Kapitel 5 -Treffpunkt in der Männertoilette-

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Sein breiter Rücken, der mich faszinierte und mich nicht den Blick senken ließ, wurde umgekehrt und ein wütender Cem schaute zu uns herüber. Sein Augen glühten nur vor Wut und fast bekam ich es mit der Angst zutun.

Nein, ich darf jetzt nicht aufgeben und ihm alles überlassen. Ich darf mir nicht eingestehen, dass das ein böser Fehler war. Er hat mich zerstört, also hat es er nur zu verdient., dachte ich mir und raffte mich zusammen. Die Schulter nach hinten gezogen, den Rücken gerade, den Bauch angespannt und meine Brust ausgestreckt. Selbst Blair ließ sich nicht einschüchtern und nein, sie spielte es nicht. Ich kann mich nicht an einen einzigen Moment erinnern, wo sie sich zurück gezogen hatte oder etwas bereute. Ohne Blair würde mir der Mut fehlen, nicht nur bei dieser Sache, sondern auch bei anderen Dingen in meinem Leben. Ohne sie wäre ich niemals zustande, es weit zu bringen.

Cem's Blick durchlöcherte mich förmlich und mein Selbstbewusstsein von vorhin verließ mich, falls ich über eins hatte. Innen wirkte ich unsicher, aber ich ließ es mir äußerlich nicht anmerken.

Seine Hände ballten sich zu Fäusten und beinahe dachte ich, dass er auf uns zu kommen würde, aber das tat er nicht. Er sagte etwas zu den Männern, dass ich nicht verstehen konnte, wegen der etwas weiten Entfernung.

Dann wandte er sich ab, lief in die hinterste Ecke und verschwand aus unserem Blickfeld. Überrascht schauten Blair und ich uns gegenseitig an. Überrascht, über seine Reaktion und diesem Abgang.

"Was war das denn?", staunte meine Freundin. "Keine Ahnung."

Keine paar Minuten später kam ein Kellner auf mich zu. "Mister Akin möchte Sie sprechen."

Ich schluckte den Kloß hinunter und schaute panisch zu Blair.

"Sie geht nirgendwohin und schon gar nicht ohne mich!" Sie regte ihr Kinn in die Hohe und wirkte befehlerisch.

"Es ist dringend. Sonst zeigt er Sie an, sollte ich Ihnen berichten."

"Ich nach das schon, Blair." Sie sah mich erst mal mit dem Blick sicher-dass-du-das-durchziehen-willst an.

"Wenn was ist, ich bin hier." Sie drückte mir meine Hand, lächelte mir munternd zu und ich folgte dem Dinner, der mich in die Männertoilette führte.

"Da gehe ich ganz sicher nicht rein.", zickte ich und schaute rüber zum Kellner. "Ich muss Sie nicht erinnern-" "Schon gut.", hielt ich ihn an, kratzte mein Stückchen Würde auf und maschierte hinein. Doch mir wurde mulmig zumute und selbst das Stückchen Würde, legte ich zur Seite, aus Sicherheitsgründen.

Da stand er. Ünerragte mich fast über drei Köpfe, mit einer dominanten Haltung und diese Selbstbewusste Ausstrahlung. Er wirkte mit einmal kalt und ich konnte keine Emotionen in seinen Augen aus machen. Etwas ängstlich blieb ich an einem Fleck und rührte mich nicht.

"Komm her.", befahl er. Ich schüttelte meinen Kopf, nicht fähig zu sprechen. "Wird die Tür aufgemacht, kannst du verletzt werden.", warnte er mich und ich rutschte von der Tür weg.

"Ich warte." Auf was? Ach, stimmt. Er kann keine Gedanken lesen und das auch zu meinem Glück. "Auf was?" Meine Stimme klang beherrscht zu meiner Überraschung. "Auf eine Erklärung." Ich denke, er meint da von vor eben. Jetzt, wo ich die Situation in meinem Kopf abspiele, muss ich mir ein Lachen verkneifen. Wer wüsste, was er getan hätte, wenn ich ihn ausgelacht hätte.

Apropo, er trug diesmal einen anderen Anzug. Einen in hell grau. Vermutlich hatte er sich umgezogen, bevor er sich so blicken lassen hätte.

"Ich wollte Rache an dir nehmen." Und die habe ich auch bekommen. Er lachte. Sein lautes Lachen vibrierte in meinen Ohren und klang wie Musik. Musik, die ich mir hätte jeden abspielen können.

"Wir sind uns beide etwas schuldig." Verwirrt sah ich ihn an. Was verlangte er noch? Er hatte er nicht schon genug? "Geh mit mir aus.", beichtete er ruhig. Als wäre es das normalste der Welt. Als würde er verkünden, wie das Wetter heute drauf ist.

Mein Herz setzte aus. Mein armes, armes Herz machte so viel durch, seit dem ich Cem Akin kannte. Irgendwann müsste man sich nicht wundern, wenn ich doch mal einen Herzinfarkt bekam oder eine anderen Krankheit. In meinem Unterleib kribellte es und nicht nur das spielten meine Gefühle verrückt, selbst auf meiner Haut prickelte es und dieses Gefühl gefiel mir. Es gefiel mir, wie ich mich jetzt in diesem Moment fühlte.

"Warum sollte ich das tun?" Auch, wenn ich die Antwort wusste, wollte ich seine hören. "Ich schulde dir was, du mir. So sind wir quett." "Denkst du, das macht es besser, was du getan hast?", geifte ich und Trauer über kam mich, als ich an letzte Nacht dachte.

Cem kam mir näher und bei jedem Schritt zog sich mein Brustkorb quälend zusammen und schnürte mir beinahe die Luft. Diese Hitze, die ich fühlte bei jedem mal, als er sich nährte, brachte mich fast um. Mein Herz hatte sich bis eben noch beruhigt, doch fing an wie verrückt zu klopfen. Was war los mit mir? Seit wann fühlte ich so und seit wann macht mich die Gegenwart eines Mannes verrückt? Ich kannte ihn gerade mal einen Tag, wenn das kennen nennen konnte und er hatte mir meine Ehre weg genommen. Also, warum zum Teufel, reagierte mein Körper auf ihn so...so komisch?

Nun stand er vor mir. Ich fühlte mein Herz bis zu meinem Hals klopfen. Bald würde es mir aus dem Mund springen, wenn das so weiter lief.

Er streichte eine braune Strähne von meinen offenen Haaren hinter Ohr. Elektrische Stöße durchzogen jede Hautpartie. Meine Beine wurden wackelig und ich drohte gleich um zu kippen. Mit Mühe bekam ich meine gesammelte Spucke runter.

"Lass mich dich kennenlernen.", raunte er und würde er mich mit seinem starken Arm, der sich kräftig um meinen klammerte, nicht festhalten, läge ich schon längst auf dem Boden und wäre, so tollpatschig wie och bin, gegen das Waschbecken geknallt und hätte mir eine Gehirnerschütterung geholt.

"Morgen. Vor Blairs Tür. Um neunzehn Uhr. Verbring die Nacht mit mir." Es war keine Frage, eher ein Befehl. Automatisch nickte ich und meine Augen huschten auf seine Lippen, die nahe an meinen standen. Sein Atmen prallte gegen mein Gesicht und kurz darauf ließ er von mir locker und ging aus dieser Tür raus.

Verdutzt und sprachlos stand ich da. Meine Gefühle konnten sich nicht richtig zu ordnen und so verweilte ich eine Weile hier. In der Männertoilette.

So wie es das Schicksal wollteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt