Kapitel 37

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Keine zwei Wochen später war es soweit. Wir waren zu zehnt auf dem Weg nach Berlin. Außer Jana, Sascha, Sophie und mir hatten sich noch einige Cheerleader aus Janas Squad bereit erklärt, uns zu unterstützen und die Woche mit uns nach Berlin zu fahren. Und so saß die bunte Truppe, alle in unseren Merchpullis, im Zug und sah zu wie dieser in den Berliner Bahnhof einfuhr. Alle waren total aufgedreht. Wie Cheerleader nun mal eben so sind.

Wir waren kaum ausgestiegen, als ich auch schon unser Begrüßungskommando entdeckte. Die Jungs hatten es sich natürlich nicht nehmen lassen, uns abholen zu kommen und so standen Marti, Rick und Steve am Bahnsteig und winkten mir zu. Natürlich hatten sie uns sofort entdeckt. Wir waren auch die Auffälligsten und wahrscheinlich auch die Lautesten. Charly hatte vorher mal gemeint, dass hier sei wie bei einem Schulausflug und so kam es mir auch vor. Nur dass ich die Lehrerin spielen musste.

Ich bahnte mir einen Weg zu den Jungs, begrüßte sie, versuchte dabei Steve nicht all zu viel länger als die anderen zwei zu umarmen und rief dann die Mädels und Jungs zusammen.

„Also das hier sind Rick und Steve, die uns freundlicherweise ihr Büro ausleihen, damit wir bei ihnen übernachten können und das hier ist Marti. Er ist für die Musik zuständig."

„Hallo Marti!", riefen zwei Cheerleaderinnen kichernd.

Ich musste lachen. Das könnte eine interessante Woche werden.

Als alle ihr Gepäck hatten machten wir uns auf den Weg zur U-Bahn, wo wir natürlich auch von allen Seiten angeschaut wurden. Die Mädels waren nun mal ziemlich laut und mit ihren blauen Pullis auf denen eine neongelbe Tänzerin abgebildet war auch auffällig unterwegs. Wir hatten den Merch erst vor kurzem in unseren Shop gebracht und waren total stolz darauf. Auf dem Rücken der Pullis stand groß: Born 2 Dance Crew.

Wie wir es schafften mit allen gemeinsam und heil in den 301+ Räumen anzukommen, grenzte fast an ein Wunder. Doch es klappte und während Steve den anderen eine kurze Hausführung gab, hatte ich ein paar Minuten Zeit, endlich mal durchzuatmen.

„Die sind ja schlimmer als ein Sack Flöhe.", stellte Rick fest.

Ich musste lachen. „Ja, manchmal schon. Aber wart ab, bis wir in der Halle sind. Du wirst sie nicht wieder erkennen."

„Also ich mag sie.", schaltete Marti sich ein.

„Das war ja klar. Immerhin sind die mindestens genauso aufgedreht wie du.", meinte Rick ironisch. Damit hatte er nicht einmal Unrecht. Marti hatte tatsächlich einiges mit den Cheerleadern gemeinsam.

„Vielleicht solltest du auch Cheerleader werden, Marti.", schlug ich aus Spaß vor.

„Nein danke, verzichte."

Jetzt, da die Mädels und Jungs mit Steve auf Büroführung waren, war es auf einmal sehr still in den Räumen geworden. Offenbar war sonst niemand da. Auf meine Nachfrage erklärte Rick, dass alle für diese Woche wohl das Weite gesucht hätten. Ich konnte es ihnen nicht verdenken. Ich hätte es wohl genauso gemacht.

Nach Steves Führung nahmen wir den Büroraum der SpaceFrogs in Beschlag, den sie in weiser Voraussicht schon ziemlich leer geräumt hatten. Wir hatten alle Isomatten und Schlafsäcke dabei und schlugen so unser Lager auf. Steve hatte mich eingeladen, die Woche wieder bei ihmzu schlafen, doch ich wollte lieber bei den Mädels und Jungs sein. Es hätte sich nicht richtig angefühlt, wenn ich als Einzige woanders schlafen würde. Stattdessen hatte ich Steve vorgeschlagen, dass er die nächsten Tage ja einfachmal hier schlafen könnte.

Nachdem wir uns eingerichtet hatten, beschlossen Sophie und ich den Nachmittag noch für ein Training zu nutzen. Immerhin hatten wir die Sporthalle, die Marie uns besorgt hatte, heute schon zur Verfügung und es war wahrscheinlich ganz gut, sich dort schon mal umzusehen und noch einige letzte Dinge zu besprechen, bevor morgen die YouTuber eintrudeln würden.

Marie hatte uns eine genaue Wegbeschreibung geschickt und mit Hilfe von Steve, Rick und Marti, die anscheinend den Nachmittag nichts mehr zu tun hatten, fanden wir die Sporthalle ohne Probleme.

Zu sagen, die Jungs waren beeindruckt, war wohl leicht untertrieben. Offenbar hatten sie sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie cheerleading eigentlich aussah bevor sie es sahen. Ich konnte ihren offenen Münder sehen, als Sascha, Lisa und Simone mich über ihre Köpfe hoben und ich problemlos mein Bein mit der Hand ergriff und den Heel Stretch für einige Sekunden ausbalancierte. (siehe Bild oben)

Als das Lied vorbei war und ich die Cheerleader kurz etwas trinken schickte, nahmen sie mich zur Seite. In Steves Blick lag etwas, das ich nicht deuten konnte. Doch ich bemerkte sehr wohl, dass er mich die ganze Zeit anstarrte. Ich versuchte mein Herz zu beruhigen und mich von ihm abzulenken, während ich Ricks leicht panische Frage beantwortete: „Und das da sollen wir machen?"

„Nein, keine Angst, das ist eine alte Routine, die wir vor einiger Zeit mal für ein Video entwickelt haben. Die für das jetztige Video sieht anders aus."

„Da bin ich beruhigt.",sagte Marti, „Ich hab echt keine Ahnung, wie ich es anstellen soll, Menschen so hoch zu werfen. Oder zu heben. Gescheige denn diese ganzen Sprünge."

„Also ein paar Stunts, das heißt das Hochheben haben wir schon mit drin. Und um die Sprünge wirst du auch nicht ganz herum kommen.", sagte ich lächelnd und fügte, nachdem ich Martis Gesichtsausdruck sah, noch hinzu: „Allerdings in einfacher versteht sich."

„Na dann.", sagte Marti, der nicht wirklich beruhigt schien und mich immer noch zweifelnd ansah.

Ich merkte, dass Steve sich gar nicht an dem Gespräch beteiligte und sah ihn fragend an. Er grinste nur.

Born 2 Dance - SpaceFrogsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt