Kapitel 32 -Ein guter Freund-

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Gelangweilt starrte ich vor mich hin. Vor mir lagen meine Hausaufgaben und die Sachen, die ich für die Prüfung lernen musste. Doch nichts gescheites wollte in meinem Kopf eindringen, sodass ich achtlos den Stift fallen ließ und mir frustriert durch die Haare ging. Es war inzwischen so viel passiert, dass ich nicht wusste, wie ich mich auf die wichtigen Sachen konzentrieren sollte. Eigentlich dachte ich mir, dass mein Leben weiter ginge, nachdem ich Cem abserviert hatte. Aber anscheinend war das nur eine Wahnvorstellung gewesen. Vor allem die Sache mit Blair nahm mich mit. Ich war wütend über mich selbst, dass ignoriert zu haben und die Tatsache, erst jetzt bemerkt zu haben, dass Damian, ihr Ex sie quälte. Ich hasste mich und meinen Verstand, der einfach die Dinge nicht loslassen wollte. Das mit dem nach vorne sehen ging schlecht, den anscheinend spürte mein Herz, dass dieses Thema noch nicht abgeschlossen war. Aber ich wusste nicht, wie ich handeln sollte. Wie ich Cem behandeln sollte, oder wie ich Blair helfen konnte. Ich wollte für beide Personen da sein, doch sie schlossen mich aus und taten sie, als gäbe es meine Gefühle nicht. Als gäbe es mich nicht und das regte mich auf. Ich war ihnen nicht wichtig und scheinbar dachten sie, dass sie mir nicht wichtig waren. Da lagen sie falsch. Den beide waren mir wichtig und ich würde sie nicht einfach abstoßen. Egal, welches dunkle Geheimnisse sie hüteten. Ich hatte nicht wirklich Cem von mir abgestoßen. Ich brauchte nur etwas Abstand und Freiraum. Meine Gefühle brauchten ihre Ruhe, genau so wie ich. Den Stress war nicht gut für eine Schwangerschaft und den hatte ich leider ziemlich oft gehabt. Also musste ich mir etwas Platz anschaffen, um drum herum zu kommen. "Ahlam?" das Klopfen der Tür entging mir nicht. Das Gesicht meines Bruders tauchte auf und ohne nach zu fragen, schlich er sich herein und setzte sich auf mein Bett, links von mir. Vor mir lag mein Fenster, wodurch ich hindurch schaute und seine Blicke auf mir nicht beachtete. "Ich finde es toll, was du gemacht hast. Du brauchst dich dafür nicht zu verurteilen." Malik wusste davon. Von unserem Gespräch, zwischen Cem und mir. Blair hatte es ihm berichtete und sie war der Meinung, dass er der bessere Gesprächspartner war. Anscheinend war sie noch sauer auf mich. Ich stöhnte bei dem Gedanken auf. "Das tue ich nicht. Nur kreisen mir ständig die Gedanken im Kopf und ich bin fast am Explodieren.", jammerte ich und ließ meine Stimme genervt klingen. Malik schnaubte. "Das kommt auch davon, weil du jemanden zum Reden brauchst. Und das vernachlässigst du in letzter Zeit. Blair und ich sind für dich da." Seine Hand ruhte auf meinem Arm. Augenblicklich wurde es an dieser Stelle warm und ich dankte ihn innerlich für diese Geste.

"Blair ist sauer und du..." kurz schaute ich ihn an, bevor ich weiter sprach. "Du tickst dann bestimmt aus, wenn Cem mal was falsches macht." "Erstens; Natürlich muss ich das. Ich bin dein Bruder und Zweitens; er macht immer etwas falsch. Langsam hab ich es satt, wie er jedes Mal kit deinen Gefühlen spielt und wie er dich behandelt. Du rennst ihm hinterher, und noch dazu bist du schwanger. Nur wegen ihn, verlierst du deine Familie!", warf er mir vor und ich hörte die Wut in seiner Stimme, die er versuchte fernzuhalten. "Familie?! Was für eine Familie, bitte? Sie würden mich mit einem Mal abstoßen, wenn ich nur auch einen Fehler begehe! In ihren Augen muss ich perfekt sein und das kann und bin ich nicht! Ich bin ein Mensch und Menschen sind niemals perfekt, Malik! Ich zerbreche daran und nicht ihr! Ich bin diejenige, die sich immer alles hat gefallen lassen und ich bin es satt, wie eine Marionette behandelt zu werden und diese Schwangerschaft ist das Beste, was mir jemals passiert ist!", sagte ich und das Zittern in meiner Stimme machte sich bemerkbar. "Verschwinde!", schrie ich. Ich wollte meine Tränen freien Lauf lassen, aber nicht vor ihm. Ich wollte nicht schwach wirken. Ich wollte wissen, dass sie wussten, wie stark ich war. "Raus!", wiederholte ich mit der gleichen Tonlage. Reue tat sich in seinem Gesicht auf und stumm leistete er meiner Aufforderung Folge. Sofort als er draußen war, schmiss ich die ganzen Sachen von meinem Schreibtisch. Diesmal war da keine Vase, sodass ich wütend den Stuhl umfallen ließ. Ich schnappte mir meine Jacke und rauschte hinunter. Frische Luft würde mir jetzt gut tun.

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Die leichte Wind spielte mit meinen Haaren und schenkte mir etwas Trost. Die Kälte drang durch meine Jacke und ließ mich etwas erzittern. Doch es war nicht vergleichbar wie mit meinem Inneren. Den dort herrschte ein Sturm und die Menschen, die ich liebte waren die Sonne, oder der Regen. Sie konnten mich auferhellen, oder verdunkeln. Und Meist trat die zweite Variante häufig vor. Die Erste kam selten zum Vorschein und wenn, dann für einige Minuten. Diese Minuten waren so. kostbar, wie das Atmen. Ich hielt sie gern fest, den ich brauchte sie. Ich brauchte sie, um zu überleben. Damit meine Seele überlebte und nicht vollkommen daran kaputt ging. Diese Minuten waren alles, was ich hatte. Es waren die schönen Momente, die zwar kurz, sich aber toll anfühlten. Und ich liebte dieses Gefühl von Schwerelosigkeit. Es fühlte sich befreiend an, wenn man darüber nachdachte. Bis die Probleme auf einen herein stürmten, ohne Vorwarnung und dann ging alles den Bach hinunter.

Meine Tränen hielt nichts mehr auf. Sie liefen und kannten keinen Halt. Sie waren bis jetzt die Einzigen, die immer für mich da waren. Wie sagt man so schön; deine Tränen sind wie beste Freunde. Sie kommen, wenn du sie brauchst. Dieser Spruch hatte etwas an sich und das war die Wahrheit. Die bittere Wahrheit, die mir gehässig ins Gesicht lachte. Gequält schaute ich zu Boden und ließ Die Kälte meine Gedanken übernehmen.

"Ahlam? Alles okay?" Ich knallte gegen etwas hartes. Beinahe wäre ich runter gefallen, wenn die starke Hand, um meine Taille nicht gewesen wäre. Enttäuscht, hob ich meinen Kopf und schaute in braune Augen. Auf einer Seite, hatte ich mir erhofft auf eine andere Person anzutreffen... "J-ja....", brachte ich unvorbereitet heraus. Der Arm schenkte mir leider nicht das bekannte Kribbeln, wonach ich mich sehnte. Ich wollte das Kribbeln spüren und das von Cem. Sofort ließ der starke Druck von mir ab und erleichtert atmete ich aus, den es war mir etwas unangenehm gewesen, von ihm angefasst zu werden. Auch wenn er es gut meinte. "Das glaube ich dir nicht." Schmunzelnd betrachtete Elyas meine Miene, die etwas drein schaute. Ich zwang mich zu einem Lächeln, was die Mundwinkel meines Herzens tiefer sinken ließ. "Elyas, ich kenne dich nicht gut und glaub mir, meine Probleme würden dir dein Leben erschweren. Lieber trage ich sie mit mir herum, anstatt sie um mich zu werfen." Unschuldig zuckte ich mit meinen Schultern. Seine Augen erhellten sich bei meinen Worten und sein Grinsen wurde breiter. "Mit mir kann man über so was sehr gut reden. Ich hatte mal Psychologie studiert und desöfteren hörte ich mir Probleme anderer Leute an. Also, nur zu. Heul dich bei mir aus." Es war mir neu gewesen, dass er auf so was spezialisiert war. Und es beruhigte mich auch irgendwie. Den es tat gut, diese Worte aus seinem Mund zu hören und ich meinte, wieso nicht. Ein offenes Ohr würde mir nicht schaden. "Wie wäre es, wenn wir uns in einem Park setzen. Es sei denn, du möchtest etwas essen.", schlug er vor. Hunger hatte ich nicht, ich würde mich viel lieber etwas zur Ruhe setzen und kein Essen in mich hinein stopfen. "Der Park wäre gut...", entschied ich mich und das Lächeln verging ihm nicht.

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"Also, Cem ist der, der dich immer verletzt und obwohl er es tut, empfindest du etwas für ihn. Aber was du fühlst, kannst du nicht so ganz deuten.", fasste er nochmal alles zusammen und ich nickte. Er lachte und mich ließ es meine Stirn runzeln. Wieso lachte er? Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen, ihm alles zu erzählen. "Ich denke, du solltest den Abstand beibehalten. Nur so sammelst du dich wieder und kannst dich aufraffen." Sein ehrlicher Blick verriet mir, dass er seinen Ratschlag ernst meinte. Er hatte Recht, doch meine Leere sehnte sich nach Cem. Sie wollte gefüllt werden. "D-da ist noch etwas...", murmelte ich beschämt. Seine Miene forderte mich fort zu fahren. "I-ich bin von ihm schwanger....", beendete ich den Satz und nervös spielte ich mit meinen Fingern. Augenblicklich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. "Das ist okay. Du brauchst dich dafür nicht zu schämen. Eine Schwangerschaft ist etwas tolles und diese Momente solltest du festhalten. Liebe sie, und sehe sie nicht als eine Art Fehler an. Nur so machst du dich glücklich." Mein Herz erwärmte sich und es pochte etwas schneller. Mein Mund bildete ein ehrliches Lächeln. "Danke...", stammelte ich und schaute wieder in seine funkelnd braune Augen. Gemeinsam standen wir auf, als wir noch etwas geplaudert hatten. Elyas bestand darauf, mich nach Hause zu begleiten, doch ich lehnte ab. Mein Herz pochte wieder glücklich. Elyas wuchs zu einem guten Freund und hoffentlich zu einer wichtigen Person in meinem Leben. Ich wusste nicht, weshalb Cem jedes Mal zu meinen hatte, er sei gefährlich. Wobei er nur versuchte nett zu sein und für mich da zu sein. Cem lag falsch und es könnte sein, dass beide eine schreckliche Vergangenheit hatten, doch sie sollten mich daraus halten. Ich hatte genug Schlamassel am Hals und das würde nur dazu beitragen, dass es sich der Fass füllte und bald explodieren würde. Und das wollte keiner von uns.

So wie es das Schicksal wollteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt