-Louis-
Ich brauche nicht einmal meine Augen aufschlagen, um zu wissen, dass es seine Arme sind, welche mich an seine Brust drücken. Bei jedem Atemzug ziehe ich diesen einzigartigen Geruch ein. Seinen Geruch. Es ist so ruhig. Ein leichtes Kitzeln an meinem Hinterkopf verrät mir, dass Li seine Nase in meinem Haar vergraben hat. Wir liegen so eng aneinander, wie es im Schlaf möglich ist. Für meinen Geschmack nicht unbedingt nah genug, aber nah genug, um mich in Sicherheit zu wiegen. Leicht drücke ich mich noch etwas näher an ihn. Dies kommentiert Liam mit einem leisen Grummeln und schließt mich dann noch fester in seinen Griff. Seine Hand beginnt über meinen Bauch zu streicheln.
So liegen wir einfach da. Meinetwegen könnte die Ewigkeit an uns vorbeiziehen, es wäre mir egal. Es ist ein so merkwürdiges Gefühl. Gott, wie habe ich das vermisst. Wie hab ich es vermisst, so nah neben jemandem zu liegen. Jemandem, der mich lieben könnte, so wie ich ihn liebe. Wie lang ist das jetzt her, dass ich mich so sicher gefühlt habe wie hier. Hier neben ihm. Ich weiß es nicht.
Liam atmet einmal tief ein und aus. Ich muss lächeln bei dem Gedanken, dass ihn mein Geruch genauso beruhigen könnte, wie es seiner bei mir tut.
Ich könnte etwas sagen. Ich will etwas sagen. Etwas, wie: Morgen, Li. Aber ich hab Angst das hier zu zerstören, denn sein wir mal ehrlich, wenn wir aus dem Bett steigen und uns wieder anziehen, dann wird er wieder zu Sophia gehen und alles wird sein wie vorher. Wunder passieren eben nicht in der normalen Welt...
Oder zu mindest sind sie unwahrscheinlich. Ich meine, wie wahrscheinlich ist es, dass unsere Band noch lange ohne Zayn überlebt...
Zayn...
Es ist, als ob jemand ein schweren Stein auf meine Brust gelegt hat. Er ist der einzige Mensch, dem ich vermutlich mehr vertraue als Harry. Wenn ich Mum jetzt mal außen vor lasse.
Klar, Harry hat es irgendwie gewusst, dass ich auf Li stehe, aber Zayn, dem habe ich es erzählt. Und er vertraut mir bei manchen Sachen auch mehr als den Jungs. Warum sonst sollte er nur mir den wahren Grund seines Ausstiegs offenbaren?
Die anfänglich Freude ist fast vollständig verflogen und ich hab das Gefühl, dass Liams Griff plötzlich nicht mehr so fest ist wie vor wenigen Minuten noch. Wie auf's Stichwort zieht er mich enger an sich und vergräbt seinen Kopf in meiner Halsbeuge.
,,Danke, Lou...", flüstert er gegen meine Haut. Ein Schauer läuft meinen Rücken hinunter. Schläft er noch? Was meint er? Ich sage wieterhin nichts, immer hin könnte es noch immer sein, dass er tatsächlich noch schläft oder so. Ich will einfach nicht riskieren, dass das hier endet.
,,Du hast keine Ahnung, was ich meine oder?", seine Stimme klingt so süß, wie die eines kleinen Jungen im Halbschlaf. Gleichzeitig ist sie trotzdem tiefer als sonst. Wieder antworte ich nicht, woraufhin er leicht lacht. Eine Gänsehaut breitet sich auf meinem ganzen Körper aus. Dann erfüllen sich auch schon meine Befürchtungen.
Noch bevor ich es wirklich genießen konnte löst er sich von mir und schafft es irgendwie, dass ich auf dem Rücken und er neben mir noch immer auf der Seite liegen. Seinen Kopf stützt er lässig und ein wenig verschlafen auf seiner rechten Hand ab. Fehlt nur noch, dass er seine Linke in die Hüfte stämmt und 'Draw me like one of your Frenchgirls' sagt. Er grinst mich an.
,,Wegen gestern Abend... Ich weiß nicht, wann ich mich das letzte Mal jemandem so geöffnet habe... Und, es klingt vielleicht scheiße, aber es hat geholfen, dass du... Du-du bist doch wirklich schwul oder?"
,,Ähm, ja...", murmle ich verwirrt.
,,Gut...", jetzt lässt auch er sich auf den Rücken fallen und fährt sich dann mit beiden Händen einmal durch's Gesicht.
,,Ist alles in Ordnung?", frag ich zögerlich.
,,Hm? Ja, glaub schon. Mein Kopf dröhnt nur höllisch."
Ich muss grinsen. Bei der Menge Alkohol, die er gestern getrunken hat nicht ungewöhnlich. Vor allen Dingen wenn man bedenkt, dass er normalerweise auf Partys nicht viel trinkt.
Jetzt, wo der schöne Moment vorbei ist, kann ich mich auch anziehen, also setze ich mich auf, schau mich einmal im Zimmer um und, nachdem ich das Meiste meiner Sachen vor meinen Füßen ausgemacht habe, stehe ich auf. Das ich beginne mich anzuziehen, muss ich, glaub ich, nicht noch erzählen. Ich spüre seinen Blick auf mir, dann höre ich ihn leicht lachen.
,,Warum bist du-", seine Stimme bricht ab. Ein rascheln ist zu hören, dann ist da wieder seine Stimme: ,,Warum sind wir nackt?" Seine Stimme klingt total erschrocken. Ist das sein ernst? Erinnert er sich denn nicht an gestern Nacht? Mit Shorts an meinem Körper, wenigstens hab ich jetzt 'was an, drehe ich mich zu ihm um. Verwirrt blicke ich ihn an. In seinen Augen liegt Schock und blankes Entsetzen. Aber noch etwas. Etwas, das mir zu verstehen gibt, dass er tatsächlich keine Ahnung mehr hat.
,,Was? Was ist passiert?", fragt er ein ganz klein wenig hysterisch.
,,An was genau erinnerst du dich noch?", glaub mir, ich hätte diese Frage nicht gestellt, wenn ich gewusst hätte, das nach ihr jedes Wort, das in diesem Raum fällt, mein Herz ein Stück weiter aus einander reißt.
,,Ich bin hergekommen, ich glaub, ich hab die Toilette gesucht, oder so. Wir haben geredet und dann... Keine Ahnung, was dann... Ich meine wir haben ja nicht mit einander geschlafen, oder? Das ist nicht möglich! Ich meine, ich bin nicht schwul! Und du stehst doch so wie so mehr auf Harry als auf alles andere.", er redet sich schon fast in Rage.
Wütend atme ich tief ein, schließe meine Augen und wütend atme ich wieder aus.
,,Mal davon abgesehen, dass ich nicht auf Harry stehe und das auch noch niemals tat, haben wir nicht mit einander geschlafen!", die Worte kommen viel zu schnell über meine Lippen.
,,Ich würde Sophia auch niemals betrügen! Außerdem könnte ich es gerade gar nicht...", der zweite Teil kommt als nicht mehr als ein Flüstern seine Lippen. ,,Was ist dann passiert?"
Wieder schließe ich kurz meine Augen. Die Wut hat das hier begonnen, doch ist sie jetzt nicht mehr hier, um den Kampf zu Ende zu bringen. So ein feiges Arschloch. Aber auch ohne sie schaffen es die Mauern aus Selbstschutz und die Trauer, die sich in meinem Körper breit macht, die Situation zu überleben.
,,Nachdem wir festgestellt hatten, dass unser mehr oder weniger selbstmitleidiges Kuscheln auf dem Boden echt unbequem war, haben wir beschlossen, uns ins Bett zu legen. Wir sind auf gestanden. Du hast angefangen auszuziehen und dich dann ins Bett gelegt. Und ich dachte mir, fuck it!"
,,Ok...", er zieht nicht mal in Erwähnung, das ich lügen könnte. Wieder fährt er sich mit seinen Händen übers Gesicht. Plötzlich fühle ich mich so schäbig und gleichzeitig so benutzt. Ich kann mich gar nicht mehr schnell genug anziehen.
,,Fuck, wie spät ist es?", reißt Liam mich wieder aus meinen Gedanken. Da ich gerade meine Hose angezogen hab, hab ich schnell mein Handy parat.
,,13.30"
Er springt auf und fängt an sich blitzschnell anzuziehen: ,,Soph macht sich bestimmt eine Menge Sorgen..." Auch ich ziehe mich schnell an. Als wir fertig sind und sicher sind, dass wir alle unsere Sachen wieder haben, nimmt er mich noch einmal in Arm: ,,Danke für alles... Und sorry, wegen eben..." Dann löst er sich von mir und, bevor ich etwas erwiedern kann, fällt die Tür hinter ihm ins Schloss.
Wunder passieren eben nicht in der normalen Welt.
Wenigestens weiß ich jetzt wieder, warum ich niemanden an mich ran lasse. Es mag eben einfach keiner, wenn jemand so mit deinem Herz umspringt. Es erst so hoch schlagen lässt, nur um es dann aus meiner Brust zu reißen, mit der bloßen Hand zu zerquetschen, es auf den Boden zu schmeißen und auf die Scherben zu treten.
Wenigstens weiß ich jetzt, warum es sich merkwürdig in seinen Armen angefühlt hat.
Wenigstens weiß ich jetzt, dass ich dazu verdammt bin, alleine zu leben, alleine zu sterben.
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Diary [Narry Storan ff]
Fanfic,,Siebte Woche!" Siebte Woche... Das mit Perrie und mir ist jetzt sieben Wochen her. Zayn sagte aber nicht 'Sieben Wochen' oder 'Vor sieben Wochen', er sagte 'Siebte Woche'. Total verwirrt sehe ich ihn an. ,,Sie ist schwanger, du Arsch!" und dann he...