Es waren sechs Stunden, vierundzwanzig Minuten und 10 Sekunden vergangen in dem ich in meinem Bett lag und starr nach Oben auf die Decke starrte. Das einfarbige weiß verschaffte mir etwas Normalität im Leben, auch wenn es nur dazu beitrug, dass es eine Wandfarbe war und kein Gegenstand, oder eine Person, mit der man sich ablenken konnte. Langsam glitten meine Hände unter meinem Shirt und strichen vorsichtig über meinen Bauch. Ich konnte mir kein Lächeln verkneifen, den auch wenn diese Situation mehr als ungewohnt war, musste ich daran denken, dass ich ein Lind in mir trug. Es war erstaunlich, vor allem der Gedanke, dass ein kleines Wesen in dir aufwächst. Und nach der Geburt, kannst du es endlich in deine Arme halten und in die schönen Augen blicken, die dich alles vergessen ließen. So sehr ich mich auch freute, so wusste ich die Nachteile bei so was. Dieser Augenblick brachte Opfer mit sich, aber für mich als werdende Mutter lohnte es sich. Niemals hätte ich gedacht, jetzt hier zu liegen und mich zu freuen ein Kind zu bekommen. Nur noch. Mein Blick huschte zu meinem Bauch, doch ich konnte zum Glück noch keine kleine Wölbung sehen. Ich war seit einem Monat sozusagen schwanger. Früher hatte ich mal gelesen, dass es bei jedem unterschiedlich sei, wann man so was sehen konnte. Manche bekamen erst spät einen Babybauch zu sehen, die Anderen früher. Aber es war mir egal. Hauptsache es kam gesund und munter auf die Welt. Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken und unwillkürlich schaute ich genervt dahin. Mein Bruder trat mit einem kleinem Lächeln ins Zimmer ein und schloss leise die Tür hinter sich. "Und, wie geht es unserer Magersüchtigen Heute?", belustigt richtete er die Frage an mich. Mit meiner freien Hand, schnappte ich mir ein Kissen und warf es ihm über den Kopf. Jedoch wich er schnell aus und sein Grinsen wurde breiter. Ich hasste ihn dafür, dass er früher in einem Boxverein war und dafür, weil er so gute Reflexe dadurch hatte. Damals wollte ich so einem Verein auch beitreten, doch meine Eltern hielten es für absurd und schüttelten meinen Vorschlag ab. "Was willst du hier?", genervt legte ich meine Hand neben meiner anderen auf meinen Bauch. Sein Blick glitt kurz daraufhin und dann zu mir. "Wieso, so schlecht gelaunt?" Er lehnte sich an meinem Schreibtisch und musterte mich mit verschränkten Armen. "Malik, es ist so viel passiert, dass du nicht weißt." Das So zog ich in die Länge. Und ich hatte nicht mal Unrecht. Es war viel geschehen, von dem er keine Ahnung hatte und das Ganze aufzufassen, war weiter aus mehr als Anstrengend. "Dann erzähl es mir.", forderte er mich auf und ich konnte seinen fürsorglichen Blick ausmachen, doch ich schüttelte unbeholfen den Kopf. "Belassen wir es, okay?", bat ich ihn und er nickte. "Kannst du mir wenigstens sagen, um was es jetzt bei deiner schlechten Laune geht? Vielleicht kann ich dir einen Ratschlag geben.", schlug er mir als Kompromiss vor und das klang gar nicht mal schlecht. Ich musste nicht not dringend Namen erwähnen, damit er mir bei meinem Problemen half. Entschlossen nickte ich und richtete mich auf.
"Es ist so...und zwar, da gibt es jemanden, der Gefühle für meine Freundin hat. Doch verleugnet sie. Sie aber weiß, was in ihm vorgeht. Er hat ständig Geheimnisse und ständig blockt er sie ab. Er meint, es könnte niemals funktionieren und er würde ihr finanzielle Unterstützung anbieten, doch mehr ist er dazu nicht in der Lage." Diese Freundin war ich gemeint und dieser 'er' Cem. Aber Malik durfte so wenig wie möglich davon wissen, denn sonst würde er wütend werden und der ganze Mist konnte von vorne los gehen. "Vor allem beschützt er sie, weil er der Meinung ist, sie sei in Gefahr. Dennoch will er den Grund für sich behalten. Er ist in Einem und Allem sehr kompliziert.", beendete ich meinen Satz und knetete meine Finger. "Und wieso nimmt dich das so mit?" Mein Blick schoss zu ihm und ich konnte ausmachen, dass er mir das mit der Freundin nicht so Ganz abkaufte. Seine Oberarme spannten sich leicht an. "W-weil sie eine enge Bekannte ist und sie mir jedes Mal von ihrem Kummer berichtet.", log ich. Wissen nickte er und ich konnte den dicken Kloß in meinem Hals runter schlucken. Ich wusste, diese Ganze Lüge klang so unnatürlich. Und noch besser wusste ich, dass diese Lüge eines Tages entlarvt werden würden. Aber bis dahin konnte ich mich wappnen.
"Vielleicht gibt es einen Grund, wieso er sie von sich abstößt. Er ist mit allem überfordert und weiß momentan nicht, was er machen soll. Es könnte auch sein, dass er in der Vergangenheit schlechte Erfahrung gemacht hat und er deswegen kein Vertrauen mehr hat und lieber seine Geheimnisse für sich behält. Und wenn er dir diese nicht erzählen will, ist er dazu noch nicht bereit. Das Einzige was sie tun kann ist, ihm Zeit zu geben und zu hoffen, dass er zur Vernunft kommt." Ich ließ seine Worte mehrmals durch meinen Kopf gehen und verdammt, er hatte Recht. Cem war noch verschlossen und wenn ich auch noch die ganze Zeit auf ihn rum hackte, verschlimmert ich alles. Aber er und ich waren so stur und uns nie einig. Deswegen konnte das schwer werden. Doch seine verletzten Worte von gestern konnte ich nicht vergessen, sodass ich verletzt zur Seite schaute. "Es geht um dich... Stimmt's...", murmelte er. Stumm nickte ich und die Tränen flossen. Den es war schwer genug, dass jetzt auch mein Bruder, ein Familienteil davon wusste. Ich wollte niemanden mehr da rein ziehen. Ich wollte meine Scheiße selbst klären. Doch jedesmal kam es anders dazu und ich war wieder auf Hilfe angewiesen. Verzweifelt raufte ich mir meine Haare und verschaffte mir mehr Platz für meine nassen Tränen. Neben mir spürte ich, wie die Matratze an Gewicht zunahm. "Dieser Wichser...", fluchte er und wollte gerade seine Stimme Ausdruck verleihen, in dem er es hinaus schrie, doch mit einem stummen Blick flehte ich ihn an es zu unterlassen. Stattdessen steichelte er meinen Rücken auf und ab. Diese Geste war so beruhigend, dass sich mein Herz aufwärmte, aber nicht genug, um mich zu heilen. Es ließ meinen Tränen ihren Weg gehen, den mein Herz wusste, dass sie keinen anderen gehen konnte. Außer Aus meinen Augen.
"Empfindest du was für ihn..?", seine Stimme war so ruhig gehalten und es zerrte an seinen Nerven, dass er sich so benahm. Diese Frage kam so unerwartet, dass ich mit meinen Schultern zuckte. "Beruhige dich erstmal und dann können wir darüber reden.." Einverstanden über seinen Vorschlag, nickte ich und seine Hand entfernte sich. Somit auch seine Schritte, die mein Zimmer verliesen und nach unten folgten. Ich wüsste nicht mal, ob ich mich jemals beruhigen könnte. Den es nagte an mir. Alles wollte raus. Meine Gefühle wollten sich ausleben. Sie wollten nur so aus mir heraus sprudeln. Aus Wut schmiss ich eine Blumenvase um, die auf meiner Fensterbank stand. Traurig schaute ich sie mir an und spürte etwas warmes meine Hand hinunter fahren. Ich ignorierte den pochenden Schmerz. Die Vase lag zerbrochen auf den Boden und wenn man sie zusammen flicken würde, dann würde man trotzdem ihre Risse sehen können. Ihre Narben, dass sie mal gebrochen war, aber doch aufstand uns weiter kämpfte, bis nur noch Narben als Erinnerung zurück blieben. Die Erinnerung an alles schlimme, was man durchlebt hat. Doch diese schlimmen Erinnerungen konnte man mit den schönen Momenten ausgleichen. Sie ließen aus der schlimmen Vergangenheit, eine schöne Gegenwart werden. Und ich hatte immer noch Hoffnung, dass sich eines Tages alles etwas verschönerte. Das all die Wut, die Trauer und der Kampf sich gelohnt hatten.
Müde tapste ich ins untere Badezimmer, doch blieb auf der Treppenschwelle stehen, als ich eine mir bekannte Person erblickte. Sofort sackte mein Herz in die Hose und am Liebsten hätte ich mich auch dahin geflüchtet. Seine braunen Augen glitten zu mir, genauso wie seine Hände, in seinem Mantel. Er trug den gleichen vom letzten Mal, nur in schwarz getaucht. Geschockt über das Wiedersehen schaute ich zu meinem Bruder, der mich ebenso nett anlächelte. Was zum Teufel hatte dieser Elyas hier zutun?! "Ahlam, das ist Elyas Arslan. Er finanziert unsere Boxkämpfe, die jedes Wochenende statt finden.", stellte er mich ihm vor und so lernte ich seinen Nachnamen dazu kennen und sein Auftauchen in unserem Haus. Vermutlich kannten sich die Beiden, den sie schienen vertraut miteinander zu sein. "Du bist wieder in einem Boxverein?", krächzte Ich. Malik und Elyas mitleidigen Blicke entgingen mir nicht. "Ja, seit neustem. Unter der Woche wird trainiert und an den Wochenenden treten wir gegeneinander auf. Meistens kommen welche außerhalb des Boxvereins dazu und machen mit.", erklärte mir mein Bruder und ich nickte. "Ahlam, wie wäre es, wenn du mit kommst dieses Wochenende?", Elyas Stimme riss mich von Malik und ich wollte in diesem Moment ihm die Augen auskratzen, wegen seiner netten Art. Außerdem hatte er nicht erwähnt, dass wir uns schon mal über den Weg liefen. Mein Bruder warf ihm von der Seite aus einen bösen Blick zu. Irritiert schaute ich dahin und fragte mich, was ich daran so störte, dass er mich einlud. Also zuckte ich mit den Schultern und entspannte meine Arme wieder, um Luft zu holen. "Alles okay? Was hast du da gemacht?!", fauchte Malik und seine Kiefer mahlten. "I-ic-...Nichts...", unbeirrt ging ich ins Badezimmer und ignorierte ihre Blicke. Elyas musste mich wohl für psychisch labil halten. Erst der Heulausbruch auf der Straße vor ihm und dann noch das hier... Erschöpft schaute ich mein Spiegelbild an und schüttelte mich. Mit einem Seufzen holte ich den Verbandkasten raus und ignorierte die Nervenden Worte von Malik. Dann seine entfernten Schritte, gefolgt von seiner dampfenden Stimme.
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So wie es das Schicksal wollte
RomanceZwei Menschen, aus zwei verschiedenen Kulturen. Zwei unterschiedliche Personen, aus unterschiedlichen Welten. Ahlam, ein junges Mädchen dessen Leben mit nur einer Nacht auf dem Kopf gestellt wird. Sie wird mit der Vergangenheit und den Feinden von C...