinen Blick nicht deuten, aber die Schmetterlinge in meinem Bauch spielten total verrückt.

„Hey.", antwortete ich nicht sehr kreativ. Es war, als würde mein Gehirn einfach abschalten, sobald ich Steve gegenüber stand.

„Was machst du hier?", fragte Steve.

„Euch abholen."

„Nein, ich mein, was machst du in Berlin? Nicht, dass ich mich nicht freuen würde, dich zu sehen, aber was machst du hier?"

„Ich arbeite mit Marti an was.", sagte ich ausweichend.

Marti warf mir einen kurzen Blick zu. Er hatte den Anderen sofort von meiner Idee erzählen wollen. Anscheinend war er sich sicher, dass sie so gut war, dass wir sie auf jeden Fall umsetzen konnten. Ich war mir da jedoch nicht so sicher, deshalb hatte ich erst einmal niemandem davon erzählen wollen, was Marti schließlich akzeptiert hatte.

„Irgendwie arbeitest du grad dauernd mit Marti an was, kann das sein?", mischte sich Rick grinsend ein.

Wollte er etwa ...? Er wollte doch nicht andeuten, dass ich dauernd mit Marti arbeitete, weil ich auf ihn stand, oder? Oder dass ich nur mit ihm arbeitete, weil ich so Steve wieder sehen konnte. Denn obwohl das ein toller Nebeneffekt war, war das nicht der Grund. Marti war einfach der Beste, wenn es um Musik ging.

„Na, wenigstens eine hier weiß mein Talent zu schätzen.", sagte Marti, legte den Arm um mich und entschärfte so die Situation, ohne es auch nur zu merken. Oder hatte ich mich da gerade nur rein gesteigert und Rick hatte gar keine Andeutungen machen wollen?

„Wollen wir?", fragte Marti, „Das Auto steht gleich um die Ecke."

Die Rückfahrt war merkwürdig. Ich konnte nicht aufhören, über Ricks Andeutung nachzudenken. Ich dachte darüber nach, was ich davor gesagt hatte und ob ich mit Marti oder bei Steve irgendwelche Andeutungen gemacht hatte, die mich verraten konnten. Denn das Letzte, was ich wollte war, dass Rick herausfand, dass ich auf Steve stand. Denn dann würde er es sicher Steve erzählen und der würde mich darauf ansprechen und in Zukunft wäre es immer merkwürdig zwischen uns Beiden. Genauso wie mit Taddl. Noch ein Thema, über das ich nicht nachdenken wollte.

Inzwischen hatten wir Anna bei sich daheim abgesetzt und waren bei der Wohnung der Jungs angekommen. Da mein Kopf immer noch keine Ruhe geben wollte, sah ich nur einen Ausweg. Ich musste hier raus und mich mal wieder richtig auspowern.

„Marti, ich geh noch eine Runde ins Fitness-Studio.", sagte ich wie aus dem Nichts, als wir noch zu viert im Hausflur standen, „Wir machen nachher weiter, ok?"

„Klar, kein Problem.", sagte Marti sofort.

Ich verabschiedete mich von Steve, der mich wahrscheinlich aufgrund meines plötzlichen Weggangs etwas komisch betrachtete und verschwand in der oberen Wohnung in Martis Zimmer, um mich umzuziehen.

Born 2 Dance - SpaceFrogsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt